dpa-AFX-Nachricht
Mittwoch, 06.11.2002, 20:29
ROUNDUP 4: MobilCom noch nicht aus dem Schneider - zähe Verhandlungen
BÜDELSDORF/BERLIN (dpa-AFX) - Die Beschäftigten des Mobilfunkunternehmens MobilCom zittern weiter um ihre Zukunft. In zähen Verhandlungen rangen am Mittwoch MobilCom-Gründer Gerhard Schmid und die Bundesregierung bis in die Abendstunden um die Details des Vertrags, mit dem Schmid seine Anteile an einen Treuhänder übertragen soll. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen sollten die Verhandlungen voraussichtlich am Donnerstag fortgesetzt werden.
Nachdem zwei strittige Punkt ausgeräumt waren, ging es am Ende lediglich noch um die Person des Treuhänders. Schmid will, dass der ehemalige Debitel-Chef Joachim Dreyer sein Aktienpaket verwaltet; die Regierung möchte ihm zusätzlich ihren Anwalt Reinhard von Dalwigk an die Seite stellen. Das lehnt Schmid ab.
MITARBEITER DEMONSTRIERTEN GEGEN SCHMID
In den Mittagstunden waren Beschäftigte an den MobilCom-Standorten in Büdelsdorf, Erfurt, Hallbergmoos und Karlstein gegen ihren ehemaligen Chef Schmid auf die Straße gegangen. Mit Unterstützung der IG Metall und der schleswig-holsteinischen Landesregierung forderten sie Schmid auf, seine Unterschrift unter den Vertrag zu leisten.
Ohne eine Übertragung der Aktien Schmids an einen Treuhänder ist die MobilCom-Sanierung vollständig blockiert. Dann müsse das Unternehmen schon am nächsten Tag Insolvenz anmelden, sagte James Ford vom MobilCom-Betriebsrat. Dagegen erklärte ein MobilCom-Sprecher, eine Insolvenz stehe nicht unmittelbar bevor, sondern das Unternehmen habe noch etwas Luft. Eine Finanzspritze von 50 Millionen Euro aus dem September ist fast verbraucht.
KOMPROMISSE IN ZWEI PUNKTEN
Die Verhandlungen zwischen Schmid und Regierung waren nach einigem Hin und Her überraschend am Dienstagabend wieder aufgenommen und am Mittwoch fortgesetzt worden. Schmid hatte zuvor abgelehnt, eine Verkaufssperre für seine Aktien hinzunehmen und eine Schuld in einem offenen Rechtsstreit anzuerkennen. Diese beiden Punkte sind ausgeräumt, wobei sich beide Seiten bewegt haben sollen.
Sollte Schmid den Treuhänder-Vertrag unterzeichnen, so könnten auch die übrigen bereits ausgehandelten Abmachungen über die Rettung des angeschlagenen Mobilfunkunternehmens ins Werk gesetzt werden. Dazu zählen die Entschuldung von MobilCom durch France Télécom in der Größenordnung von sieben Milliarden Euro sowie weitere staatlich verbürgte Liquiditätskredite über rund 100 Millionen Euro.
Alle Verträge sollen unterschriftsreif sein, würden aber auch bei einer Einigung vermutlich erst in der kommenden Woche unterzeichnet. MobilCom hat zumindest bis zum 15. November Zeit, wenn dem Unternehmen nicht zuvor das Geld ausgeht. Erst dann fordern die Banken einen Kredit über 4,7 Milliarden Euro zurück. Wenn es keine Einigung gibt, muss MobilCom in die Insolvenz. Fest steht bislang lediglich, dass 1.850 von rund 5.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen gestrichen werden./gi/DP/jb
info@dpa-AFX.de
Mittwoch, 06.11.2002, 20:29
ROUNDUP 4: MobilCom noch nicht aus dem Schneider - zähe Verhandlungen
BÜDELSDORF/BERLIN (dpa-AFX) - Die Beschäftigten des Mobilfunkunternehmens MobilCom zittern weiter um ihre Zukunft. In zähen Verhandlungen rangen am Mittwoch MobilCom-Gründer Gerhard Schmid und die Bundesregierung bis in die Abendstunden um die Details des Vertrags, mit dem Schmid seine Anteile an einen Treuhänder übertragen soll. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen sollten die Verhandlungen voraussichtlich am Donnerstag fortgesetzt werden.
Nachdem zwei strittige Punkt ausgeräumt waren, ging es am Ende lediglich noch um die Person des Treuhänders. Schmid will, dass der ehemalige Debitel-Chef Joachim Dreyer sein Aktienpaket verwaltet; die Regierung möchte ihm zusätzlich ihren Anwalt Reinhard von Dalwigk an die Seite stellen. Das lehnt Schmid ab.
MITARBEITER DEMONSTRIERTEN GEGEN SCHMID
In den Mittagstunden waren Beschäftigte an den MobilCom-Standorten in Büdelsdorf, Erfurt, Hallbergmoos und Karlstein gegen ihren ehemaligen Chef Schmid auf die Straße gegangen. Mit Unterstützung der IG Metall und der schleswig-holsteinischen Landesregierung forderten sie Schmid auf, seine Unterschrift unter den Vertrag zu leisten.
Ohne eine Übertragung der Aktien Schmids an einen Treuhänder ist die MobilCom-Sanierung vollständig blockiert. Dann müsse das Unternehmen schon am nächsten Tag Insolvenz anmelden, sagte James Ford vom MobilCom-Betriebsrat. Dagegen erklärte ein MobilCom-Sprecher, eine Insolvenz stehe nicht unmittelbar bevor, sondern das Unternehmen habe noch etwas Luft. Eine Finanzspritze von 50 Millionen Euro aus dem September ist fast verbraucht.
KOMPROMISSE IN ZWEI PUNKTEN
Die Verhandlungen zwischen Schmid und Regierung waren nach einigem Hin und Her überraschend am Dienstagabend wieder aufgenommen und am Mittwoch fortgesetzt worden. Schmid hatte zuvor abgelehnt, eine Verkaufssperre für seine Aktien hinzunehmen und eine Schuld in einem offenen Rechtsstreit anzuerkennen. Diese beiden Punkte sind ausgeräumt, wobei sich beide Seiten bewegt haben sollen.
Sollte Schmid den Treuhänder-Vertrag unterzeichnen, so könnten auch die übrigen bereits ausgehandelten Abmachungen über die Rettung des angeschlagenen Mobilfunkunternehmens ins Werk gesetzt werden. Dazu zählen die Entschuldung von MobilCom durch France Télécom in der Größenordnung von sieben Milliarden Euro sowie weitere staatlich verbürgte Liquiditätskredite über rund 100 Millionen Euro.
Alle Verträge sollen unterschriftsreif sein, würden aber auch bei einer Einigung vermutlich erst in der kommenden Woche unterzeichnet. MobilCom hat zumindest bis zum 15. November Zeit, wenn dem Unternehmen nicht zuvor das Geld ausgeht. Erst dann fordern die Banken einen Kredit über 4,7 Milliarden Euro zurück. Wenn es keine Einigung gibt, muss MobilCom in die Insolvenz. Fest steht bislang lediglich, dass 1.850 von rund 5.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen gestrichen werden./gi/DP/jb
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