wie oben beschrieben, gibt es 2 Varianten der Abhilfe im Collins-Fall:
1. SPS zurückgekauft und 16 Milliarden Dollar Steurnachlässe
2. SPS bleibt ausstehend und F+F bekommen 120 Milliarden Dollar zurück
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass eine Rekapitalisierung unter Variante 2 begünstigt wäre. Denn von den 150-200 Milliarden Dollar an benötigtem Kapital würden ja nur noch 30-70 Milliarden Dollar übrig bleiben, die man irgendwie auftreiben muss.
Aber diese Betrachtungsweise ist falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn Fannie und Freddie würden bei Variante 2 genau 86 Milliarden Dollar mehr benötigen, um die Kapitalanforderungen zu erreichen, obwohl sie 120 Milliarden Dollar vom Finanzministerium erhalten würden.
Verrückt, aber wahr. Lasst es mich erklären:
Die Kapitalanforderungen beziehen sich auf das Core Capital. Dieses Kernkapital muss 150-200 Milliarden Dollar betragen - falls diese Zahlen letztlich festgelegt werden. Es ist klar definiert, welche Werte zum Core Capital gezählt werden. Hierzu zählt beispielsweise das Paid-In-Capital oder die Retained Earnings bzw. das Accumulated Deficit, das sind negative Retained Earnings.
Auf Seite 262 von 295 des letzen Jahresberichts kann man sehen, dass Fannie's Core Capital derzeit einen negativen Wert von 121,389 Milliarden Dollar aufweist.
fanniemae.com/resources/file/ir/pdf/...sults/2017/10k_2017.pdf
Demnach bräuchte Fannie erst einmal 121 Milliarden Dollar, um auf 0 zu kommen. Falls man ihre Kapitalanforderungen auf 110 Milliarden Dollar festsetzen würde, müssten demnach 121 plus 110 Milliarden Dollar, also 231 Milliarden Dollar, aufgetrieben werden.
Auf den Punkt gebracht:
Bei Variante 2 würden 120 Milliarden Dollar zum Core Capital von F+F hinzukommen.
→ 120 Milliarden Dollar Paid-In-Capital
Bei Variante 1 würden 206 Milliarden Dollar zum Core Capital von F+F hinzukommen.
→ 190 Milliarden Dollar Retained Earnings
→ plus 16 Milliarden Dollar Steuervorteile, die irgendwann Retained Earnings würden
Kurze Erklärung:
Wenn man die SPS in Höhe von 190 Milliarden Dollar aus dem Stockholder's Equity nimmt, gleicht man das bilanztechnisch über Retained Earnings wieder aus.
Retained Earnings gehören zum Core Capital, SPS aber nicht!
Die Definition von Core Capital erfolgt nach gängigen Kriterien. Allerdings hat die Regulierungsbehörde, also die FHFA, dabei einen Bewertungsspielraum. Dessen Ausmaß ist mir nicht bekannt. Daher kann ich nicht ausschließen, dass meine Überlegungen unzutreffend sind.