Das Kapital: Im Mediensektor ist fürs Erste nicht viel zu erwarten
Das große Fressen kann beginnen. Wenn die klägliche Entwicklung der Medienwerte am Neuen Markt eines gezeigt hat, dann war es die Tatsache, dass es im Mediengeschäft nicht so sehr auf exklusive Inhalte ankommt, sondern vor allem auf Größe und finanzielles Durchhaltevermögen.
Der Branche dürfte jetzt eine Konsolidierung bevorstehen. Einige Firmen könnten übernommen werden. Auf fette Prämien sollten die Anleger aber nicht hoffen. Andere Unternehmen dürften selbständig überleben, aber kaum an alte Kurshöchststände anknüpfen.
Die Wertschöpfungskette im Mediengeschäft lässt sich grob in Produktion, Vertrieb und Bündelung der Inhalte aufteilen. In der Produktion sind Erfolge schlecht planbar, im Vertrieb haben sich die Händler zuletzt die Margen gegenseitig kaputt gemacht und die Bündelung lebt von Werbeeinnahmen, um die es zurzeit nicht gut steht. Den Nutzer für die gebündelten Inhalte per Abonnement zahlen zu lassen, sei es über Internet oder Bezahlfernsehen, bringt in Kontinentaleuropa bisher noch nicht die erhofften Erträge.
Am besten dürften langfristig noch die Unternehmen fahren, die auf allen Stufen der Wertschöpfungskette vertreten sind, da sie ein schwaches Geschäft in einem der Bereiche intern ausgleichen können. Bisher waren solche Unternehmen in Deutschland aber nicht börsennotiert. Wenn Kirch Media mit der Tochter Pro Sieben Sat 1 verschmilzt und Bertelsmann an die Börse geht, werden die Anleger erstmals Gelegenheit haben, in solche Unternehmen zu investieren. Die Medienunternehmen, die bisher börsennotiert sind, haben den erhofften Sprung zum integrierten Anbieter nicht geschafft.
Das beste Beispiel ist EM.TV, das den Ausflug in die Formel 1 jetzt beendet hat. Der neue EM.TV-Chef Werner Klatten will das Unternehmen auf das Kerngeschäft konzentrieren, die Vermarktung von Fanartikeln für Kinder- und Jugendfilme. Über die Beteiligung an Constantin Film will er zudem mehr Einfluss auf die Filmproduktion gewinnen. Das aber ist ein riskantes Geschäft. Kassenschlager lassen sich nicht planen. Wenn eine Firma an zu vielen Flops beteiligt ist, kann sie schnell vor der Pleite stehen. Im Rechtehandel mit Produktionen anderer sind die Margen im Schnitt besser. Aber auch hier ist eine möglichst gut gefüllte Filmbibliothek nötig, um sich gegen Reinfälle zu schützen und eine Risikostreuung zu gewährleisten.
Integrierte Medienkonzerne wie Kirch Media setzen zudem auf große Sportereignisse, um einen konstanten Einnahmestrom zu gewährleisten. Das Unternehmen hat am Montag erstmals Halbjahreszahlen vorgelegt. Danach besteht für die Sportrechtesparte noch Nachholbedarf, was die Margen angeht. Auch lassen die Zahlen an Transparenz zu wünschen übrig. Doch Kirch Media dürfte genug Substanz haben, um auch langfristig Chancen zu bieten. Die kleineren Unternehmen im Markt bleiben dagegen wegen der vielen Unsicherheiten ein Vabanque-Spiel.
Sektorrotation
Die Märkte haben das Niveau erreicht, dass sie vor dem 11. September hatten. Ist es jetzt an der Zeit, von defensiven Werten in zyklische zu wechseln? Von der Bewertung her spricht einiges dafür. Defensive Sektoren wie Pharma und Nahrungsmittel befinden sich, bezogen auf ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis, relativ zum Gesamtmarkt auf historischen Höchstständen. Lehman Brothers beobachten ein globales Portfolio von 40 zyklischen Werten. Die sind im Schnitt mit 46 Prozent ihres Umsatzes bewertet. Ein ähnliches Portfolio von Werten mit stabilem Einkommensstrom kostet 244 Prozent des Umsatzes. Damit ist der zyklische Aktienkorb rund 19 Prozent des defensiven wert. Das ist nahe der historischen Untergrenze, die zwischen 18 und 40 Prozent liegt.
Zudem sorgt die Geldpolitik für niedrige Zinsen. Auch das sollte die Zykliker begünstigen, zum Beispiel den Einzelhandel oder die Investitionsgüterindustrie. Die Frage ist, ob die absolute Bewertung ebenfalls für eine Sektorrotation spricht. Die Vergangenheit lehrt, dass es dabei weniger auf das Erreichen des zyklischen Tiefpunktes ankommt, oder darauf, dass die Wachstumserwartungen am Wendepunkt angelangt sind. Entscheidender sind eher die allgemeinen Markterwartungen. Die meisten Analysten kürzen ihre Gewinnerwartungen noch nach unten, und weitere schlechte Nachrichten können folgen. Daher könnte der Wendepunkt noch einige Monate in der Zukunft liegen.
Allerdings kommt die Rotation, wenn sie denn erfolgt, in der Regel innerhalb weniger Tage. Wer bis dahin sein Portfolio nicht umgeschichtet hat, hat dann Schwierigkeiten, das nachzuholen. Das Risiko, jetzt in die Zykliker einzusteigen, könnte also durch die Gefahr aufgewogen werden, dass man den Umschwung verpasst. Wenn sich die weltpolitische Lage nicht weiter verschlechtert sollte, dann ergibt das alles zusammen einen guten Grund, bei jeder nun folgenden Marktschwäche in geprügelte zyklische Werte einzusteigen.
