noch vor paar Tagen waren sie nur auf beobachten.....
Eine äußerst vorteilhafte Partnerschaft mit dem US-Konzern Celgene lässt die Aktie der Münchner Biotechfirma Morphosys abheben.
Finanzleute sind in der Regel nüchtern. Und die Biotechbranche ist ja auch eher im sachlichanalytischen Bereich beheimatet. Doch am Donnerstagmittag war bei Morphosys-Finanzchef Jens Holstein selbst über das Telefon eine gewisse Erregung zu spüren. „Das ist für uns ein ganz, ganz wichtiger Schritt. Mit dieser Kooperation erhalten wir ganz neue Möglichkeiten.“
Der Stolz ist berechtigt. Die Biotechnologiefirma aus Martinsried bei München hatte Mittwochnacht eine (weitere) Forschungspartnerschaft verkündet, die es in sich hat. Die Reaktion an der Börse fiel entsprechend euphorisch aus: Zeitweise kletterte der Aktienkurs um mehr als 20 Prozent auf den höchsten Stand seit zwölf Jahren.
Der Vertrag mit dem US-Biotechkonzern Celgene sieht vor, dass Morphosys die Kosten für die weitere Entwicklung des Moleküls MOR 202 gegen verschiedene Knochenmarks- und Blutkrebsarten zu zwei Drittel auf Celgene abwälzt. Der US-Konzern zahlt zunächst 70,8 Millionen Euro und kauft — vorbehaltlich der Genehmigung durch US-Kartellbehörden — für 46,2 Millionen Euro Morphosys-Aktien. Mit weiteren Meilensteinzahlungen könnte sich das Vertragsvolumen auf insgesamt 628 Millionen Euro summieren.
Das Bemerkenswerte ist aber, dass Celgene den Deutschen die Hälfte aller potenziellen Medikamentenerlöse in Europa einräumt. Morphosys ist damit bei der Vermarktung in Europa voll mit im Boot.
„Bislang haben wir uns auf technologische und klinische Entwicklungen konzentriert. Nun haben wir die Möglichkeit, uns in Richtung Markt zu entwickeln“, betont Holstein. Soll heißen: Aus Morphosys kann nun ein auch kommerziell erfolgreiches, direkt am Markt aktives Pharmaunternehmen werden.
Dazu kommt: Einen besseren Partner als den Konzern Celgene, der auf Medikamente zur Behandlung eben dieser Blutkrebsarten spezialisiert ist, hätte Morphosys für diesen Wirkstoff kaum finden können. Dabei hätte es laut Holstein auch noch andere Interessanten gegeben.
Der Finanzvorstand erwartet, dass nach Abschluss der Transaktion der US-Konzern einen Morphosys-Anteil „von vier bis 4,5 Prozent“ halten wird. Ob Celgene diesen Anteil weiter ausbauen wird, ist nicht bekannt. „Darüber haben wir nicht gesprochen.“ Auch über weitere Kooperationen mit Celgene bezüglich anderer Wirkstoffe sei nicht gesprochen worden.
Insgesamt ist es bemerkenswert, wie stur die Münchner ihre eingeschlagene Strategie verfolgen und angekündigte Unternehmensfortschritte genauso wie Finanzziele zuverlässig einhalten. Das duale Geschäftsmodell, zum einen die Auftragsforschung für andere Unternehmen mithilfe der firmeneigenen Antikörperbibliothek, zum anderen die Entwicklung eigener Wirkstoffe auf Basis der Antikörpertechnologie und deren spätere Verpartnerung, hat sich über die Jahre bewährt.
Einzigartig in Deutschland
Zurzeit hat Morphosys mehr als 70 Medikamentenkandidaten in der Pipeline, 20 davon werden bereits in klinischen Studien, also an Patienten, erprobt. Zum Vergleich: Egal ob Mologen, Wilex, 4SC oder Medigene, kein anderes deutsches börsennotiertes Biotech-unternehmen, das Arzneimittel entwickelt, hat mehr als zehn Kandidaten.
Erst Anfang Juni hatte Morphosys- Gründer und Vorstandschef Simon Moroney die — bereits seit Anfang des Jahres erwartete — Kooperation mit dem Pharmakonzern GlaxoSmithKline zum Morphosys-Wirkstoff MOR 103 bekannt gegeben: 22,5 Millionen Euro Einmalzahlung, insgesamt bis zu 445 Millionen Euro Meilenstein- und Erfolgszahlungen und zweistellige Tantiemen aus späteren Verkaufseinnahmen.
Seit Jahresbeginn ist die Aktie um mehr als 40 Prozent gestiegen. Langfristig bleibt sie ein klarer Kauf. Anleger sollten Kursrückschläge zum Einstieg nutzen.
Empfehlung der Redaktion
Sobald die Genehmigung der US-Kartellbehörden vorliegt, will Morphosys den Jahresausblick anheben. Der Wert ist langfristig ein klarer Kauf. Aktuell empfiehlt sich aber, mit dem Einstieg abzuwarten, bis die Euphorie etwas abgeklungen ist.
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