Die Kirch-Krise beschäftigt seit Jahresbeginn die Finanzwelt, die Anteilseigner und die Presse. Die wichtigsten Ereignisse der jüngsten Zeit im Rückblick:
17. Dezember 2001 - Die bayerische Landesregierung gibt bekannt, dass sie trotz der jüngsten Spekulation um eine finanzielle Schieflage der Kirch-Gruppe weiter zu den Landesbank-Krediten für das Medienunternehmen steht.
20. Januar 2002 - Der Mediengigant Rupert Murdoch schließt in der "Welt am Sonntag" eine völlige Übernahme des Bezahlsenders Premiere, an dem er schon beteiligt ist, nicht aus.
30. Januar - Zwischen der Kirch-Gruppe und dem Axel-Springer-Verlag bricht ein offener Streit um die Rückgabe der
Springer-Anteile an ProSiebenSat.1 aus. Kirch kündigt rechtliche Schritte gegen Springer an, nachdem das Verlagshaus eine Verkaufsoption für die 11,5-prozentige Beteiligung geltend gemacht hatte.
2. Februar - Der "Spiegel" zitiert aus einem Brief des
Vizepräsidenten von Murdochs Firma News Corp, Arthur Siskind, an Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn, News Corp wäre sehr besorgt, wenn Kirch ausgewählten Gläubigern oder Aktionären finanzielle Vorzüge gewährte, "ohne News Corp vergleichbare Rechte einzuräumen".
5. Februar - Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer äußert sich kritisch über Kirchs Kreditwürdigkeit. Dass Breuer öffentlich über die Kreditwürdigkeit eines Kunden spricht, wird in der Finanzwelt mit Missfallen aufgenommen. Zugleich steigt der Druck auf Kirch.
6. Februar - ProSiebenSat.1 berichtet einen Umsatzrückgang auf 2,015 Milliarden Euro und einen auf 106 Millionen Euro halbierten Gewinn vor Steuern.
7. Februar - Die Bayerische Landesbank warnt die Deutsche Bank vor einem Alleingang im Fall Kirch.
8. Februar - Murdoch kündigt seinen Ausstieg bei Premiere an.
12. Februar - Die HypoVereinsbank bietet Branchenkreisen zufolge für Kirchs Anteil an Springer etwa 1,1 Milliarden Euro.
13. Februar - Ein Kirch-Sprecher bestätigt Gespräche mit
Berlusconis Mediaset über den Verkauf von Anteilen am spanischen TV-Sender Telecinco. Unterdessen sichert Rewe-Chef Hans Reischl, dessen Unternehmen rund sechs Prozent an Kirch Media hält, Kirch seine Unterstützung zu.
16. Februar - Die Kirch-Gruppe bestätigt, dass ein
Dresdner-Bank-Kredit über rund 461 Millionen Euro weiter verlängert wurde.
22. Februar - Die KirchMedia AG verschiebt ihre lang geplante Fusion mit ProSiebenSat.1 zu einem der größten europäischen Medienkonzerne auf unbestimmte Zeit.
25. Februar - Die Kirch-Gruppe verpflichtet den Wirtschaftsanwalt Wolfgang van Betteray, den Juristen Klaus Hubert Görg sowie den Unternehmensberater Hans-Joachim Ziems. Der neue Premiere-World-Chef, Georg Kofler, kündigt einen harten Sanierungskurs für den verlustträchtigen Abo-Fernsehkanal an.
11. März - Gläubigerbanken und Kirch-Gruppe beraten die Finanzlage des Konzerns.
20. März - Der Aufsichtsrat von Premiere beschließt massiven Stellenabbau und billigere Abos.
23. März - Die Kirch-Gläubigerbanken wollen dem Konzern mit einer kräftigen Finanzspritze helfen. In Bankenkreisen ist von rund 800 Millionen Euro die Rede.
29. März - Die Verhandlungen über die Rettung der Kirch-Gruppe werden ergebnislos vertagt. Nach Angaben aus Finanzkreisen konnten sich Gläubigerbanken und Investoren nicht auf einen notwendigen Überbrückungskredit einigen.
