US-Rallye ist vorbei!
Von seinem Tief im März aus konnte der DAX um erstaunliche 68 Prozent zugewinnen. Diese Rallye bot mehr als man erwarten und erhoffen konnte, denn aus einer technischen Gegenreaktion entwickelte sich eine echte Erholungsphase, die auch fundamental gerechtfertigt war bzw. gerade wegen der steigenden Kurse zu einem Aufschwung beigetragen hat.
Florian Söllner
Quelle: Finanzen.net
12. September 2003
Der gesamte erste Teil des Anstieges wurde als „Gegenbewegung“ interpretiert und damit in seiner Dimension völlig unterschätzt. Nachdem der Bärenmarkt über drei Jahre fallende Kurse gebracht hatte, war das Denken der Marktteilnehmer auf Abschwung eingestellt und so fanden sich immer wieder Shortseller, die nach einiger Zeit ihre Positionen mit hohen Verlusten eindecken mussten. Die Anleihen, die zuvor wegen Deflationspanik neue Hochs erreicht hatten, begannen rapide zu fallen. Offensichtlich floss aus diesem unattraktiven Sektor massiv Kapital ab, wodurch weitere Liquidität frei wurde, die zu einem nicht unwesentlichen Teil in den Aktienmarkt floss.
Auch die US-Börsen bildeten schließlich neue Hochs. Zuletzt wurde Asien und hier insbesondere China und Japan als Story entdeckt: China als der Wachstumsmarkt mit riesigem Potenzial für hiesige Unternehmen, Japan als das Land der wieder aufgehenden Sonne.
Die Zukunft wird gehandelt
Ohne Frage hat sich die wirtschaftliche Situation vielerorts verbessert. Dennoch wird an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt und die wirtschaftliche Erholung haben die Kurse weitestgehend vorweggenommen. Der Markt ist auf ein Best-Case-Szenario ausgerichtet. Nun muss man aber sehen, dass sich fundamentalen Probleme kaum verbessert haben. Die US-Wirtschaft benötigt immer mehr Schulden, um Wachstum zu generieren. Vor allem der Irak-Krieg hat sich als staatliches Konjunkturprogramm erwiesen, es sollte allerdings klar sein, dass staatliche Ausgaben immer nur auf Schulden oder Steuereinnahmen basieren.
Euro-Raum stabilisiert sich
Am Freitag Nachmittag wurde gemeldet, dass überraschend das US-Verbrauchervertrauen wieder gesunken ist. Auffällig an der aktuellen Erholungsphase ist auch der schwache Arbeitsmarkt. Jener offenbart das Problem: weiterhin bestehen zu hohe Kapazitäten und kaum ein US-Arbeiter kann mit einem chinesischen Arbeiter konkurrieren. Ohne Investitionen wird es jedoch keine nachhaltige Erholung geben. Auf den Staat oder die Konsumenten zu hoffen, erscheint gefährlich, denn beide sind bereits massiv verschuldet und könnten nun wegen allmählich steigender Zinsen in Bedrängnis geraten. Der Refinanzierungsboom, der die letzte Erholung begleitet hat, ist bereits völlig in sich zusammengebrochen.
Es wird daher der US-Verbraucher sein, der in den nächsten Monaten Sorge bereiten wird, nicht nur bei den europäischen, sondern auch bei den asiatischen Ländern. Die Börse wird diese Entwicklung vorwegnehmen, weshalb es unwahrscheinlich erscheint, dass sich die Kursrallye fortsetzen wird. Allerdings soll an dieser Stelle betont sein, dass die Zeit massiver Kursverluste zumindest im Euroraum vorbei sein dürfte. /red/Marco Feiten.
Florian Söllner ist Chefredakteur der BLUeBULL AG - Publikationen "BLUeu", "BLUeBULL today" und "Fondsletter". Der Börsenbrief "BLUeu" erscheint monatlich. Die neue, ebenfalls kostenlose, Multimedia-Finanzzeitung "BLUeBULL today" (www.bluebulltoday.com) informiert mittels neuester Medien über die deutschsprachigen und internationalen Märkte. Mehr Info: www.bluebull.com.
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