MobilCom-Gründer Schmid steht allein auf weiter Flur
Hamburg (vwd) - Eine weitere Woche neigt sich dem Ende und die Situation der MobilCom AG, Büdelsdorf, ist immer noch nicht geklärt. Allerdings gibt es kaum noch einen Beteiligten, der den Schwarzen Peter nicht in den Händen von MobilCom-Gründer Gerhard Schmid sieht. Spätestens nach der Erklärung des MobilCom-Aufsichtsratsmitgliedes Dieter Vogel, der auch von der Bundesregierung mit den Verhandlungen mit France Telecom SA, Paris, betraut war, wird es um den Großaktionär Schmid leer. Er allein habe es in der Hand, MobilCom und die Arbeitsplätze zu retten, sagt Vogel.
Schmid sieht dies anders. Für ihn liegt die Verantwortung, sich auf den Treuhandvertrag zu einigen, bei der Bundesregierung. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hatte Schmid am frühen Nachmittag mitteilen lassen, dass er nicht daran denke, einen am Vortag an ihn adressierten Offenen Brief zu beantworten. Diese Reaktion hatte Schmid nicht erwartet, er war enttäuscht. Er hatte Clement gebeten, sich der Sache persönlich anzunehmen: "Ich lege das Schicksal der MobilCom in Ihre Hände".
Anlass des Offenen Briefes waren nach Angaben Schmids neue Forderungen aus Berlin, die er aber nicht benannte. Er sagte nur, dass die Bundesregierung weitere Änderungen im Treuhandvertrag vorgeschlagen habe, obwohl man sich in allen Punkten, außer dem der Person des Treuhänders, bereits einig gewesen sei. Vogel hingegen berichtet am Freitag abend, dass auch die Frage des Schuldanerkenntnisses noch nicht geklärt sei.
Bei MobilCom nimmt man die Art des Verhandelns mit Kopfschütteln zur Kenntnis. Jeder Tag, der vergeht, geht zu Kosten der Liquidität. Das Unternehmen rettet sich nach eigenen Angaben übers Wochenende. Man habe noch etwas Luft, sagte der Sprecher. Analysten haben jedoch nachgerechnet und können kaum glauben, das noch Geld vorhanden sein soll. Und auch Finanzkreise wundern sich. MobilCom jedoch spricht von extremer Sparsamkeit und Reduzierung des im zweiten Quartal verzeichneten Cashburn. Trotzdem: Irgendwann ist die Kasse leer.
Die Bundesregierung tut sich schwer, Schmids vorgeschlagenen Treuhänder Joachim Dreyer zu akzeptieren. Vogel sagte dazu, dass die Unabhängigkeit des Treuhänders außer Zweifel stehen müsse, damit der Bund Bürgschaften übernehme. Schmid indes will einen Treuhänder, dem er vertrauen kann und keinen, der der Regierung zu nahe ist. Schließlich gehe es um sein Vermögen. Finanzkreise können sich nicht vorstellen, dass in dieser Frage kein Kompromiss zu erzielen ist. Man könnte sicher einen Treuhänder finden, der beiden Seiten genehm sei, hieß es. Sie vermuten eher, dass die Einigung auf eine Person nicht die Lösung aller Probleme ist. +++ Kirsten Bienk
vwd/8.11.2002/kib/nas
8. November 2002, 18:22
Hamburg (vwd) - Eine weitere Woche neigt sich dem Ende und die Situation der MobilCom AG, Büdelsdorf, ist immer noch nicht geklärt. Allerdings gibt es kaum noch einen Beteiligten, der den Schwarzen Peter nicht in den Händen von MobilCom-Gründer Gerhard Schmid sieht. Spätestens nach der Erklärung des MobilCom-Aufsichtsratsmitgliedes Dieter Vogel, der auch von der Bundesregierung mit den Verhandlungen mit France Telecom SA, Paris, betraut war, wird es um den Großaktionär Schmid leer. Er allein habe es in der Hand, MobilCom und die Arbeitsplätze zu retten, sagt Vogel.
Schmid sieht dies anders. Für ihn liegt die Verantwortung, sich auf den Treuhandvertrag zu einigen, bei der Bundesregierung. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hatte Schmid am frühen Nachmittag mitteilen lassen, dass er nicht daran denke, einen am Vortag an ihn adressierten Offenen Brief zu beantworten. Diese Reaktion hatte Schmid nicht erwartet, er war enttäuscht. Er hatte Clement gebeten, sich der Sache persönlich anzunehmen: "Ich lege das Schicksal der MobilCom in Ihre Hände".
Anlass des Offenen Briefes waren nach Angaben Schmids neue Forderungen aus Berlin, die er aber nicht benannte. Er sagte nur, dass die Bundesregierung weitere Änderungen im Treuhandvertrag vorgeschlagen habe, obwohl man sich in allen Punkten, außer dem der Person des Treuhänders, bereits einig gewesen sei. Vogel hingegen berichtet am Freitag abend, dass auch die Frage des Schuldanerkenntnisses noch nicht geklärt sei.
Bei MobilCom nimmt man die Art des Verhandelns mit Kopfschütteln zur Kenntnis. Jeder Tag, der vergeht, geht zu Kosten der Liquidität. Das Unternehmen rettet sich nach eigenen Angaben übers Wochenende. Man habe noch etwas Luft, sagte der Sprecher. Analysten haben jedoch nachgerechnet und können kaum glauben, das noch Geld vorhanden sein soll. Und auch Finanzkreise wundern sich. MobilCom jedoch spricht von extremer Sparsamkeit und Reduzierung des im zweiten Quartal verzeichneten Cashburn. Trotzdem: Irgendwann ist die Kasse leer.
Die Bundesregierung tut sich schwer, Schmids vorgeschlagenen Treuhänder Joachim Dreyer zu akzeptieren. Vogel sagte dazu, dass die Unabhängigkeit des Treuhänders außer Zweifel stehen müsse, damit der Bund Bürgschaften übernehme. Schmid indes will einen Treuhänder, dem er vertrauen kann und keinen, der der Regierung zu nahe ist. Schließlich gehe es um sein Vermögen. Finanzkreise können sich nicht vorstellen, dass in dieser Frage kein Kompromiss zu erzielen ist. Man könnte sicher einen Treuhänder finden, der beiden Seiten genehm sei, hieß es. Sie vermuten eher, dass die Einigung auf eine Person nicht die Lösung aller Probleme ist. +++ Kirsten Bienk
vwd/8.11.2002/kib/nas
8. November 2002, 18:22