Von Kai Beller, Hamburg
Ein mögliches Verbot so genannter Cookies durch die Europäische Union hat die Online-Werbebranche alarmiert. Sie sieht in den unsichtbaren Datensammlern einen unverzichtbaren Bestandteil ihres Geschäfts.
Alarm geschlagen hat die britische Interessensvertretung der Branche, das Internet Advertising Bureau (IAB). Sie rechnet vor, dass die britischen Unternehmen durch ein Cookie-Verbot 187 Mio. Pfund verlieren würden. Außerdem seien weitere Jobs im Internet-Sektor in Gefahr. Der Verband hat daher eine Aktion unter dem Namen "Save our Cookies" ins Leben gerufen, um die Verabschiedung der Richtlinie zu verhindern. Das Europäische Parlament wird am 13. November über den Entwurf beraten. Findet er eine Mehrheit, muss anschließend der Ministerrat die Richtlinie endgültig absegnen.
Beim Streitobjekt handelt es sich um eine kleine auf der Festplatte hinterlegte Datei, die Informationen über den PC-Besitzer enthält. Über den Web-Browser können Webanbieter unbemerkt auf diese Dateien zugreifen. Es sei denn, der Benutzer sperrt seinen Browser für den Empfang von Cookies. Dazu müssen aber zunächst die Voreinstellungen geändert werden. Zudem lassen sich einige Webangebote ohne Cookies gar nicht aufrufen.
Unter Spionageverdacht
Das Europäische Parlament nennt Cookies in seinen Änderungen zum Richtlinienentwurf der EU-Kommission in einem Atemzug mit Software zum Ausspionieren im Internet. Der britische IAB-Vorsitzende Danny Meadows-Klue wehrt sich gegen diese Klassifizierung. Cookies seien ein unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Arbeit der Online-Werbung. In der Tat lassen sich mit Hilfe von Cookies die Surfgewohnheiten der Besucher verfolgen. Kunden von Online-Buchhändlern werden bei einem Besuch der Webseite mit Namen begrüßt, ihnen werden anhand früherer Käufe Titel ans Herz gelegt, die vermeintlich ihrem Geschmack entsprechen. Darüber hinaus erleichtern Cookies Bestellungen bei Online-Händlern. Wer einmal etwas bestellt hat, muss nicht jedes Mal seine persönlichen Daten wieder eingeben.
Im Richtlinienentwurf über die "Verarbeitung personenbezogener Daten und den Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation" - so der vollständige Titel - ist ein totales Verbot der Cookies nicht vorgesehen. Vielmehr möchten die Abgeordneten durchsetzen, dass künftig die Benutzer vorher gefragt werden, ob sie bereit sind Cookies zu akzeptieren. Alles andere stelle eine Verletzung der Privatsphäre dar. Die Browser-Hersteller müssten also lediglich die Voreinstellungen ihrer Software ändern. Weil Anwender Voreinstellungen jedoch selten ändern, befürchtet die Branche allein aus diesem Grund Einbußen.