Wie soll der Anleger auf die anziehende Weltkonjunktur reagieren? Diversifizierung bleibt Trumpf, aber einzelne Branchen versprechen im Aufschwung bessere Renditen als der Durchschnitt
Von Frank Stocker
Frankfurt - Einkaufsmanagerindex, Ifo-Geschäftsklima, Konsumentenvertrauen - seit Monaten schauen die Anleger gebannt auf die so genannten konjunkturellen Frühindikatoren. Seit einigen Wochen senden sie nun erstmals wieder alle die gleichen Signale: Es geht aufwärts mit der Wirtschaft.
Was bedeutet das für die Börse? Soll man nun sein ganzes Geld aus den Geldmarktfonds abziehen, voll auf Aktien setzen, am besten wieder alles in Technologiewerte investieren?
"Keinesfalls", sagt Stefan Keitel, Leiter des Portfoliomanagements bei der Crédit Suisse in Frankfurt. Die Investoren sollten nicht wieder den Fehler des Jahres 2000 machen, als viele nur noch auf Aktien setzten. "Nur eine breite Streuung auf verschiedene Anlageklassen bringt langfristig Erfolg." Dazu gehören Bonds ebenso wie Wandelanleihen oder alternative Investments, beispielsweise Hedgefonds oder private Unternehmensbeteiligungen. Aktien können derzeit jedoch wieder etwas stärker gewichtet werden. "Wir bleiben aber unserem wertorientierten Ansatz treu", sagt der Crédit-Suisse-Experte.
Auch Christoph Hott, Leiter Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim, rät angesichts des sich anbahnenden Aufschwungs den Aktienanteil je nach Risikobereitschaft sukzessive auszubauen. "Man sollte sich dabei aber nicht von Hektik leiten lassen, sondern langsam aber sicher in Rückschlagphasen investieren", so Hott.
Entscheidend ist die Auswahl der Branchen. Der Aufschwung wird nicht, wie Ende der 90er- Jahre, allen Sektoren gleichermaßen Auftrieb verleihen. Wirtschaft und Börse normalisieren sich - und das heißt: Es gibt je nach konjunktureller Entwicklung unterschiedliche Trendbranchen. Thomas Damschen von der Berenberg Bank glaubt sie zu kennen. "Wir haben untersucht, welche Branchen in der Vergangenheit in den jeweiligen Konjunkturzyklen am besten abgeschnitten haben", sagt Damschen. Herausgekommen ist dabei eine Sinuskurve, auf der die verschiedenen Branchen jeweils einem bestimmten Verlaufspunkt zugeordnet werden. In der Konjunkturphase "Erholung", in der wir uns nach einhelliger Meinung der Experten derzeit befinden, zeigen die Aktien aus den Bereichen Energie, Banken, Finanzwerte, Versicherungen sowie zyklische Güter und Dienstleistungen die beste Performance. "Man darf diese Kurve allerdings nicht statisch betrachten", warnt Damschen. Es kann sinnvoll sein, auch angrenzende Branchen einzubeziehen.
Doch die Tendenz scheint zu stimmen. Auch Christoph Hott favorisiert derzeit eindeutig Energie und Finanzen. Das zeigt sich in seinem Anlagevorschlag, den er für WELT am SONNTAG ausgearbeitet hat. 20 Prozent des Aktienanteils entfallen auf den Energiesektor. "Angetrieben von dem niedrigen Ölpreis haben die Unternehmen in der Vergangenheit massiv restrukturiert", erklärt er. Durch den gestiegenen Ölpreis profitieren sie daher nun doppelt. Im Bankensektor könnte es vor allem durch eine weitere Konsolidierung in den USA bald günstige Kaufgelegenheiten geben.
