Das Kapital: Vorerst sieht Oracle beinahe attraktiv aus
Keine Angst, das Kapital-Team ist nicht kurz vor Weihnachten rausgeschmissen worden. Es ist also keine neue Feder am Werk. Und es klingt verrückt: Aber man kommt nicht umhin, mit Oracle zu liebäugeln - einer Firma, die den rund sechsfachen Umsatz kostet.
Damit haben auch die vielen Weihnachtsgrüße nichts zu tun, obgleich sie mit allerlei Hochprozentigem bestückt sind. Nicht, dass man mit Oracle-Aktien reich werden könnte, schon gar nicht in Kostolany-Manier. Aber für einen Fondsmanager, der die nächsten Monate überstehen muss, ist der Titel nicht uninteressant. Vor allem die Kapitalflussrechnung verzückt. Trotz der um 15 Prozent gestiegenen Forschungsausgaben hatte die Firma in den ersten sechs Monaten des Fiskaljahres wieder operative Mittelzuflüsse von knapp 1,5 Mrd. $. In Sachanlagen wurden gerade 75 Mio. $ gesteckt. Aufs Jahr hochgerechnet bringt der freie Cash-Flow eine Rendite von fünf Prozent. Und zu Recht verweist die Firma darauf, dass sie sich strikt an US-GAAP hält, was an der Nasdaq beinahe Seltenheitswert hat.
Selbstredend trickst auch Oracle, etwa wenn es um die Errungenschaften im Vergleich zur Konkurrenz geht. Und natürlich vergütet Finanzchef Jeff Henley seine Mitarbeiter mit Optionen. Nur ist es inzwischen bezahlbar, der Verwässerung mit Rückkäufen zu begegnen. Netto hat Oracle im ersten Halbjahr für knapp 1,6 Mrd. $ eigene Aktien zurückgekauft. Unverwässert ist ihre Zahl im Vergleich zum 30. November 2001 um knapp vier Prozent gesunken. Und das Geschäft scheint sich zu stabilisieren. Das Chance-Risiko-Profil ist fürs Erste nicht so schlecht.
US-Investmentbanken
Die Reaktion an den Märkten sagt alles. Gegen 19.00 Uhr MEZ lagen Lehman Brothers am Donnerstag mit 0,04 Prozent im Minus, Morgan Stanley mit 0,22 und Goldman Sachs mit 1,22 Prozent. Also nichts Neues von der Wall Street. Die Hetzjagd zwischen Einnahmen und Kosten geht munter weiter.
Und da die Banken durchaus kostenflexibel sind, verteidigen sie ihre Margen einigermaßen. CSFB glaubt, dass der Broker-Sektor wie im dritten, so auch im vierten Quartal operative Vorsteuermargen von rund einem Fünftel erzielen wird, obwohl der Preisdruck sowohl im Aktien- als auch im Bondemissionsgeschäft signifikant bleibt. Auf Basis der 2002er Zahlen kosten Morgan Stanley den gut 14fachen, Lehman den knapp 15fachen und Goldman den fast 18fachen Gewinn. Nicht wirklich teuer - und nicht wirklich billig, schon gar nicht mit Blick auf die Dividendenrenditen. Nur Morgan erscheint da mit einer Rendite von 2,3 Prozent einigermaßen attraktiv. Die anderen bringen 0,7 Prozent.
Da Handels-, Emissions- und Beratungsvolumen von der Börse abhängen, ist klar, unter welchen Umständen die Aktien interessant werden. In der Zwischenzeit ist man vermutlich weiterhin am besten mit Werten wie Lehman bedient, die ihre Stärken im Bondgeschäft haben. Denn ein Thema, das uns vermutlich noch über Jahre beschäftigt, ist die Entschuldung des Unternehmenssektors. Zum einen dürften dadurch die Risikoprämien auf Firmenanleihen tendenziell weiter sinken, was den Spezialisten neuerlich gute Handelsgeschäfte verspricht. Zum anderen sollte ein guter Teil der Refinanzierung über Wandler erfolgen statt über direkte Aktienemissionen. Und falls die Wirtschaft abschmiert, winken gute Geschäfte mit Staatsanleihen. Für irgendwas müssen ja auch die Finanzminister gut sein.
