Nun ja die Q2 Zahlen kamen wie erwartet rein und die Jahresguidance wurde bestätigt. So weit so gut, aber es gibt dann schon das eine oder andere Negative bei den Zahlen:
- trotz des tollen Q2 Umsatzes gab es auf Nettobasis noch einen Verlust von 9 Mio. €
- der durchschnittliche Turbinenverkaufspreis pro MW ging in Q2 gg. Q1 um rd. 8% auf 0,68 Mio. €/MW zurück
- der Turbinenauftragsbestand ist Ende Q2 erstmals seit langem unter die 5 Mrd. € gerutscht auf 4,8 Mrd. €
Letztendlich kann das "kleine"Nordex sich nicht dem heutigen kräftigen Minus bei Vestas entziehen. Mitgefangen - mitgehangen in der Peer Group könnte man sagen.
Aber es gibt dann schon mehr Positives wie Negatives bei den Q2 Zahlen:
- die Q2 Verlust auf Nettobasis kommt aufgrund hoher Steuern (4,2 Mio. € in Q2 - Nordex machte in Q2 keine Verlustvorräge geltend) und den sehr hohen Zinsaufwendungen mit 28,9 Mio. €. Die hohen Zinsaufwendungen sollten aber ab Q3 wegen der Kapitalerhöhung dann doch deutlich gesenkt werden können. Zumal Nordex die staatlich garantierte (Corona) Kreditbürgschaft über 350 Mio. € gekündigt hat, einen neuen Revolverkredit ausgehandelt hat und das Acciona Geschäftsdarlehn von 197 Mio. € durch neue Nordex Aktien abgelöst hat. Nordex spricht in ihrem Q2 Geschäftsbericht, dass es dadurch zu nennenswerten Zinseinsparungen kommen wird. Ohne Frage jährliche Zinsaufwendungen von 110 Mio. € sind für so ein Unternehmen wie Nordex schlicht weg viel zu hoch
- Nordex hat ja seine Jahresguidance mit einem Umsatz zwischen 4,7 bis 5,2 Mrd. € und eine EBITA-Marge zwischen 4 bis 5,5% bestätigt. Da auf Halbjahresbasis die EBITA-Marge wegen den schwachen Q1 Zahlen nur bei 2,5% liegt (Q2 bei 4%) ist zu erwarten, dass die EBITA Marge im 2. Halbjahr mindestens in Richtung 5,5% gehen wird. Anders ist die untere Spanne der EBITA-Margenguidance mit 4% nicht zu schaffen.
- Der Schlüssel für eine weitere Steigerung der EBITA-Marge ist u.a. die Zunahme bei den Installationen der margenstärkeren Delta4000 Reihe. An den Zahlen Installationen/Produktion/Auftragseingang lässt sich sehr gut feststellen, dass diese Entwicklung ganz klar in die richtige Richtung geht. In Q2 lag die installierte Durchschnitts Turbine bei 3,76 MW, die in Q2 in der Produktion montierte Durchschnitts Turbine lag bei 4,74 MW und beim Q2 Auftragseingang lag die verkaufte Durchschnitts Turbine bei 5,1 GW. Vor allem der große Sprung von Q2 Installationen zu Q2 Produktion von fast einem 1 MW pro Turbinen zeigt auf, dass in Q3 die Installationen der Delta4000 Turbinen sehr deutlich zunehmen werden und das wird für die EBITA-Margeschon mehr als sehr hilfreich sein.
- den deutlichen Rückgang des Turbinenpreis pro MW muss man meines Erachtens unbedingt von einer anderen Seite betrachten. Das sieht man sehr gut wenn man die Auftragseingangzahlen runter bricht auf den "nackten" Preis pro Turbine, denn der hat momentan bei der dynamischen Auftragsentwicklung bei den 5,7 MW Turbinen eine viel bessere Aussagekraft wie der Turbinenverkaufspreis pro MW. Der Preis pro Turbine lag in Q2 bei hohen 3,54 Mio. €. Das ist übrigens Nordex Rekord auf Quartalsbasis. In Q1 lag der bei 3,27 Mio € und in 2020 bei 3,05 Mio. €. Also hier gibt es eine sehr sehr deutliche Preissteigerung. Von dem her passt das mit dem Q2 Turbinenpreis beim Auftragseingang schon sehr gut und relativiert damit den Rückgang des durchschnittliche Turbinenverkaufspreis pro MW auf 0,68 Mio. €/MW ganz klar. Diese Diskrepanz zwischen diesen beiden "Preisarten" liegt daran, dass in Q2 deutlich mehr 5,7 MW Turbinen verkauft wurden wie in Q1.
- von Nordex gab es eine kleine pro Forma Bilanz um die KE für das Q2 zu simulieren, denn man wird ja die KE bei der Bilanz erst in Q3 sehen können. Durch die KE würde der Nettocash (Liquidität Minus Finanzverbindlichkeiten) bei 508 Mio. € liegen und die Eigenkapitalquote bei 27,3%. Nordex schwimmt nahezu in Cash.