Neuer Marktführer auf dem Halbleitermarkt

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Neuer Marktführer auf dem Halbleitermarkt

 
23.04.02 06:26
US-Konzern Micron und südkoreanische Hynix wollen fusionieren / Infineon begrüßt Stabilisierung der Branche  
 
Der deutsche Halbleiter-Konzern Infineon hofft, von der Fusion zweier Wettbewerber profitieren zu können. Vor dem Hintergrund einer sich langsam wieder erholenden Konjunktur plant der US-Halbleiterhersteller Micron Technology die Übernahme der Speichersparte des angeschlagenen südkoreanischen Rivalen Hynix. Beide Seiten unterzeichneten einen entsprechenden Vorvertrag, wie Hynix Semiconductor am Montag mitteilte.

Obwohl durch den Zusammenschluss der Speicherchip-Sparten beider Konzerne ein mächtiger Marktführer entstehen würde, bewertete Infineon die geplante Übernahme positiv. Die gesamte DRAM-Branche könne von einem Konsolidierungsprozess profitieren, sage eine Infineon-Sprecherin.

Stimmen Gläubigerbanken, Wettbewerbshüter und die Aktionäre und Aufsichtsräte beider Konzerne dem Vier-Milliarden-Dollar-Deal zu, würde Micron zum größten Speicherchip-Hersteller der Welt. "Kurz- und mittelfristig könnte das den Speicherchip-Preisen helfen, weil Micron mehr Kontrolle über das Angebot bekommt und ältere Produktionsstätten von Hynix zeitweilig stilllegen kann", sagte Doug Lee, Analyst bei der Banc of America. Die Chiphersteller erholen sich gerade von einem beispiellosen Preisverfall. Der Preis für einen Standard-Speicherchip (DRAM) von 128 Megabyte lag vor sechs Monaten unter einem Dollar - weit unter den Herstellungskosten. Das trug der 1999 aus einer Fusion von Hyundai Electronics und LG Semiconductor entstandenen Hynix 2001 einen Rekordverlust von 3,9 Milliarden Dollar ein. Mittlerweile sind die DRAM-Preise auf etwa 3,30 Dollar gestiegen und Hynix wies im ersten Quartal zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen aus.

Die Unternehmen haben nun bis zum 30. April Zeit, um einen endgültigen Vertrag auszuhandeln. Doch nicht alle Analysten sind überzeugt, dass der Deal wie geplant über die Bühne geht. Stolpersteine bleiben: Dem Gläubigerkonsortium zufolge wird Micron zwar 85 Prozent der von Hynix übernommenen Arbeitsplätze für zwei Jahre garantieren. Doch die Gewerkschaften fürchten Massenentlassungen unter den 14 000 Beschäftigten und wollen deshalb gegen den Verkauf kämpfen. Auch freie Aktionäre, die den Großteil der Hynix-Aktien halten, haben Widerstand angekündigt. Sie sorgen sich um den Wert des Unternehmens nach der Abspaltung der Speicherchip-Sparte, die 70 Prozent des Umsatzes einfährt. Bei kleineren Gläubigern könnte sich ebenso Widerstand regen, weil sie Nachteile gegenüber den großen Geldgebern fürchten. Ungeklärt sind auch die Bedingungen für einen neuen Milliardenkredit für das fusionierte Unternehmen und die Frage, ob Micron für versteckte Schulden bei Hynix entschädigt wird, die erst nach der Übernahme bekannt werden.

Die am Montag unterzeichnete Absichtserklärung verspricht Hynix und den Gläubigern des Konzerns 108,6 Millionen Micron-Aktien für den Verkauf der Chip-Sparte. Auf Basis des Kurses von 29,50 Dollar am vergangenen Freitag wären das 3,2 Milliarden Dollar. Micron will sich außerdem verpflichten, 200 Millionen Dollar für einen 15-Prozent-Anteil an Hynix' verbleibendem Geschäft zu bezahlen. Die Koreaner würden keine Speicherchips mehr herstellen, sondern nur noch Chips für Mobiltelefone und andere elektronische Geräte.

Für die Banken, denen Hynix mehr als sechs Milliarden Dollar schuldet, hat der Deal einen Pferdefuß: Sie verpflichten sich dazu, Micron zusätzlich 1,5 Milliarden Dollar an langfristigen Krediten zu gewähren. Außerdem dürfen sie die Micron-Aktien vier Monate lang nicht verkaufen.  
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