Marktausblick: Nur die Charttechnik hilft den Börsen
Von Annette Entreß, Frankfurt
Nach der Börsenrally der vergangenen zwei Wochen wächst die Gefahr von Rückschlägen. Noch ist etwas Luft nach oben, denn die Indizes haben charttechnische Widerstände überwunden. Renten sind nach wie vor gefragt, der Euro-Anstieg könnte sich fortsetzten.
"Die Voraussetzungen für weitere Kursanstiege bei Aktien sind vor allem aus charttechnischer Sicht gut", sagte Richard Zellmann, Stratege bei Heleba Trust. Fundamental wachse jedoch angesichts der schwachen Konjunktur die Gefahr von Rückschlägen. In der vergangenen Woche wurden an den internationalen Aktienmärkten mehrere Widerstände geknackt.
So nahm der Dax die Marke von 3000 Zählern, der Dow Jones sprang über 9000 Punkte. Auch beim Technologieindex Nasdaq Composite sieht Holger Galuschke, Analyst bei der SEB-Bank derzeit noch eine “intakte Aufwärts-Bewegungsdynamik”. Gestiegene US-Einkaufsmanagerindizes und die Hoffnung auf positive Auswirkungen einer Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hatten die Anleger in der vergangenen Woche zum Kauf von Aktien gereizt.
So legte der Dax im Wochenvergleich um 4,86 Prozent auf 3127,46 Punkte zu. In den USA stieg der Dow Jones um 2,39 Prozent, und der Nasdaq Composite rückte um 2,01 Prozent vor.
Angst vor starkem Euro
Pessimisten sehen das Aufwärtspotenzial als begrenzt an, angesichts der weiter schwachen Weltkonjunktur und der Angst vor einer Deflation in Deutschland, also einer abwärtsgerichteten Preisspirale. Auch von einem befürchteten erneuten Anstieg des Euro gehe Gefahr aus, heißt es am Markt. Der Aufschwung der Gemeinschaftswährung mindert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen im Dollar-Raum. Ein schwächerer Greenback zehrt zudem an den Unternehmensgewinnen.
Zellmann spricht daher auch nur von einer "vorübergehenden Erholung" der Aktienmärkte und sieht bereits leichte Anzeichen einer Überhitzung. "Beim Dax sind 3200 Punkte wohl das Maximum", sagte der Stratege. Für eine dauerhafte Aufwärtsbewegung seien "konstant gute Nachrichten von Unternehmen und konjunktureller Seite notwendig", schreibt auch die Commerzbank in ihrer aktuellen Einschätzung.
Mut der EZB läßt Angleger kalt
Am Freitag sank der Euro leicht, als die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA etwas besser ausfielen als erwartet und damit eine mögliche Konjunkturerholung in Nordamerika andeuteten. Zwar stieg die Arbeitslosenquote in der weltgrößten Volkswirtschaft im Mai auf 6,1 Prozent und damit den höchsten Stand seit neun Jahren, allerdings bauten die US-Unternehmen weniger Stellen ab als von Volkswirten erwartet.
Dagegen hatte die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank um 50 Basispunkte am Donnerstag den Euro kalt gelassen: Die Gemeinschaftswährung stieg trotz des Zinsschrittes kräftig an, denn etwa gleichzeitig schwächten wiederum negative US-Konjunkturdaten den Dollar.
Analysten gehen deshalb davon aus, dass die Gemeinschaftswährung erneut zulegen könnte, sollte es wieder mehr schlechte Neuigkeiten von der US-Wirtschaft geben. Allerdings hat auch der Eurokurs nach Meinung von Analysten seine Grenze nach oben. "Spätestens die psychologische Marke bei 1,20 $ dürfte den Kursanstieg begrenzen", schreibt etwa die DZ-Bank.
Wichtige US-Indikatoren in der kommenden Woche
Die Deutsche Bank sieht angesichts der schwachen Konjunktur und des Euro-Anstiegs weiterhin ein gutes Umfeld für Anleihen - trotz der jüngsten Rallys und zwischenzeitlich möglicher Korrekturen. Der Rentenmarkt sollte fundamental gut unterstützt bleiben, schreiben die Experten. Am Donnerstag hatten die Bonds nach der EZB-Zinssenkung kräftig zugelegt.
Wie es um die europäische und die US-Konjunktur steht, darüber sollten die in der nächsten Woche anstehenden Daten Aufschluss geben. Gespannt wartet der Markt auf die US-Einzelhandelsumsätze für Mai, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Sie sollen zeigen, ob das zuletzt spürbar gestiegene Verbrauchervertrauen auch reale Auswirkungen hatte, schreibt die Deutsche Bank in ihrer Markteinschätzung. Sprich: ob die amerikanischen Konsumenten - die größte Stütze der US-Volkswirtschaft - tatsächlich mehr eingekauft haben. Am Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank ihren Konjunkturbericht, das Beige Book. Am Freitag folgt der Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan.
Aus Deutschland nichts Neues
Aus Deutschland kommen in der nächsten Woche vor allem Großhandels- und Verbraucherpreise sowie Daten zur Industrieproduktion im April und zu Im- und Exporten.
Weniger Neues ist dagegen von Unternehmensseite zu erwarten, nachdem die Quartalsberichtssaison zu Ende gegangen ist. Am Dienstag lädt die Deutsche Bank zu Hauptversammlung. Die Aktionäre haben damit die Gelegenheit, das erste Jahr Josef Ackermanns als Deutsche-Bank-Chef zu bewerten. Auch Nivea-Hersteller Beiersdorf und Buderus laden zu ihren Aktionärstreffen. Beim Wetzlarer Heizungsbauer könnte es wohl das letzte Mal sein. Bosch hat ein Übernahmeangebot unterbreitet.
