Mit Asia-Aktien zum Erfolg

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Mit Asia-Aktien zum Erfolg

 
26.10.03 11:42
Fernost: Asiatische Höhenflüge (EuramS)


   
Die neue Börsenmacht liegt in Fernost. Wirtschaftsreformen und das rasante Wachstum Chinas beflügeln die Aktienmärkte der Region. Experten rechnen damit, dass die Rally noch längst nicht zu Ende ist.
von Peter Gewalt

Taipehs Bürgermeister Ma Ying Jeou war in gehobener Stimmung, als er in Taiwans Hauptstadt vor zehn Tagen den höchsten Wolkenkratzer der Welt einweihte. Mit 508 Metern überragt der Taipeh 101 die Petronas-Türme in Malaysia, die mit 452 Metern bisher die Bestmarke hielten. Ma Ying Jeou wird sich allerdings wohl nur rund drei Jahre über den Prestigeerfolg freuen dürfen. 2007 soll das Shanghai World Financial Center auf dem chinesischen Festland alle anderen Hochhäuser in den Schatten stellen.

Nicht nur bei der Jagd nach dem höchsten Wolkenkratzer, Symbol für wirtschaftliche Stärke eines Landes, beweisen die Asiaten dem Rest der Welt ihre derzeitige Ausnahmestellung. Auch am Börsenhimmel hat Fernost die Lufthoheit erobert. Die Entwicklung der Aktienmärkte in diesem Jahr ist beeindruckend: Thailand plus 74 Prozent, Indonesien plus 55 Prozent, und Chinas H-Aktien gewannen seit Januar sogar 78 Prozent dazu.

"Dieser Trend dürfte sich auf Grund besserer Wachstumsaussichten der Region fortsetzen", sagt Horst Thomas Jakobs, der den MAT Asia Pacific Aktienfonds managt. Auch DWS-Fondsmanager Jan Viebig ist begeistert. "Asiatische Aktien sind trotz der Kursgewinne in der Regel sehr günstig bewertet."

Asiens Volkswirtschaften ist im Höhenrausch. Während die Eurozone in diesem Jahr voraussichtlich ein mageres Plus von höchstens einem Prozent vermelden darf, kommt Asien trotz Einbußen durch die Lungenkrankheit SARS auf mindestens fünf Prozent Wachstum. Tendenz steigend. 2004 soll ein Plus von über sechs Prozent möglich sein, schätzt der IWF. Längst vergessen scheint der Schock der Asienkrise in den Jahren 1997 und 1998, als der Zusammenbruch der überbewerteten Immobilienmärkte, die rapide Abwertung der Währungen und eine Bankenkrise viele asiatische Staaten an den Rand des Zusammenbruchs geführt hatte. Heute steht die Region dank wirtschaftspolitischer Reformen laut Deutscher Bank "besser da als vor der Krise".

Zu verdanken ist dieses Aufsehen erregende Comeback Asiens zu einem großen Teil dem Wachstumswunderland China, das die ganze Region mitreißt. "China ist und bleibt der Konjunkturmotor Asiens", schwärmt Anna Ho, die den EURO-Musterdepot-Fonds Carlson Equity Asian SmallCap managt. Mit einem Plus von über acht Prozent beim Bruttoinlandsprodukt hängt China in diesem Jahr alle anderen asiatischen Boom-Länder ab. Schon in den vergangenen zehn Jahren war die Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft drei bis vier Mal größer als die durchschnittliche Wachstumsrate der westlichen Industrieländer. Sollte das Land diese Dynamik beibehalten, dürfte die sechstgrößte Wirtschaftsnation der Welt laut einer Studie von Goldman Sachs Deutschland gemessen an der Wirtschaftsleistung im Jahr 2007 übertrumpfen.

Wie ein Schwamm saugt China Waren aus den Nachbarländern auf. "60 Prozent des Exportwachstums in der Region ist auf die steigende Nachfrage aus China zurückzuführen", sagt Jan Viebig, der den DWS China und den DWS India managt. Der unstillbare Hunger des Riesenreichs nach Rohstoffen, Fertigwaren und Gütern zur Weiterverarbeitung sorgt bei den Nachbarn für volle Orderbücher.

