Immer mehr Kurse stürzen am Neuen Markt unter einen Euro. Experten fordern Rausschmiss der Pfennigaktien
Von Holger Zschäpitz und Matthias Iken
Berlin - Lange hatte es gedauert, bis am Neuen Markt die Investoren erstmals eine Aktie unter die magische Marke von einem Euro drückten. Während anfänglich nicht einmal Insolvenzanträge ausreichten, eine Aktie ins Reich der Pennystocks zu befördern, schweben hier inzwischen sogar ehemalige Blue-Chips ein. Selbst Analysten geben inzwischen Kursziele von Null Euro aus, wie das Bankhaus Metzler bei Brokat.
Gleich 15 Werte notierten am Donnerstag unter der Marke von einem Euro. Und 20 weitere Werte lagen nur bis zu 50 Cent höher. Immer mehr Spekulanten entdecken diese Penny-Stocks für sich. So fielen die Aktien von Gauss beispielsweise am Mittwoch zunächst um 23 Prozent, um am Donnerstag wieder um 17 Prozent zu steigen. Kursrelevante Nachrichten: Fehlanzeige.
Doch während Gauss mit Kursen um 1,50 Euro noch deutlich über der magischen Marke notiert, kostet eine Teldafax-Aktie schon weniger als ein Schokoriegel. Die Kursfeststellung bei solchen Werten wird damit zum Roulettespiel - und zum Ärgernis. "Das Zocken mit den Penny-Stocks schadet dem Ansehen des Neuen Marktes", sagt Sascha Hirsch, Fondsmanager des DIT. Bei diesen Werten handele es sich nicht um ernst zu nehmende Investments. "Wir machen um diese Titel einen weiten Bogen." Seine Forderung: Die Deutsche Börse soll rasch das Regelwerk ergänzen und wie an der Nasdaq mit dem Ausschluss der Pfennigaktien vom Neuen Markt drohen.
In den USA wird bei den Penny-Titeln längst hart durchgegriffen. Alle Titel, die länger als 30 Handelstage unter einem Dollar notieren, werden vom Kurszettel der Nasdaq gestrichen. Möglicherweise wird sich die Deutsche Börse bald anschließen. "Einer Verbannung der Pennystocks stehen wir nicht verschlossen gegenüber", sagt Sprecherin Ursula Schneider. "Derzeit werden Regeln zum Delisting diskutiert."
Sollte es soweit kommen, müssen sich die Anleger der Cent-Papiere auf weitere Kursverluste einstellen. Schon jetzt lässt sich mit den Aktien nur schwer Geld verdienen. Denn billig sind die Pfennigaktien nicht zwangsläufig - so kommt die Softwarefirma Fantastic noch immer auf einen Börsenwert von über 100 Mio. Euro. Auch Spekulationen auf Übernahmen lohnen kaum, da bei Pennystocks kaum Prämien gezahlt würden. "Penny-Stocks sind nur in den seltensten Fällen ein Investment wert. Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Delisting und Insolvenz", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Dies unterstreicht eine Analyse der Kursentwicklungen: Mit Ausnahme von Artnet konnte sich bislang keine Aktie aus dem Kurskeller befreien. Und die spektakulären Kursgewinne sind nur vorübergehend: Keine der 15 Penny-Stocks konnte mehrere Tage in Folge zweistellig zulegen. Symptomatisch ist das Chartbild von Teldafax: Zwar schossen die Kurse Ende Mai binnen Tagesfrist um 158 Prozent in die Höhe; doch schon am darauffolgenden Tag halbierte sich das Papier wieder.
"In Pennystocks engagieren sich in der Regel nur noch Zocker", sagt Marc Schädler, Fondsmanager der Nordinvest. Er selbst habe noch nie Aktien besessen, die niedriger als vier Euro notierten. "Unter zwei Euro wird es endgültig kritisch: Dann lässt nicht nur das Interesse der Fondsmanager, sondern auch der Analysten nach. Zudem ist eine Refinanzierung am Kapitalmarkt nahezu ausgeschlossen." Dennoch lehnt Schädler eine Verschärfung der Regularien am Neuen Markt ab. "Was nützt die Drohung mit dem Rausschmiss? Vermutlich werden die Firmen, die Richtung ein Euro fallen, dann nervös und machen noch eher Versprechen, die sie nicht halten können."
