Ein Artikel in einem medizinischen Fachblatt erhebt schwere Vorwürfe gegen Pharmakonzerne wie Pfizer. Sie sollen eine gar nicht existierende, weibliche Sexualkrankheit regelrecht erfunden haben, um ein Pendant der erfolgreichen Potenzpille Viagra vermarkten zu können.
Der Artikel, der im "British Medical Journal" erscheint und aus dem die "Financial Times" vorab zitiert, wirft Konzernen und konzernnahen Ärzten vor, das Krankheitsbild "weibliche sexuelle Disfunktion" ohne hinreichende medizinische Studien konstruiert zu haben. Der Pfizer-Konzern wies die Vorwürfe des Fachjournalisten Ray Moynihan scharf zurück.
Moynihan schreibt, vieles deute darauf hin, dass die Konzerne durch die "Medizinalisierung" normaler Lustlosigkeit künstlich einen profitträchtigen Markt für eine weibliche Sexualpille schaffen wollten. Offenbar hätten die Pharmakonzerne darauf spekuliert, auch mit diesem Produkt Milliardenumsätze einzufahren und damit den Erfolg von Viagra zu wiederholen. Die Erektionspille beschert Pfizer Umsätze von über einer Milliarde Dollar jährlich, Konkurrenten wie Bayer und Lilly bereiten Nachahmerprodukte vor.
Ärzte und Aktionäre
Nach der Definition einiger wirtschaftsnaher Ärzte, so der Beitrag, litten 43 Prozent aller Frauen an dem Krankheitsbild, das sich in sexueller Lustlosigkeit äußere. Moynihan vertritt die These, dass die "weibliche sexuelle Fehlfunktion" real gar nicht existiert. Tatsächlich sei Lustlosigkeit bei Frauen auch durch zahlreiche nicht-körperliche Faktoren wie etwa Stress oder soziale Faktoren bedingt. Die Fiktion der weiblichen Sexualkrankheit solle Ärzte offenbar dazu verleiten, Medikamente zu verschreiben, die nicht notwendig seien und womöglich sogar körperliche Schäden anrichten könnten. Zugleich könne gesunden Frauen suggeriert werden, sie seien krank.
Dem Artikel zufolge ist das Krankheitsbild in der Folge eines Treffens von Pharmavertretern auf der US-Halbinsel Cape Cod im Jahr 1997 und bei weiteren Veranstaltungen "konstruiert" worden. Von den 19 Autoren, die im Jahr 1998 einen Bericht über die vermeintliche Disfunktion verfasst hätten, hätten 18 finanzielle Interessen am Verkauf eines neuen Sexualpräparates oder direkte Verbindungen zu Pharmakonzernen.
Tests an weißen Karnickeln
Die medizinische Erforschung des vermeintlichen Krankheitsbildes beschreibt der Artikel als unzureichend. Die verbreitete Aussage, dass 43 Prozent aller Frauen unter der Disfunktion litten, stütze sich auf eine Umfrage unter gerade einmal 1500 Frauen, die keinen Ersatz für eine profunde klinische Erforschung darstelle. Einige der "Forschungsergebnisse" der Pharmakonzerne und ihrer Anhänger, schreibt Moynihan, basierten lediglich auf der Untersuchung von Genitalien weißer Kaninchen aus Neuseeland.
Der Pfizer-Konzern warf dem Fachautor vor, die sexuellen Nöte und Frustrationen von Frauen nicht ernst genug zu nehmen. Moynihan erweise denjenigen Frauen einen Bärendienst, die wieder und wieder in Umfragen bestätigt hätten, dass sie mit ihrem Sexualleben unzufrieden seien. Pfizer räumte ein, dass das Krankheitsbild medizinisch noch unzureichend beschrieben sei. Das bedeute aber nicht, dass es nicht existiere, sondern nur, dass es noch weiter erforscht werden müsse. Auch die "erektile Disfunktion", zu deren Behandlung Viagra entwickelt wurde, sei anfangs nicht hinreichend bekannt gewesen.