© 2003 Financial Times Deutschland
Von Annette Entreß, Frankfurt
Nach der Börsenrally der vergangenen zwei Wochen wächst die Gefahr von Rückschlägen. Noch ist etwas Luft nach oben, denn die Indizes haben charttechnische Widerstände überwunden. Renten sind nach wie vor gefragt, der Euro-Anstieg könnte sich fortsetzten.
"Die Voraussetzungen für weitere Kursanstiege bei Aktien sind vor allem aus charttechnischer Sicht gut", sagte Richard Zellmann, Stratege bei Heleba Trust. Fundamental wachse jedoch angesichts der schwachen Konjunktur die Gefahr von Rückschlägen. In der vergangenen Woche wurden an den internationalen Aktienmärkten mehrere Widerstände geknackt.
So nahm der Dax die Marke von 3000 Zählern, der Dow Jones sprang über 9000 Punkte. Auch beim Technologieindex Nasdaq Composite sieht Holger Galuschke, Analyst bei der SEB-Bank derzeit noch eine “intakte Aufwärts-Bewegungsdynamik”. Gestiegene US-Einkaufsmanagerindizes und die Hoffnung auf positive Auswirkungen einer Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hatten die Anleger in der vergangenen Woche zum Kauf von Aktien gereizt.
So legte der Dax im Wochenvergleich um 4,86 Prozent auf 3127,46 Punkte zu. In den USA stieg der Dow Jones um 2,39 Prozent, und der Nasdaq Composite rückte um 2,01 Prozent vor.
Angst vor starkem Euro
Pessimisten sehen das Aufwärtspotenzial als begrenzt an, angesichts der weiter schwachen Weltkonjunktur und der Angst vor einer Deflation in Deutschland, also einer abwärtsgerichteten Preisspirale. Auch von einem befürchteten erneuten Anstieg des Euro gehe Gefahr aus, heißt es am Markt. Der Aufschwung der Gemeinschaftswährung mindert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen im Dollar-Raum. Ein schwächerer Greenback zehrt zudem an den Unternehmensgewinnen.
Zellmann spricht daher auch nur von einer "vorübergehenden Erholung" der Aktienmärkte und sieht bereits leichte Anzeichen einer Überhitzung. "Beim Dax sind 3200 Punkte wohl das Maximum", sagte der Stratege. Für eine dauerhafte Aufwärtsbewegung seien "konstant gute Nachrichten von Unternehmen und konjunktureller Seite notwendig", schreibt auch die Commerzbank in ihrer aktuellen Einschätzung.
Mut der EZB läßt Angleger kalt
Am Freitag sank der Euro leicht, als die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA etwas besser ausfielen als erwartet und damit eine mögliche Konjunkturerholung in Nordamerika andeuteten. Zwar stieg die Arbeitslosenquote in der weltgrößten Volkswirtschaft im Mai auf 6,1 Prozent und damit den höchsten Stand seit neun Jahren, allerdings bauten die US-Unternehmen weniger Stellen ab als von Volkswirten erwartet.
Dagegen hatte die Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank um 50 Basispunkte am Donnerstag den Euro kalt gelassen: Die Gemeinschaftswährung stieg trotz des Zinsschrittes kräftig an, denn etwa gleichzeitig schwächten wiederum negative US-Konjunkturdaten den Dollar.
Analysten gehen deshalb davon aus, dass die Gemeinschaftswährung erneut zulegen könnte, sollte es wieder mehr schlechte Neuigkeiten von der US-Wirtschaft geben. Allerdings hat auch der Eurokurs nach Meinung von Analysten seine Grenze nach oben. "Spätestens die psychologische Marke bei 1,20 $ dürfte den Kursanstieg begrenzen", schreibt etwa die DZ-Bank.
Wichtige US-Indikatoren in der kommenden Woche
Die Deutsche Bank sieht angesichts der schwachen Konjunktur und des Euro-Anstiegs weiterhin ein gutes Umfeld für Anleihen - trotz der jüngsten Rallys und zwischenzeitlich möglicher Korrekturen. Der Rentenmarkt sollte fundamental gut unterstützt bleiben, schreiben die Experten. Am Donnerstag hatten die Bonds nach der EZB-Zinssenkung kräftig zugelegt.
Wie es um die europäische und die US-Konjunktur steht, darüber sollten die in der nächsten Woche anstehenden Daten Aufschluss geben. Gespannt wartet der Markt auf die US-Einzelhandelsumsätze für Mai, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Sie sollen zeigen, ob das zuletzt spürbar gestiegene Verbrauchervertrauen auch reale Auswirkungen hatte, schreibt die Deutsche Bank in ihrer Markteinschätzung. Sprich: ob die amerikanischen Konsumenten - die größte Stütze der US-Volkswirtschaft - tatsächlich mehr eingekauft haben. Am Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank ihren Konjunkturbericht, das Beige Book. Am Freitag folgt der Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan.
Aus Deutschland nichts Neues
Aus Deutschland kommen in der nächsten Woche vor allem Großhandels- und Verbraucherpreise sowie Daten zur Industrieproduktion im April und zu Im- und Exporten.
Weniger Neues ist dagegen von Unternehmensseite zu erwarten, nachdem die Quartalsberichtssaison zu Ende gegangen ist. Am Dienstag lädt die Deutsche Bank zu Hauptversammlung. Die Aktionäre haben damit die Gelegenheit, das erste Jahr Josef Ackermanns als Deutsche-Bank-Chef zu bewerten. Auch Nivea-Hersteller Beiersdorf und Buderus laden zu ihren Aktionärstreffen. Beim Wetzlarer Heizungsbauer könnte es wohl das letzte Mal sein. Bosch hat ein Übernahmeangebot unterbreitet.
© 2003 Financial Times Deutschland