Von Holger Zschäpitz und Matthias Iken
Berlin - Lange hatte es gedauert, bis am Neuen Markt die Investoren erstmals eine Aktie unter die magische Marke von einem Euro drückten. Während anfänglich nicht einmal Insolvenzanträge ausreichten, eine Aktie ins Reich der Pennystocks zu befördern, schweben hier inzwischen sogar ehemalige Blue-Chips ein. Selbst Analysten geben inzwischen Kursziele von Null Euro aus, wie das Bankhaus Metzler bei Brokat.
Gleich 15 Werte notierten am Donnerstag unter der Marke von einem Euro. Und 20 weitere Werte lagen nur bis zu 50 Cent höher. Immer mehr Spekulanten entdecken diese Penny-Stocks für sich. So fielen die Aktien von Gauss beispielsweise am Mittwoch zunächst um 23 Prozent, um am Donnerstag wieder um 17 Prozent zu steigen. Kursrelevante Nachrichten: Fehlanzeige.
Doch während Gauss mit Kursen um 1,50 Euro noch deutlich über der magischen Marke notiert, kostet eine Teldafax-Aktie schon weniger als ein Schokoriegel. Die Kursfeststellung bei solchen Werten wird damit zum Roulettespiel - und zum Ärgernis. "Das Zocken mit den Penny-Stocks schadet dem Ansehen des Neuen Marktes", sagt Sascha Hirsch, Fondsmanager des DIT. Bei diesen Werten handele es sich nicht um ernst zu nehmende Investments. "Wir machen um diese Titel einen weiten Bogen." Seine Forderung: Die Deutsche Börse soll rasch das Regelwerk ergänzen und wie an der Nasdaq mit dem Ausschluss der Pfennigaktien vom Neuen Markt drohen.
In den USA wird bei den Penny-Titeln längst hart durchgegriffen. Alle Titel, die länger als 30 Handelstage unter einem Dollar notieren, werden vom Kurszettel der Nasdaq gestrichen. Möglicherweise wird sich die Deutsche Börse bald anschließen. "Einer Verbannung der Pennystocks stehen wir nicht verschlossen gegenüber", sagt Sprecherin Ursula Schneider. "Derzeit werden Regeln zum Delisting diskutiert."
Sollte es soweit kommen, müssen sich die Anleger der Cent-Papiere auf weitere Kursverluste einstellen. Schon jetzt lässt sich mit den Aktien nur schwer Geld verdienen. Denn billig sind die Pfennigaktien nicht zwangsläufig - so kommt die Softwarefirma Fantastic noch immer auf einen Börsenwert von über 100 Mio. Euro. Auch Spekulationen auf Übernahmen lohnen kaum, da bei Pennystocks kaum Prämien gezahlt würden. "Penny-Stocks sind nur in den seltensten Fällen ein Investment wert. Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Delisting und Insolvenz", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.
Dies unterstreicht eine Analyse der Kursentwicklungen: Mit Ausnahme von Artnet konnte sich bislang keine Aktie aus dem Kurskeller befreien. Und die spektakulären Kursgewinne sind nur vorübergehend: Keine der 15 Penny-Stocks konnte mehrere Tage in Folge zweistellig zulegen. Symptomatisch ist das Chartbild von Teldafax: Zwar schossen die Kurse Ende Mai binnen Tagesfrist um 158 Prozent in die Höhe; doch schon am darauffolgenden Tag halbierte sich das Papier wieder.
"In Pennystocks engagieren sich in der Regel nur noch Zocker", sagt Marc Schädler, Fondsmanager der Nordinvest. Er selbst habe noch nie Aktien besessen, die niedriger als vier Euro notierten. "Unter zwei Euro wird es endgültig kritisch: Dann lässt nicht nur das Interesse der Fondsmanager, sondern auch der Analysten nach. Zudem ist eine Refinanzierung am Kapitalmarkt nahezu ausgeschlossen." Dennoch lehnt Schädler eine Verschärfung der Regularien am Neuen Markt ab. "Was nützt die Drohung mit dem Rausschmiss? Vermutlich werden die Firmen, die Richtung ein Euro fallen, dann nervös und machen noch eher Versprechen, die sie nicht halten können."