Worauf wir gewartetet haben
Pizza aus dem Automaten
Die Pizza kommt demnächst nicht mehr aus dem Holzofen, sondern aus einem schnöden Automaten: geschnitten, verpackt und mit Serviette.
Was hat das Piemont schon mit echter Pizza zu tun? Gar nichts. Dieser Minderwertigkeitskomplex führt jetzt zur grausamen Rache: dem Pizza-Automaten
Das schöne Piemont im nordöstlichen Italien hat eigentlich wenig Grund sich zu beklagen. Es beheimatet mit dem Barolo und dem Barbaresco mit die wunderschönsten Weine ganz Italiens und weiß zudem noch mit seinen weißen Trüffeln und so manchen köstlichen Käsesorten vermögende Gourmets in seine Hügellandschaft zu locken. So weit, so gut.
Aber das „echte“ Italien, das weiß nun auch jedes Kind, liegt am Meer und duftet nach Tomaten, Basilikum und Pizza. Und es liegt auch nicht im Norden, am Fuße der Alpen, sondern im Süden, am Fuße eines Vulkans: in Neapel. Es war hier, wo die Oper, diese genuin italienische Kunstschöpfung, ihre erste wirkliche Blütezeit erlebte, und nur hier spricht man noch das Italienisch, das niemand verstehen, geschweige denn nach sprechen kann. Es war die Stadt am Fuße des Vesuvs, die Stadt des göttlichen Diego Maradona, von wo aus die Pizza, diese genuin napolitanische Kulturschöpfung, ihren Siegeszug um die Welt angetreten hat, bevor sie im letzten Jahrhundert erst unter einem amerikanischen Hut schweren Schaden genommen hat.
Und nun müssen wir vernehmen, dass es mit der Vergewaltigung der Pizza noch lange kein Ende hat. Ja, dass es ihr eigentlich erst jetzt so richtig an den knusprigen Kragen geht. Denn Pizza soll es künftig aus dem Automaten geben.
„Wonder Pizza“ heißt die Entwicklung einer Firma aus Norditalien, die demnächst auch nach Deutschland geliefert werden soll. Innerhalb von nur 90 Sekunden nach der Wahl des Kunden rutscht der frisch gebackene Teigfladen aus dem Automaten - bereits geschnitten, verpackt und samt Serviette. Man soll sogar zwischen verschiedenen Geschmacksorten wählen können. Über 100 Pizzen, so heißt es weiter, habe die Erfindung des Automaten-Herstellers aus Rosta im Piemont vorrätig.
Was soll das?, fragen wir uns. Handelt es sich bei dieser Enrwicklung etwa um einen Rachefedlzug eines enttäuschten Piemonteser Geschäftsmannes, der anstatt an einer Pizza nur an einem gewaltigen Minderwertigkeitskomplex zu knabbern hat? Ein pizzaloser Halbitaliener also, der um Anerkennung buhlt?
Wir konnten es nicht in Erfahrung bringen, nur, dass die Firma ihr neues Produkt, das im Kern aus einem Kühlschrank und einem Ofen besteht, auch in die Niederlande, die USA und nach Israel exportieren will.