ham. FRANKFURT, 16. September. Die Kurssprünge der Mobilcom-Aktie sind ein gefundenes Fressen für Privatanleger mit einem Zeithorizont von einem Tag oder nur wenigen Stunden. Mit 600 Transaktionen haben rund 50 dieser sogenannten "Daytrader" beim Düsseldorfer Broker Sino am Montag nach Auskunft von Sino-Vorstand Ingo Hillen 100 000 Euro verdient. 1,8 Millionen Stück Aktien wickelte Sino bis zum Mittag ab - rund 10 Prozent des bis dahin insgesamt erzielten Umsatzes auf Xetra und in Frankfurt. Hedgefonds hingegen sind offenbar nur in geringem Ausmaß für die Kurskapriolen verantwortlich. Für Hugh Hendry, Fondsmanager bei Odey Asset Management, einem in London ansässigen Hedgefonds, der 300 Millionen Dollar verwaltet, ist die Mobilcom-Aktie nicht mehr interessant. "Wenn eine Aktie schon 90 Prozent von ihrem Höchstkurs gefallen ist, dann suche ich mir eine andere", sagt Hendry. Derzeit hält er zum Beispiel die Erwartungen, die Anleger in SAP und Siemens setzen, für überzogen.
Eine erfolgreiche Strategie von Daytradern und Hedgefonds ist der Leerverkauf von Aktien ("wir gehen short"). Bei dieser Technik setzen sie auf sinkende Kurse, indem sie sich Aktien leihen, diese verkaufen und sie später billiger zurückkaufen, um sie dann an den Verleiher zurückzugeben. Die große Zeit der Hedgefonds am Neuen Markt war nach dem Höchststand im März 2000. "In den dann folgenden Monaten haben wir mit der Mobilcom-Aktie das Zwanzigfache des Einsatzes verdient", erinnert sich Hendry. Vermutungen, in der vergangenen Woche hätten Hedge-Fonds den Mobilcom-Kurs bei Umsätzen, die das Normalmaß um das Zwangzigfache überstiegen, unter Druck gebracht, hält Hendry für abwegig. "In der letzten Woche hat man wieder gesehen, daß der durchschnittliche Anleger erst dann Aktien verkauft, wenn die Pleite eines Unternehmens abzusehen ist."
Sino-Vorstand Hillen beschreibt das ideale Umfeld für Daytrader so: mehrere unterschiedlich zu interpretierende Neuigkeiten, die auseinandergehende Einschätzungen zu einer Aktie nahelegen. "Wo hohe Kursschwankungen und hohe Umsätze zu erwarten sind, sind unsere Kunden dabei", sagt er. Am Montag erwies sich zum Beispiel die folgende Transaktion als erfolgreich: Zum Handelsauftakt wurden an der Berliner Börse für 7,30 Euro je Stück Mobilcom-Aktien verkauft (short) und dann im weiteren Verlauf für 3,10 Euro zurückgekauft. Die Hoffnung auf eine Rettung der Mobilcom durch den Staat trieb vor Börseneröffnung den Kurs nach oben. Zweifel an der Tragfähigkeit der Rettungspläne ließen dann den Kurs wieder bröckeln. Der Tiefstkurs am Montag bedeutete aber immer noch eine Verdreifachung im Vergleich zum Schlußkurs am Freitag, als die Insolvenz kaum noch abzuwenden schien.
Nur ganz wenige Privatanleger haben die Möglichkeit, Aktien leer zu verkaufen. Die Sino AG, Düsseldorf, bietet lediglich sogenannten "Heavy Tradern" diesen Service an. Dies sind oft ehemalige Börsenmakler. Wer beim Kooperationspartner HSBC Trinkaus & Burkhardt mit mindestens 50 000 Euro Eigenkapital ein Depot eröffnet und viel Börsenerfahrung nachweisen kann, erhält von Sino eine Handelsplattform nach Hause geliefert. Mit dieser kann er wie ein Profi handeln. Er erhält sofort die Börsenpflichtmitteilungen und kann mit einem einzigen Klick mit der Maus am heimischen Computer Aktien kaufen oder verkaufen. Im Juli bewegten die 200 Kunden von Sino Wertpapiere im Wert von 1,7 Milliarden Euro. Einige Trader haben bis zu acht Bildschirme, um immer auf dem laufenden zu sein.
Gerade für Leerverkäufer ist der Umsatz in einer Aktie wichtig. Denn irgendwann muß die Position durch einen Rückkauf ausgeglichen werden. Parallel zu den eingebrochenen Umsätzen am Neuen Markt stellt Hillen eine Abwanderung seiner Kunden zu Dax-Titeln fest. Entsprechend hat er ein Gebührenmodell, das sich für Anleger lohnt, die 300mal im Monat Dax-Werte im Volumen von je 40 000 Euro ordern.
immerhin heute Überschrift in der FAZ,wenn es auch eher wie Reklame klingt