4. April - Die Chancen auf eine Rettung des Medienkonzerns schwinden weiter. Falls die Gespräche mit Banken und Gesellschaftern endgültig scheitern, will Kirch ein Insolvenzverfahren beantragen, hieß es aus Unternehmenskreisen.
5. April - Bei den Bemühungen, den von der Pleite bedrohten Kirch-Konzern zu retten, deutet sich eine überraschende Wende an. Am 8. April soll zeitgleich mit der Insolvenz der KirchMedia ein Rettungskonzept vorgestellt werden. Es sieht eine Auffanggesellschaft der vier wichtigsten Gläubigerbanken der Kirch-Gruppe vor.
7. April - Nach Angaben aus Bankenkreisen steht auch die Dachgesellschaft der KirchGruppe, die TaurusHolding, vor der Insolvenz.
8. April - Die KirchMedia GmbH ist pleite. Die KirchGruppe stellt für ihr Kerngeschäft einen Insolvenzantrag. Die Gläubigerbanken haben jetzt Massekredite zur Rettung des Unternehmens in Aussicht gestellt. Die lukrativen WM-Übertragungsrechte hingegen bleiben weiterhin in Kirchs Hand.
11. April - Premiere kurz vor dem Aus. Nach der Insolvenz von KirchMedia steht nun auch der Kirch-Ableger Premiere kurz vor der Pleite. 2400 Arbeitsplätze bei dem Pay-TV-Sender sind bedroht.
18. April - Geheimgespräche mit Bertelsmann. Bertelsmann-Vorstand Ewald Walgenbach hat sich angeblich mit Premiere-Chef Georg Kofler getroffen. Möglicherweise steigt Deutschlands größter Medienkonzern nach der Kirch-Insolvenz wieder ins Bezahlfernsehen ein.
19. April - Banken wollen Formel 1 veräußern. Um sich schadlos zu halten, wollen drei Kreditgeber Leo Kirchs offenbar die Mehrheit an der Formel 1 übernehmen und sie schnellstmöglich weiterverkaufen.
26. April - Die Kölner Handelsgruppe REWE ist grundsätzlich zu einer Kapitalerhöhung bei der Münchner Medien-Gruppe KirchMedia bereit. REWE hält rund 6 Prozent an KirchMedia.
26. April - Fußball-Bundesliga droht mit Boykott. Die DFL forderte den Kirch-Insolvenzverwalter Michael Jaffe ultimativ auf, zu erklären, ob die vierte Rate für die Fernsehübertragungsrechte gesichert sei. Sollte der Insolvenzverwalter dies nicht tun, erwäge man ernsthaft, dem Lizenznehmer KirchMedia die Übertragung des 33. und 34. Spieltages der laufenden Saison zu untersagen.
3. Mai - Leo Kirch zeigt Deutsche-Bank-Chef Breuer an. Leo Kirch hat den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, wegen Verrats von Geschäftsgeheimnissen, Kreditverleumdung und unbefugter Angaben angezeigt. Grund der Anzeige ist ein Fernsehinterview Anfang Februar, in dem sich Breuer über die Finanzlage Kirchs und das finanzielle Engagement der Deutschen Bank geäußert hatte.
7. Mai - Das Bezahlfernsehen der KirchGruppe, KirchPayTV, wird voraussichtlich am 8. Mai Insolvenzantrag stellen. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Branchenkreise. Der verlustreiche Kirch-Abosender Premiere könnte aber demnach von einem wahrscheinlichen Insolvenzantrag der KirchPayTV noch ausgespart bleiben.
10. Mai - Banken übernehmen Kirchs Springer-Anteile. Der 40-Prozent-Anteil der Kirch-Gruppe am Axel-Springer-Verlag wird für eine Milliarde Euro von einem Bankenkonsortium und der Verlegerwitwe Friede Springer übernommen.
12. Juni - Die Dachgesellschaft der gesamten KirchGruppe, die TaurusHolding, stellt beim Amtsgericht München Insolvenzantrag. Für Premiere stellen die Banken offenbar einen Überbrückungskredit bereit - dadurch soll der Sendebetrieb für die nächsten Wochen sicher gestellt werden.