Die Nachricht hatte durchschlagende Wirkung: Media weist statt des erwarteten Gewinns von 1,5 Mio. Euro einen Verlust von rund 6,5 Mio. Euro aus. Die Aktie, die gestern kurzzeitig vom Handel ausgesetzt war, verlor mehr als 60 Prozent an Wert und fiel unter die 2 Euro-Marke. Der Grund für diese drastische Planverfehlung liegt vordergründig in Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Darlehen und Ausleihungen sowie auf die Tochtergesellschaft Mediafile. Grundsätzlich ist das nichts ungewöhnliches. Ungewöhnlich war allerdings der Fahrplan des Zahlendesasters. Schließlich hatten die Verantwortlichen noch am 4. September bestätigt, dass das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr mit einem Gewinn von 1,5 Mio. Euro abgeschlossen wird. Grundlage für diese optimistische Darstellung war ein hausinterner Bericht, der von Finanzvorstand Edmund Appelt erstellt wurde. „Einen Tag später begannen die Wirtschaftsprüfer, die größte Tochtergesellschaft zu prüfen“, erklärt Markus A. Leuner, Unternehmenssprecher im Gesprächmit wallstreet:online. Der Abschlussbericht der Prüfer sei in der Nacht zum Mittwoch gekommen und brachte furchtbares zu Tage. „Wir waren selbst überrascht“, versucht Leuner zu erklären. Verluste im Anlagevermögen in Höhe von 2 Mio. Euro, zusätzliche Rückstellungen von 1,3 Mio. Euro, eine Einzelwertberichtigung in den USA sowie Abschreibungen auf Darlehen und Ausleihungen. Auf einen Schlag waren die Planungen hinfällig. Augenscheinlich deshalb, weil Finanzvorstand Appelt seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Ab dem 1. Januar wird Vorstandsmitglied Karl-Heinz Kragler zum Finanzchef ernannt. Appelt scheidet „auf eigenen Wunsch aus“, wie es heißt. „Mehr will ich dazu jetzt auch nicht mehr sagen“, erklärt Leuner. Zudem förderte eine Systemumstellung zu Tage, dass in den Inventurlisten der Media AG wohl einiges aufgeführt war, das definitiv nicht mehr vorhanden ist. „Wir haben von Einzellagern auf ein Zentrallager umgestellt und im Zuge dessen festgestellt, dass wohl ein paar Teile fehlen“, sagt Leuner. Ein Controlling scheint es bei Media in der Vergangenheit wohl nicht gegeben zu haben. „Das wird besser“, verspricht Leuner. So unangenehm die jetzige Situation für das Unternehmen ist: das operative Geschäft läuft. „Wir werden im kommenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 50 bis 52 Mio. Euro erzielen und ein ausgeglichenes Ergebnis“, sagt der Sprecher. Erneute Wertberichtigungen können dabei allerdings seinen Angaben zufolge nicht ausgeschlossen werden. Das erste Quartal des neuen Jahres wird dabei „nicht gut“ sein. Leuner rechnet allerdings damit, dass es in den zweiten drei Monaten wieder aufwärts geht. Das Media-Geschäft läuft – auch wenn das Messegeschäft durch die Terror-Anschläge zunächst einmal in Mitleidenschaft gezogen wurde. Deshalb will Leuner sich auch ausdrücklich „von den Luftnummern am Neuen Markt distanzieren“. Man müsse sich auch keine Sorgen um die Cash-Position des Unternehmens machen. Das verlorene Vertrauen der Aktionäre will Leuner mit „harter Arbeit und offener Kommunikation“ zurück gewinnen.Man werde auf „Ausflüge verzichten“ und sich auf das margenträchtige Geschäft konzentrieren. „Wir stellen uns der Verantwortung“, beteuert der Kommunikations-Chef und verspricht: „Ich werde alle Kleinaktionäre persönlich zurückrufen“.