Gucci
Das Kronjuwel Gucci verliert an Glanz. Wie schon der Gewinnwarnung vom 9. Dezember zu entnehmen war, ist der November miserabel gelaufen. Besonders die lukrativen Lederwaren hatten zu leiden. Ihr Umsatz schrumpfte um 9,9 Prozent. Und das, obwohl es Gucci - ganz dem Zeitgeist entsprechend - mit erschwinglichen Neueinführungen probierte. Das schwache Ledergeschäft dürfte der Hauptgrund sein, warum die operative Marge der Marke Gucci noch stärker als erwartet nachgab. Inzwischen liegt sie vor Goodwill bei enttäuschenden 25,5 Prozent.
Einen Teil des Rückgangs konnte das Parfümgeschäft auffangen, weshalb der Nettogewinn nur um die befürchteten 14,4 Prozent sank. Nur bleibt Gucci der wichtigste Geldbringer. Bei Yves Saint Laurent fürchtet Domenico De Sole, dass die Gewinnschwelle bei einem Irak-Krieg erst 2004 zu erreichen wäre. Zum wichtigen Weihnachtsgeschäft will er sich vorläufig lieber gar nicht äußern. Da scheint es schlecht um sein Königreich bestellt. Sorgen muss das indes vor allem den Aktionären von Pinault Printemps Redoute (PPR) bereiten, hat doch PPR für März 2004 ein Angebot über 101,5 $ pro Gucci-Aktie zugesagt. Da ist es kein Wunder, dass PPR seit der Gewinnwarnung der zukünftigen Tochter um 10,2 Prozent verloren hat, während Gucci stabil blieb.
Keine Angst, das Kapital-Team ist nicht kurz vor Weihnachten rausgeschmissen worden. Es ist also keine neue Feder am Werk. Und es klingt verrückt: Aber man kommt nicht umhin, mit Oracle zu liebäugeln - einer Firma, die den rund sechsfachen Umsatz kostet.
Damit haben auch die vielen Weihnachtsgrüße nichts zu tun, obgleich sie mit allerlei Hochprozentigem bestückt sind. Nicht, dass man mit Oracle-Aktien reich werden könnte, schon gar nicht in Kostolany-Manier. Aber für einen Fondsmanager, der die nächsten Monate überstehen muss, ist der Titel nicht uninteressant. Vor allem die Kapitalflussrechnung verzückt. Trotz der um 15 Prozent gestiegenen Forschungsausgaben hatte die Firma in den ersten sechs Monaten des Fiskaljahres wieder operative Mittelzuflüsse von knapp 1,5 Mrd. $. In Sachanlagen wurden gerade 75 Mio. $ gesteckt. Aufs Jahr hochgerechnet bringt der freie Cash-Flow eine Rendite von fünf Prozent. Und zu Recht verweist die Firma darauf, dass sie sich strikt an US-GAAP hält, was an der Nasdaq beinahe Seltenheitswert hat.
Selbstredend trickst auch Oracle, etwa wenn es um die Errungenschaften im Vergleich zur Konkurrenz geht. Und natürlich vergütet Finanzchef Jeff Henley seine Mitarbeiter mit Optionen. Nur ist es inzwischen bezahlbar, der Verwässerung mit Rückkäufen zu begegnen. Netto hat Oracle im ersten Halbjahr für knapp 1,6 Mrd. $ eigene Aktien zurückgekauft. Unverwässert ist ihre Zahl im Vergleich zum 30. November 2001 um knapp vier Prozent gesunken. Und das Geschäft scheint sich zu stabilisieren. Das Chance-Risiko-Profil ist fürs Erste nicht so schlecht.