Auch Crédit Suisse setzt auf eine konjunkturelle Erholung und favorisiert daher den Sektor der zyklischen Güter. Stefan Keitel glaubt vor allem bei Werten der Kapitalgüterindustrie wie MAN an eine Erholung, da sie in den letzten beiden Jahren im Vergleich zu anderen Branchen so schlecht wie noch nie abgeschnitten haben. Auch den Bankensektor sieht Keitel wieder positiver. "Die schlechten Nachrichten sind hier in den Kursen eingepreist, und mit einer Normalisierung der Börsen sollte sich auch das Geschäft der Banken wieder erholen." Daneben setzt er auch auf ausgewählte Titel der Spezialchemie wie Ciba.
Den Technologiesektor sehen dagegen die meisten Experten weiterhin kritisch. "Die Unternehmen sind schon wieder hoch bewertet", warnt Keitel. Die Kurse befinden sich höchstens auf einem fairen Niveau und haben zunächst kaum Potenzial.
Das Problem vieler Anleger wird sein: Ihr Depot ist viel zu klein, um darin eine solche Diversifizierung vorzunehmen, wie Hott sie beispielsweise vorschlägt. Thomas Damschen hat daher ein Zertifikat entwickelt, das auf die Trendbranchen setzt. "Wir bündeln im Berenberg Global Trend Select Zertifikat die fünf Branchen mit den besten Aussichten in einem Wertpapier." Zweimal jährlich, im Januar und im Juli, überprüft er, in welchem Konjunkturzyklus wir uns befinden. Gegebenenfalls passt er dann die Zusammensetzung an.
Noch häufiger, nämlich vier-mal jährlich, wird das Xavex Value Growth Select Zertifikat der Deutschen Bank an die konjunkturelle Entwicklung angepasst. Die 15 zu Grunde liegenden Aktien kommen entweder aus dem Bereich Value oder Growth - je nach Zyklus. "Growth bedeutet eine positive Kursentwicklung in den letzten sechs Monaten und positive Gewinnschätzungen für die nächsten fünf Jahre", erklärt Thorsten Michalik, Derivate-Spezialist bei der Deutschen Bank. Value dagegen achtet auf die Dividendenrendite. Derzeit stehen die Zeichen jedoch ganz auf "Wachstum" - Growth ist für Michalik daher Trumpf.
Quelle: www.diewelt.de/daten/2002/02/03/0203fi311802.htx
Von Frank Stocker
Frankfurt - Einkaufsmanagerindex, Ifo-Geschäftsklima, Konsumentenvertrauen - seit Monaten schauen die Anleger gebannt auf die so genannten konjunkturellen Frühindikatoren. Seit einigen Wochen senden sie nun erstmals wieder alle die gleichen Signale: Es geht aufwärts mit der Wirtschaft.
Was bedeutet das für die Börse? Soll man nun sein ganzes Geld aus den Geldmarktfonds abziehen, voll auf Aktien setzen, am besten wieder alles in Technologiewerte investieren?
"Keinesfalls", sagt Stefan Keitel, Leiter des Portfoliomanagements bei der Crédit Suisse in Frankfurt. Die Investoren sollten nicht wieder den Fehler des Jahres 2000 machen, als viele nur noch auf Aktien setzten. "Nur eine breite Streuung auf verschiedene Anlageklassen bringt langfristig Erfolg." Dazu gehören Bonds ebenso wie Wandelanleihen oder alternative Investments, beispielsweise Hedgefonds oder private Unternehmensbeteiligungen. Aktien können derzeit jedoch wieder etwas stärker gewichtet werden. "Wir bleiben aber unserem wertorientierten Ansatz treu", sagt der Crédit-Suisse-Experte.
Auch Christoph Hott, Leiter Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim, rät angesichts des sich anbahnenden Aufschwungs den Aktienanteil je nach Risikobereitschaft sukzessive auszubauen. "Man sollte sich dabei aber nicht von Hektik leiten lassen, sondern langsam aber sicher in Rückschlagphasen investieren", so Hott.