Bis 2010 wird eine Freihandelszone zwischen den zehn Asean-Staaten und China entstehen. Das rohstoffarme China benötigt importiertes Kupfer und Öl, um seine marode Infrastruktur auf- und auszubauen und die Nachfrage des Westens nach chinesischen Produkten wie Spielwaren, Schuhen, aber auch einfachen Elektronikgeräten zu befriedigen. Denn ob Sony, Nike oder Volkswagen – die Crème de la Crème der westlichen Unternehmen lässt wegen der extrem günstigen Arbeitskosten immer öfter in China produzieren (siehe Seite 54). Weiterer Vorteil: Chinas Yuan ist wie die Landeswährungen von Hongkong und Malaysia an den US-Dollar gekoppelt. Während andere Exportnationen wie Deutschland am schwächelnden Dollar zu knabbern haben, werden chinesische Güter billiger. Ergebnis: China exportiert in den ersten neun Monaten 2003 Waren im Wert von 38 Milliarden Dollar, ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder, dass Unternehmen, die vom Wachstum im Handel profitieren, wie die Reederei Cosco Pacific, bei Fondsmanagern weit vorne auf der Favoritenliste stehen.

Auch die Inlandsnachfrage des 1,3-Milliarden-Volks explodiert angesichts einer stark wachsenden Mittelklasse. Gut für Konsumwerte wie den Bierbrauer Tsingtao oder die Supermarktkette China Resources. Besonders in den aufstrebenden Küstenstädten wie Shanghai hat sich eine breite Mittelschicht von mehreren hundert Millionen Chinesen gebildet, die auf den Geschmack für höherwertige Konsumgüter wie Autos oder Waschmaschinen gekommen sind. So verdoppelt sich die Nachfrage nach Pkw jährlich.

Joint Ventures helfen, die steigenden Ansprüche der Bürger zu befriedigen. So wurde vergangene Woche der erste in China produzierte BMW vorgestellt. Das börsennotierte Unternehmen Brilliance stellt in Zusammenarbeit mit dem Münchner Autokonzern die Karossen her. Der BMW 325i made in China kostet rund 50000 Euro und damit satte 21000 Euro weniger als das Importmodell.

Carlson-Fondsmanagerin Ho setzt allerdings auf einen anderen chinesischen Autobauer, nämlich Guorun Holdings. "Sollte es zu der erhofften Kooperation mit einem westlichen Autokonzern kommen, dann dürfte der Aktienkurs richtig in Fahrt kommen," prophezeit Ho. Ausländische Direktinvestitionen fließen schon heute auf Rekordniveau. 2002 wurden 53 Milliarden Dollar nach China gepumpt – mehr als in alle anderen Schwellenländer zusammen.

Doch trotz aller wirtschaftlichen Euphorie hat China Probleme. Das Land leidet weiterhin unter einer starren Bürokratie, unter Korruption und faulen Bankkrediten. Die Regierung in Peking hat jahrelang unprofitable Unternehmen, oftmals ehemalige Staatsbetriebe, mit Darlehen künstlich am Leben erhalten.

Sorgenfalten treibt vielen Investoren aber vor allem der Kurs des Yuan auf die Stirn. Nicht nur die US-Regierung argumentiert, dass die chinesische Währung angesichts der Wirtschaftskraft und den Mittelzuflüssen in das Land unterbewertet sei. Statt einer raschen und schädlichen Abwertung des Yuan scheint aber höchstens eine schrittweise Änderung ab 2005 realistisch, erwartet die auf asiatische Schwellenländer spezialisierte Investmentfirma CLSA. Angesichts unsicherer Rahmenbedingungen und zum Teil erheblicher politischer Einflussnahmen sollten Anleger sich vor allem bei Einzelinvestments zurückhalten und lieber auf Fonds oder Zertifikate setzen. Dies gilt umso mehr, als das kommunistische Regime Chinas auch beim Thema Aktienhandel der kapitalistischen Welt hinterherhinkt. Noch immer existieren eine Reihe von Börsenplätzen mit unterschiedlichen Regelungen und Transparenzkriterien. Das Angebot an Fonds ist inzwischen relativ breit. Und neuerdings werden auch Zertifikate auf die asiatischen Aktienmärkte angeboten.