US-Investmentbanken
Die Reaktion an den Märkten sagt alles. Gegen 19.00 Uhr MEZ lagen Lehman Brothers am Donnerstag mit 0,04 Prozent im Minus, Morgan Stanley mit 0,22 und Goldman Sachs mit 1,22 Prozent. Also nichts Neues von der Wall Street. Die Hetzjagd zwischen Einnahmen und Kosten geht munter weiter.
Und da die Banken durchaus kostenflexibel sind, verteidigen sie ihre Margen einigermaßen. CSFB glaubt, dass der Broker-Sektor wie im dritten, so auch im vierten Quartal operative Vorsteuermargen von rund einem Fünftel erzielen wird, obwohl der Preisdruck sowohl im Aktien- als auch im Bondemissionsgeschäft signifikant bleibt. Auf Basis der 2002er Zahlen kosten Morgan Stanley den gut 14fachen, Lehman den knapp 15fachen und Goldman den fast 18fachen Gewinn. Nicht wirklich teuer - und nicht wirklich billig, schon gar nicht mit Blick auf die Dividendenrenditen. Nur Morgan erscheint da mit einer Rendite von 2,3 Prozent einigermaßen attraktiv. Die anderen bringen 0,7 Prozent.
Da Handels-, Emissions- und Beratungsvolumen von der Börse abhängen, ist klar, unter welchen Umständen die Aktien interessant werden. In der Zwischenzeit ist man vermutlich weiterhin am besten mit Werten wie Lehman bedient, die ihre Stärken im Bondgeschäft haben. Denn ein Thema, das uns vermutlich noch über Jahre beschäftigt, ist die Entschuldung des Unternehmenssektors. Zum einen dürften dadurch die Risikoprämien auf Firmenanleihen tendenziell weiter sinken, was den Spezialisten neuerlich gute Handelsgeschäfte verspricht. Zum anderen sollte ein guter Teil der Refinanzierung über Wandler erfolgen statt über direkte Aktienemissionen. Und falls die Wirtschaft abschmiert, winken gute Geschäfte mit Staatsanleihen. Für irgendwas müssen ja auch die Finanzminister gut sein.
Gucci
Das Kronjuwel Gucci verliert an Glanz. Wie schon der Gewinnwarnung vom 9. Dezember zu entnehmen war, ist der November miserabel gelaufen. Besonders die lukrativen Lederwaren hatten zu leiden. Ihr Umsatz schrumpfte um 9,9 Prozent. Und das, obwohl es Gucci - ganz dem Zeitgeist entsprechend - mit erschwinglichen Neueinführungen probierte. Das schwache Ledergeschäft dürfte der Hauptgrund sein, warum die operative Marge der Marke Gucci noch stärker als erwartet nachgab. Inzwischen liegt sie vor Goodwill bei enttäuschenden 25,5 Prozent.
Einen Teil des Rückgangs konnte das Parfümgeschäft auffangen, weshalb der Nettogewinn nur um die befürchteten 14,4 Prozent sank. Nur bleibt Gucci der wichtigste Geldbringer. Bei Yves Saint Laurent fürchtet Domenico De Sole, dass die Gewinnschwelle bei einem Irak-Krieg erst 2004 zu erreichen wäre. Zum wichtigen Weihnachtsgeschäft will er sich vorläufig lieber gar nicht äußern. Da scheint es schlecht um sein Königreich bestellt. Sorgen muss das indes vor allem den Aktionären von Pinault Printemps Redoute (PPR) bereiten, hat doch PPR für März 2004 ein Angebot über 101,5 $ pro Gucci-Aktie zugesagt. Da ist es kein Wunder, dass PPR seit der Gewinnwarnung der zukünftigen Tochter um 10,2 Prozent verloren hat, während Gucci stabil blieb.