US-Medtech: Neues Leben einhauchen
Der Blick schweift aus dem Fenster in der 19. Etage zum gegenüberliegenden Wolkenkratzer. Ein kitschiger Weihnachtsbaum steht dort inmitten von Büros der New Yorker Investmentbanker, obwohl draussen die Leute an diesem Dezember-Vormittag nur mit Hemd und Anzug frühlingshaft bekleidet durch die Häuserschluchten ziehen. Weihnachtsstimmung will dabei nicht so recht aufkommen. Die Tür geht auf, der Analyst betritt das Sitzungszimmer. Zwar fällt die Begrüssung wie gewohnt amerikanisch locker aus, doch schon bald ist auch hier die Stimmung getrübt. «Kein gutes Jahr», konstatiert er mit Blick auf seine Recherchen: Ja, die erfolgsverwöhnte Medizinaltechnik muss für einmal untendurch. Der grenzenlose Optimismus von einst ist gewichen, wenngleich Exponenten anderer Industrien bei zwar deutlich gesenkten, aber nach wie vor prognostizierten Wachstumsraten von 10 oder mehr Prozent vor Neid erblassen würden. Die nachfolgende Diskussion führt zu einem Überblick über Sektoren und Firmen; und sie macht deutlich, dass für die US-Analysten das Thema Medtech primär im eigenen Land stattfindet. Von europäischen Unternehmen sind bestenfalls Basis-Infos bekannt, Asien sei interessant, aber noch kein Thema.Justiz-Streitereien und Diskussionen um die Sicherheit haben nebst der Pharma- und Biotechbranche auch längst die Medtech-Industrie erreicht – und sie beeinflussten in den vergangenen Monaten das Geschehen. Trotzdem ist der «Fall Nobel Biocare» (die schwedische Gesundheitsbehörde hat die Sicherheit von «Nobel Direct» trotz einigen Fällen von Knochenschwund bestätigt) nur am Rande bekannt, obwohl es sich um den Marktführer eines der schnellstwachsenden Segmente handelt, in dem auch die Orthopädie-Unternehmen Zimmer und Biomet mit ihrer jeweiligen Dentalsparte am Start sind. Von beiden Unternehmen liegen Dossiers bei der US-Justizbehörde, da sie – zusammen mit Stryker und DePuy, der Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson – der Preisabsprache verdächtigt werden. Beobachter gehen davon aus, dass sich der Abschluss dieses Falls noch bis zum kommenden Frühjahr erstrecken wird, was aber in den Prognosen eingepreist ist. Ein weiterer hoffnungsvoller Sektor, der auf dem Boden der Tatsachen landete, ist die Kardiologie. So hat sich das Wachstum von Herzschrittmachern und Defibrillatoren 2006 nicht im erwarteten Ausmass fortgesetzt – und auch das Geschäft mit Stents, jenen gitterartigen Röhrchen, die bei Verengung der Herzarterie als Gefässstützen eingesetzt werden, ist in die Kritik geraten. Derart sogar, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA in diesen Tagen eine Anhörung zur Sicherheit von medikament-beschichteten Produkten durchgeführt hat.
Seit drei Jahren sind derartige Stents auf dem Markt, mit Cypher (Johnson & Johnson) als Vorreiter, mit Taxus (Boston Scientific) als derzeitigem Marktführer und mit Endeavour (Medtronic, in den USA noch nicht zugelassen) als neuem Hoffnungsträger. Das Auftragen von Medikamenten soll den Wiederverschluss der Gefässe, die sogenannte Restenose, deutlich verringern, birgt aber auch Risiken in sich. Das Resultat des FDA-Panels lässt vieles offen; vorab kommt es zum Schluss, dass Patienten, bei denen beschichtete Stents zum Öffnen einer Herzarterie eingesetzt werden, begleitende Medikamente zur Verhinderung von Blutgerinseln länger als bis anhin empfohlen eingesetzt werden sollen. Das Damoklesschwert fiel damit nicht.
Erst seit 1994 ersetzen Stents immer häufiger Bypass-Operationen. Für Emily Senay, medizinisches Gewissen in «The Early Show» bei CBS, wäre derzeit sogar eine Trendwende denkbar, wie sie am Tag nach dem FDA-Panel ausführte.
Für Anleger sind die Large Caps der Medtech-Branche unberechenbarer geworden – es gilt, genau hinzusehen. Das Krisenjahr hat aber auch den Vorteil, dass viele Titel derzeit bewertungstechnisch günstiger als ihre europäischen Kontrahenten zu haben sind. Hin und wieder ist das tiefe Niveau indes gerechtfertigt (vgl. Aktienkasten).
Die Lagebeurteilung des Analysten endet mit. Kaffee gabs keinen. Auch kein Weihnachtsgebäck. Das passt zur Katerstimmung in der US-Medtech-Szene.
Gesundheits-Tipps für das Aktien-Depot- Biomet
- Medtronic
- Zimmer
- Johnson & Johnson
- Boston Scientific
Symbole/ISINTitel KursKGVRatingKFLFUS0906131000BiometUSD 41.5122.7
US5850551061MedtronicUSD 53.9222.7
US98956P1021ZimmerUSD 76.1919.7
US4781601046J&JUSD 65.7016.4
US1011371077Boston Scient.USD 16.2718.4
Wertpapiere, die nicht mit einem Link versehen sind, können via Telefon gehandelt werden.Bitte rufen Sie unser Customer Care Center an, welches Sie mit unserer Trading-Abteilung verbindet.Daten: 14/12/2006 14:40Legende :
Pfeil nach oben: entwickelt sich besser als der Gesamtmarkt
Pfeil nach rechts: entwickelt sich wie Gesamtmarkt
Pfeil nach unten: entwickelt sich schlechter als der Gesamtmarkt
KF: kurzfristig, 3-6 Monate; LF: langfristig, 12-18 Monate
Strukturierte Produkte- Knock-in Reverse Convertible on Boston Scientific
Symbole/ISINNameBasiswertProdukttypEmittentKursVerfallBeschreibung -->CH0028184296ZKB6K5Boston ScientificReverse Convertible (RC)ZKB99.65%07.12.07 -->Wertpapiere, die nicht mit einem Link versehen sind, können via Telefon gehandelt werden.Bitte rufen Sie unser Customer Care Center an, welches Sie mit unserer Trading-Abteilung verbindet.Daten: 14/12/2006 14:40