Es muss nicht immer China sein. Von der Wachstumsmaschine profitieren auch Unternehmen außerhalb des Reichs der Mitte. So gehört für Jan Viebig das koreanische Stahlunternehmen Posco zu den klaren Gewinnern der steigenden Stahlnachfrage aus dem Milliardenmarkt. Anna Ho setzt mittelfristig auf Aktien aus Hongkong und Taiwan, da beide Volkswirtschaften eng mit Chinas Aufstieg verknüpft sind.

Gelingt die politische Annäherung zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland, könnte der Handel rapide zunehmen. "Davon würde die taiwanesische Reederei Yang Ming Marine kräftig profitieren", sagt Ho. Wie eng die Beziehungen zwischen beiden Teilen der chinesischen Nation inzwischen sind, zeigen neue Zahlen. Taiwanesische Unternehmen investierten in den ersten neun Monaten mehr als drei Milliarden Dollar in China, über 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch der kleine Tiger Thailand profitiert vom großen Drachen China. Vor allem landwirtschaftliche Produkte wie Kautschuk exportiert das Land Richtung China, das inzwischen zum größten Handelspartner des Landes aufgestiegen ist. Doch nicht allein die China-Phantasie brachte 2003 den Börsen-Kick in Bangkok. Seit zwei Jahren sorgt Thailands Ministerpräsident Thaksin Shinawatra für wirtschaftlichen Erfolg. Die Exporte sind im ersten Halbjahr um ein Fünftel gestiegen. Für 2004 wird ein Wachstum von fünf bis acht Prozent erwartet. Thaksin verschafft der Exportindutrie mit staatlicher Hilfe neue Absatzmärkte, gleichzeitig kurbelt er die Binnenwirtschaft mit Investitionen und billigen Krediten an. "Dank der steigenden Inlandsnachfrage und der geringen Exportabhängigkeit dürfte Thailand selbst bei wirtschaftlichen Problemen in den USA weiterhin positiv abschneiden," sagt MAT-Manager Jakobs. Den Beweis gab es vergangene Woche: Schlechte Nachrichten aus den USA sorgten auf den exportabhängigen Märkten wie Korea oder Hongkong für kräftige Kursverluste, der thailändische Auswahl-Index Seti konnte dagegen zulegen.

Indiens Wachstum beruht ebenfalls auf der Stärke der Binnenkonjunktur. Nur rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes wird über Ausfuhren erwirtschaftet. Für Phantasie sorgt wie in China der Zuwachs an Kaufkraft in der Mittelschicht, die auf rund 250 Millionen Konsumenten geschätzt wird. "Vor fünf Jahren waren Seife und Shampoo die Verkaufsschlager, heute sind es Autos, Kühlschränke und Waschmaschinen", sagt Anna Ho, die 25 Prozent ihres Fondsvermögens in Indien investiert.

Ein Heer von gut ausgebildeten und günstigen indischen Fachkräften erledigt mittlerweile Programmierarbeiten für die Software-Industrie der westlichen Indutriestaaten. Nun sind auch Banken und Versicherungen auf die Idee gekommen, die kostengünstigen indischen Arbeitskräfte zu nutzen. Die Unternehmensberatung Deloitte Research erwartet, dass die größten hundert Finanzdienstleister der Welt bis 2008 rund eine Million Stellen Richtung Indien verlagern. Niedrige Kosten sind auch der Grund, weshalb indische Generikaproduzenten wie RanBaxy oder Dr. Reddy’s schon heute zu den Top-Unternehmen ihrer Branche gehören. Angesichts dieser Wachstumsaussichten erwarten Experten langfristig steigende Börsenkurse indischer Firmen. Und einen Wolkenkratzer planen die Inder auch schon. Mit 677 Metern soll der Center of India Tower übrigens der höchste Büroturm der Welt werden.
 
-red- / -red-

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