Entscheidend ist die Auswahl der Branchen. Der Aufschwung wird nicht, wie Ende der 90er- Jahre, allen Sektoren gleichermaßen Auftrieb verleihen. Wirtschaft und Börse normalisieren sich - und das heißt: Es gibt je nach konjunktureller Entwicklung unterschiedliche Trendbranchen. Thomas Damschen von der Berenberg Bank glaubt sie zu kennen. "Wir haben untersucht, welche Branchen in der Vergangenheit in den jeweiligen Konjunkturzyklen am besten abgeschnitten haben", sagt Damschen. Herausgekommen ist dabei eine Sinuskurve, auf der die verschiedenen Branchen jeweils einem bestimmten Verlaufspunkt zugeordnet werden. In der Konjunkturphase "Erholung", in der wir uns nach einhelliger Meinung der Experten derzeit befinden, zeigen die Aktien aus den Bereichen Energie, Banken, Finanzwerte, Versicherungen sowie zyklische Güter und Dienstleistungen die beste Performance. "Man darf diese Kurve allerdings nicht statisch betrachten", warnt Damschen. Es kann sinnvoll sein, auch angrenzende Branchen einzubeziehen.
Doch die Tendenz scheint zu stimmen. Auch Christoph Hott favorisiert derzeit eindeutig Energie und Finanzen. Das zeigt sich in seinem Anlagevorschlag, den er für WELT am SONNTAG ausgearbeitet hat. 20 Prozent des Aktienanteils entfallen auf den Energiesektor. "Angetrieben von dem niedrigen Ölpreis haben die Unternehmen in der Vergangenheit massiv restrukturiert", erklärt er. Durch den gestiegenen Ölpreis profitieren sie daher nun doppelt. Im Bankensektor könnte es vor allem durch eine weitere Konsolidierung in den USA bald günstige Kaufgelegenheiten geben.
Auch Crédit Suisse setzt auf eine konjunkturelle Erholung und favorisiert daher den Sektor der zyklischen Güter. Stefan Keitel glaubt vor allem bei Werten der Kapitalgüterindustrie wie MAN an eine Erholung, da sie in den letzten beiden Jahren im Vergleich zu anderen Branchen so schlecht wie noch nie abgeschnitten haben. Auch den Bankensektor sieht Keitel wieder positiver. "Die schlechten Nachrichten sind hier in den Kursen eingepreist, und mit einer Normalisierung der Börsen sollte sich auch das Geschäft der Banken wieder erholen." Daneben setzt er auch auf ausgewählte Titel der Spezialchemie wie Ciba.
Den Technologiesektor sehen dagegen die meisten Experten weiterhin kritisch. "Die Unternehmen sind schon wieder hoch bewertet", warnt Keitel. Die Kurse befinden sich höchstens auf einem fairen Niveau und haben zunächst kaum Potenzial.
Das Problem vieler Anleger wird sein: Ihr Depot ist viel zu klein, um darin eine solche Diversifizierung vorzunehmen, wie Hott sie beispielsweise vorschlägt. Thomas Damschen hat daher ein Zertifikat entwickelt, das auf die Trendbranchen setzt. "Wir bündeln im Berenberg Global Trend Select Zertifikat die fünf Branchen mit den besten Aussichten in einem Wertpapier." Zweimal jährlich, im Januar und im Juli, überprüft er, in welchem Konjunkturzyklus wir uns befinden. Gegebenenfalls passt er dann die Zusammensetzung an.
Noch häufiger, nämlich vier-mal jährlich, wird das Xavex Value Growth Select Zertifikat der Deutschen Bank an die konjunkturelle Entwicklung angepasst. Die 15 zu Grunde liegenden Aktien kommen entweder aus dem Bereich Value oder Growth - je nach Zyklus. "Growth bedeutet eine positive Kursentwicklung in den letzten sechs Monaten und positive Gewinnschätzungen für die nächsten fünf Jahre", erklärt Thorsten Michalik, Derivate-Spezialist bei der Deutschen Bank. Value dagegen achtet auf die Dividendenrendite. Derzeit stehen die Zeichen jedoch ganz auf "Wachstum" - Growth ist für Michalik daher Trumpf.
Quelle: www.diewelt.de/daten/2002/02/03/0203fi311802.htx