Das große Fressen kann beginnen. Wenn die klägliche Entwicklung der Medienwerte am Neuen Markt eines gezeigt hat, dann war es die Tatsache, dass es im Mediengeschäft nicht so sehr auf exklusive Inhalte ankommt, sondern vor allem auf Größe und finanzielles Durchhaltevermögen.
Der Branche dürfte jetzt eine Konsolidierung bevorstehen. Einige Firmen könnten übernommen werden. Auf fette Prämien sollten die Anleger aber nicht hoffen. Andere Unternehmen dürften selbständig überleben, aber kaum an alte Kurshöchststände anknüpfen.
Die Wertschöpfungskette im Mediengeschäft lässt sich grob in Produktion, Vertrieb und Bündelung der Inhalte aufteilen. In der Produktion sind Erfolge schlecht planbar, im Vertrieb haben sich die Händler zuletzt die Margen gegenseitig kaputt gemacht und die Bündelung lebt von Werbeeinnahmen, um die es zurzeit nicht gut steht. Den Nutzer für die gebündelten Inhalte per Abonnement zahlen zu lassen, sei es über Internet oder Bezahlfernsehen, bringt in Kontinentaleuropa bisher noch nicht die erhofften Erträge.
Am besten dürften langfristig noch die Unternehmen fahren, die auf allen Stufen der Wertschöpfungskette vertreten sind, da sie ein schwaches Geschäft in einem der Bereiche intern ausgleichen können. Bisher waren solche Unternehmen in Deutschland aber nicht börsennotiert. Wenn Kirch Media mit der Tochter Pro Sieben Sat 1 verschmilzt und Bertelsmann an die Börse geht, werden die Anleger erstmals Gelegenheit haben, in solche Unternehmen zu investieren. Die Medienunternehmen, die bisher börsennotiert sind, haben den erhofften Sprung zum integrierten Anbieter nicht geschafft.
Das beste Beispiel ist EM.TV, das den Ausflug in die Formel 1 jetzt beendet hat. Der neue EM.TV-Chef Werner Klatten will das Unternehmen auf das Kerngeschäft konzentrieren, die Vermarktung von Fanartikeln für Kinder- und Jugendfilme. Über die Beteiligung an Constantin Film will er zudem mehr Einfluss auf die Filmproduktion gewinnen. Das aber ist ein riskantes Geschäft. Kassenschlager lassen sich nicht planen. Wenn eine Firma an zu vielen Flops beteiligt ist, kann sie schnell vor der Pleite stehen. Im Rechtehandel mit Produktionen anderer sind die Margen im Schnitt besser. Aber auch hier ist eine möglichst gut gefüllte Filmbibliothek nötig, um sich gegen Reinfälle zu schützen und eine Risikostreuung zu gewährleisten.
Integrierte Medienkonzerne wie Kirch Media setzen zudem auf große Sportereignisse, um einen konstanten Einnahmestrom zu gewährleisten. Das Unternehmen hat am Montag erstmals Halbjahreszahlen vorgelegt. Danach besteht für die Sportrechtesparte noch Nachholbedarf, was die Margen angeht. Auch lassen die Zahlen an Transparenz zu wünschen übrig. Doch Kirch Media dürfte genug Substanz haben, um auch langfristig Chancen zu bieten. Die kleineren Unternehmen im Markt bleiben dagegen wegen der vielen Unsicherheiten ein Vabanque-Spiel.
Sektorrotation
Die Märkte haben das Niveau erreicht, dass sie vor dem 11. September hatten. Ist es jetzt an der Zeit, von defensiven Werten in zyklische zu wechseln? Von der Bewertung her spricht einiges dafür. Defensive Sektoren wie Pharma und Nahrungsmittel befinden sich, bezogen auf ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis, relativ zum Gesamtmarkt auf historischen Höchstständen. Lehman Brothers beobachten ein globales Portfolio von 40 zyklischen Werten. Die sind im Schnitt mit 46 Prozent ihres Umsatzes bewertet. Ein ähnliches Portfolio von Werten mit stabilem Einkommensstrom kostet 244 Prozent des Umsatzes. Damit ist der zyklische Aktienkorb rund 19 Prozent des defensiven wert. Das ist nahe der historischen Untergrenze, die zwischen 18 und 40 Prozent liegt.
Zudem sorgt die Geldpolitik für niedrige Zinsen. Auch das sollte die Zykliker begünstigen, zum Beispiel den Einzelhandel oder die Investitionsgüterindustrie. Die Frage ist, ob die absolute Bewertung ebenfalls für eine Sektorrotation spricht. Die Vergangenheit lehrt, dass es dabei weniger auf das Erreichen des zyklischen Tiefpunktes ankommt, oder darauf, dass die Wachstumserwartungen am Wendepunkt angelangt sind. Entscheidender sind eher die allgemeinen Markterwartungen. Die meisten Analysten kürzen ihre Gewinnerwartungen noch nach unten, und weitere schlechte Nachrichten können folgen. Daher könnte der Wendepunkt noch einige Monate in der Zukunft liegen.
Allerdings kommt die Rotation, wenn sie denn erfolgt, in der Regel innerhalb weniger Tage. Wer bis dahin sein Portfolio nicht umgeschichtet hat, hat dann Schwierigkeiten, das nachzuholen. Das Risiko, jetzt in die Zykliker einzusteigen, könnte also durch die Gefahr aufgewogen werden, dass man den Umschwung verpasst. Wenn sich die weltpolitische Lage nicht weiter verschlechtert sollte, dann ergibt das alles zusammen einen guten Grund, bei jeder nun folgenden Marktschwäche in geprügelte zyklische Werte einzusteigen.