Montag, 26. August 2002
Kauffrust belastet
KarstadtQuelle in Tiefrot
Die Kassen bei KarstadtQuelle klingeln immer leiser: Europas größter Warenhaus- und Versandhandelskonzern ist im ersten Halbjahr angesichts der Konsumflaute tiefer in die Verlustzone gerutscht, als erwartet. Wie das Unternehmen mitteilte, weitete sich der Vorsteuerverlust von 149 Mio. Euro auf 348 Mio. Euro aus. Analysten hatten einen Verlust von 254 Mio. Euro erwartet.
Auch beim Umsatz musste KarstadtQuelle einen Rückgang verbuchen. Die Erlöse sanken von 7,59 Mrd. Euro auf 7,36 Mrd. Euro. Eine Trendwende scheint hier noch nicht abzusehen zu sein, für das Gesamtjahr erwartet der Konzern einen Umsatzrückgang von rund drei Prozent.
Angesichts dieser schwachen Zahlen werden bereits Befürchtungen laut, dass KarstadtQuelle einen deutlich strafferen Sparkurs einschlagen wird. Wie die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe berichtete, sollen zusätzlich zum Abbau von 7.000 Teil- und Vollzeitjobs in den Jahren 2001/2002 weitere 2.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Zudem befänden sich 60 bis 70 der insgesamt 189 Warenhäuser auf dem Prüfstand, hieß es. Für sie sollten neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht werden.
"Wegen der schleppenden Umsätze wird in den Filialen über zusätzliche Personalanpassungen gesprochen", zitiert das Blatt ein Betriebsratsmitglied. Auch Pläne von Konzernchef Wolfgang Urban, freiwillige Sozialleistungen zu streichen, seien offenbar noch nicht vom Tisch. Hierüber gebe es nach Angaben von Arbeitnehmervertretern Gespräche mit dem neuen Gesamtbetriebsrat, schreibt die Zeitung. KarstadtQuelle hatte das Vorhaben auf Druck der Gewerkschaften im Juni zunächst zurückgenommen. Allerdings waren neue Verhandlungen zwischen dem neu gewählten Gesamtbetriebsrat und dem Vorstand angekündigt worden.
Deutschlands größter Warenhauskonzern wird von der Konsumflaute im Einzelhandel besonders hart getroffen, weil das Unternehmen seinen Schwerpunkt - anders als etwa der große Konkurrent Metro - noch immer eindeutig im deutschen Markt hat und hier rund 90 Prozent seines Umsatzes macht.
Zudem belasten den Konzern Verluste bei dem Reiseunternehmen Thomas Cook, an dem KarstadtQuelle 50 Prozent hält. Urban hatte auf der Hauptversammlung bereits erklärt, KarstadtQuelle werde in seinem Halbjahresergebnis noch tiefer in die roten Zahlen rutschen als im ersten Quartal.