(Spiegel.de)
So long,
Calexa
www.investorweb.de
Der Artikel, der im "British Medical Journal" erscheint und aus dem die "Financial Times" vorab zitiert, wirft Konzernen und konzernnahen Ärzten vor, das Krankheitsbild "weibliche sexuelle Disfunktion" ohne hinreichende medizinische Studien konstruiert zu haben. Der Pfizer-Konzern wies die Vorwürfe des Fachjournalisten Ray Moynihan scharf zurück.
Moynihan schreibt, vieles deute darauf hin, dass die Konzerne durch die "Medizinalisierung" normaler Lustlosigkeit künstlich einen profitträchtigen Markt für eine weibliche Sexualpille schaffen wollten. Offenbar hätten die Pharmakonzerne darauf spekuliert, auch mit diesem Produkt Milliardenumsätze einzufahren und damit den Erfolg von Viagra zu wiederholen. Die Erektionspille beschert Pfizer Umsätze von über einer Milliarde Dollar jährlich, Konkurrenten wie Bayer und Lilly bereiten Nachahmerprodukte vor.
Ärzte und Aktionäre
Nach der Definition einiger wirtschaftsnaher Ärzte, so der Beitrag, litten 43 Prozent aller Frauen an dem Krankheitsbild, das sich in sexueller Lustlosigkeit äußere. Moynihan vertritt die These, dass die "weibliche sexuelle Fehlfunktion" real gar nicht existiert. Tatsächlich sei Lustlosigkeit bei Frauen auch durch zahlreiche nicht-körperliche Faktoren wie etwa Stress oder soziale Faktoren bedingt. Die Fiktion der weiblichen Sexualkrankheit solle Ärzte offenbar dazu verleiten, Medikamente zu verschreiben, die nicht notwendig seien und womöglich sogar körperliche Schäden anrichten könnten. Zugleich könne gesunden Frauen suggeriert werden, sie seien krank.
Dem Artikel zufolge ist das Krankheitsbild in der Folge eines Treffens von Pharmavertretern auf der US-Halbinsel Cape Cod im Jahr 1997 und bei weiteren Veranstaltungen "konstruiert" worden. Von den 19 Autoren, die im Jahr 1998 einen Bericht über die vermeintliche Disfunktion verfasst hätten, hätten 18 finanzielle Interessen am Verkauf eines neuen Sexualpräparates oder direkte Verbindungen zu Pharmakonzernen.
Tests an weißen Karnickeln
Die medizinische Erforschung des vermeintlichen Krankheitsbildes beschreibt der Artikel als unzureichend. Die verbreitete Aussage, dass 43 Prozent aller Frauen unter der Disfunktion litten, stütze sich auf eine Umfrage unter gerade einmal 1500 Frauen, die keinen Ersatz für eine profunde klinische Erforschung darstelle. Einige der "Forschungsergebnisse" der Pharmakonzerne und ihrer Anhänger, schreibt Moynihan, basierten lediglich auf der Untersuchung von Genitalien weißer Kaninchen aus Neuseeland.
Der Pfizer-Konzern warf dem Fachautor vor, die sexuellen Nöte und Frustrationen von Frauen nicht ernst genug zu nehmen. Moynihan erweise denjenigen Frauen einen Bärendienst, die wieder und wieder in Umfragen bestätigt hätten, dass sie mit ihrem Sexualleben unzufrieden seien. Pfizer räumte ein, dass das Krankheitsbild medizinisch noch unzureichend beschrieben sei. Das bedeute aber nicht, dass es nicht existiere, sondern nur, dass es noch weiter erforscht werden müsse. Auch die "erektile Disfunktion", zu deren Behandlung Viagra entwickelt wurde, sei anfangs nicht hinreichend bekannt gewesen.
(Spiegel.de)
So long,
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