Offener Dankesbrief an Wim:

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DarkKnight:

Offener Dankesbrief an Wim:

 
02.02.01 08:40
Hallo Wim,

vielen Dank für Dein Gesellenstück von gestern. Nach nunmehr über 20 Jahren an der volkswirtschaftlichen Quelle hast Du mich gelehrt, was der Unterschied ziwschen wahrhaft internationaler Notenbankpolitik ist.

Zwei Notenbanken tagten und kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Für die eine, die Fed, schellen die Alarmglocken wegen Rezessionsgefahr, für die andere, die EZB, ist die konjunkturelle Welt noch weitgehend in Ordnung. Zwar räumst Du ein, dass die Gefahr eines externen Schocks zunehme, doch sei die Wirtschaft Eurolands vor allem von internen Faktoren abhängig, und die stimmten nach wie vor optimistisch. Von einer verbalen Vorbereitung auf eine baldige Zinssenkung also keine Rede.

Damit hast Du für mich eine bahnbrechende Erkenntnis geschaffen: Euroland ist in Zeiten der immer enger werdenden wirtschaftlichen Verknüpfungen mit anderen Wirtschaftsräumen tatsächlich immun gegenüber dem Konjunktureinbruch in den USA. Ihr schein euch den Optimisten anzuschließen, die dem Zauberstab des Alan Greenspan vertrauen. Mit mehreren, aggressiven Zinsschritten nach unten, so wird vielerorts argumentiert, wird der Fed-Chairman die US-Wirtschaft schon vor der Bruchlandung bewahren. Schon im zweiten Halbjahr soll jenseits des Atlantiks wieder eitel Sonnenschein herrschen. Die warnenden Worte Greenspans, die bewusst Raum für weitere Zinssenkungen lassen, dürfen dabei geflissentlich überhört werden.

Keine Frage, ihr wärt in Rechtfertigungsnöte gekommen, hätte ihrschon gestern an der Zinsschraube gedreht hättet. Zum einen liegen die beiden Richtgrößen, Geldmengenwachstum und Teuerungsrate, noch über den Zielwerten. Diese beiden Größen dürften sich aber dank günstiger Basiseffekte beinahe automatisch im Verlauf des Jahres an ihre Zielwerte annähern, selbst bei einer moderaten Rücknahme der Leitzinsen.

Und dann: man läßt sich doch nicht unter Druck setzen, oder? Nur, weil der Ifo-Geschäftsklimaindex sich im Dezember zum siebten Mal in Folge verschlechterte.

Beherztes Handeln tut not. Das habt ihr schon einmal getan, im April 1999, "in einer nach vorne blickenden Perspektive", wie es damals hieß. Vorausschauende Politik ist nach wie vor krass korrekt, boaah, eyyy.
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