Positive Halbjahreszahlen, deutliche Fortschritte bei der Reduzierung der Verschuldung sowie die erfolgreiche Refinanzierung kurzfristiger Verbindlichkeiten haben das Sentiment für PCCW in den letzten Wochen deutlich verbessert. Dennoch sehen wir weiterhin massive Probleme auf operativer Ebene: die Wettbewerbsintensität in Hongkong ist weiterhin sehr hoch, die Transparenz des Joint Ventures mit Telstra lässt zu wünschen übrig, viele Tochtergesellschaften haben StartUp-Charakter. Kurssteigerungen sollten weiterhin konsequent zum Abbau von Beständen genutzt werden.
Perspektiven
Operatives Geschäft:
Nach der Übernahme von Hong Kong Telecom ist die "neue" PCCW ein integrierter Netzbetreiber par excellence. Die breite Produkt- und Dienstleistungspalette umfasst alle wesentlichen Anwendungsbereiche (Festnetz inkl. Breitband, Mobilfunk, Datendienste, Internet), so dass das Unternehmen generell nicht schlecht diversifiziert ist.
Der Festnetzbereich stellt mit rund 40% Umsatzanteil das Hauptstandbein des Unternehmens und gleichzeitig die größte Cash Flow-Quelle dar. Wir gehen davon aus, dass PCCW in diesem Segment bis 2005 ein durchschnittliches, jährliches EBITDA-Wachstum von 3-4% erzielen kann. Aufgrund der geringen absoluten Größe des Hong Konger Festnetzmarktes (7 Mio Menschen, hohe Penetration) dürften Wachstumimpulse dabei vor allem von einem verstärkten Rollout breitbandiger Anschlüsse (DSL) ausgehen. Trotz des Markteintritts weiterer Mitbewerber rechnen wir mittelfristig nicht mit einem Verlust der gegenwärtigen Marktführerschaft und sehen den Marktanteil von PCCW im Festnetzsegment im Jahre 2005 bei ca. 75%. Die EBITDA-Marge dürfte in den nächsten fünf Jahren stabil bei 50% bleiben.
Durch das Zusammenlegen der Netzwerkaktivitäten mit Telstra hat sich die Positionierung von PCCW in diesem Bereich deutlich verbessert. Der steigende Bedarf nach neuen Kapazitäten für die Datenübertragung sollte auch in den nächsten Jahren für Wachstumsraten im zweistelligen Bereich sorgen (Umsatz 14% p.a., EBITDA 13% p.a.). Unsere Prognosen liegen damit deutlich unter den Unternehmensplanungen (was sich angesichts der jüngsten Gewinnwarnung für diesen Bereich bereits bewährt hat), da wir mit steigendem Wettbewerbsdruck und höheren Investitionen rechnen als das Unternehmen selbst. Hinzu kommt die sehr fragmentierte Struktur des Joint-Ventures, was u.E. zu Reibungsverlusten und Einbußen auf qualitativer Ebene führen dürfte.
Im Mobilfunkbereich ist PCCW bislang nur schwach über eine 40%ige Beteiligung am zweitgrößten Hong Konger Mobilfunkbetreiber CSL positioniert. Da CSL auf unterschiedliche Technologien setzt (GSM 900/1800 und D-AMPS) fällt die Kostenstruktur sehr nachteilig aus. Dies kann zumindest teilweise durch den hohen Anteil an Geschäftskunden kompensiert werden, so dass der aktuelle ARPU (Umsatz pro Kunde) mit 370 HK$ deutlich über dem Durchschnitt der fünf anderen Netzbetreiber (240 HK$) liegt. Im Oktober hat sich CSL eine der UMTS-Lizenzen in Hong Kong gesichert. Wir gehen davon aus, dass durch das Angebot zusätzlicher Dienstleistungen der ARPU stabilisiert werden kann und sich die EBITDA-Marge bis 2005 leicht auf 24% verbessert.
Management:
Die Personalsituation bei PCCW ist derzeit extrem angespannt. Nach dem Rücktritt einiger Führungskräfte der zweiten Ebene stehen nun auch Mitglieder des Vorstands zur Disposition. Wir gehen davon aus, dass diese personellen Veränderungen kurzfristig für weitere Unsicherheiten sorgen werden, erhoffen uns langfristig allerdings eine konsequentere und stärker auf die Kernbereiche fokussierte Strategieumsetzung.
Die PCCW-Konzernstruktur ist äußerst unübersichtlich und stark fragmentiert. Durch die Verschmelzung einzelner Geschäftsbereiche mit den Aktivitäten des australischen Netzbetreibers Telstra hat sich die Transparenz weiter reduziert.
Finanzielle Aspekte
Die angespannte Finanzlage bei PCCW bleibt weiterhin das Hauptproblem. Die Nettoverschuldung ist mittlerweile so hoch, dass diverse Banken mittlerweile nicht mehr bereit sind, weitere Finanzierungszusagen zu geben. Wir gehen zwar davon aus, dass es PCCW gelingen wird, ausreichend Finanzmittel aufzutreiben, um das langfristige Überleben des Unternehmens zu sichern, rechnen aber damit, dass dies nur zu sehr ungünstigen Bedingungen erfolgen wird. Jede Verbesserung auf operativer Ebene dürfte daher mittelfristig von Zinszahlungen aufgefressen werden.
Fazit: Angesichts unserer Stärken- und Schwächen-Analyse halten wir einen Bewertungsabschlag von PCCW gegenüber der entsprechenden Vergleichsgruppe für gerechtfertigt. Der hohe Festnetzanteils an Umsatz und Ergebnis führt dazu, dass wir PCCW dabei nicht als alternativen Netzbetreiber (tendenziell höhere Bewertung), sondern als "normalen" integrierten Anbieter sehen.
mfg
Twinson_99
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Quelle: Dreba