Börsengang Liebe steht hoch im Kurs Von Christian von Hiller |
13. Oktober 2005 „Je t'aime”, haben am Donnerstag die Marktakteure an der Pariser Börse Euronext gehaucht, als die Aktien der Partnerbörse Meetic erstmals im Segment Eurolist gehandelt worden sind. Liebe steht offenbar hoch im Kurs, zumindest in Frankreich, dessen Bewohnern sprichwörtlich eine ganz besondere Beziehung zu diesem Thema nachgesagt wird.
Am Mittwoch wurde der Emissionspreis am oberen Rand der Preisspanne von 19,20 bis 22,30 Euro festgesetzt. Das brachte der Emission, die von der Societe Generale angeführt wurde, einen Erlös von 88,9 Millionen Euro. Siebenmal war die Emission überzeichnet. Am Donnerstag wurde der Titel erstmals in Paris gehandelt und gleich 10 Prozent höher mit 24,50 Euro bewertet.
Paris ist nicht New York
Angelsächsische Börsenprofis führen den Erfolg nicht so sehr auf den Geschäftszweck von Meetic zurück, sondern auf ein angeblich erwachendes Interesse an Internetwerten. Dies habe ja schon der Börsenerfolg der Internetsuchmaschine Google an der Wall Street gezeigt. Doch Paris ist nicht New York. In der französischen Hauptstadt wird mehr über den Erfolg von Partnerbörsen als über Internet geredet. Immerhin kommt die Branche der Internet-Partnerbörsen in Europa auf einen Umsatz von etwa 100 Millionen Euro.
Die Verbindung von Liebe und Internet ist allerdings kein Zufall. Auf den deutschen Internetseiten von Meetic können sich die langhaarige Blondine „Sunshiner, 32 Jahre, Hessen” oder der freundliche Mann im Karohemd „Pyrrhula, 30 Jahre, Rheinland” von ihrer besten Seite mit Foto präsentieren. Oder umgekehrt: Einsame Herzen können dort rasterfahndungsgenau die Suchkriterien für die große Liebe ihres Lebens eingeben.
Das Internet eröffnet ungeahnte Möglichkeiten für professionelle Vermittler - in Frankreich hat das Internet den Arbeitsplatz als Heiratskuppler Nummer eins angeblich abgehängt. Partnervermittlungen zählen längst zu den populärsten Seiten im weltweiten Web. Kaum ein deutsches Internetportal kommt ohne einen Verweis auf eine der gängigen Adressen wie parship.de, friendscout24.de, myflirt.de oder neu.de aus.
Allein die Liebe zahlt
Das muß kühl rechnende Investoren nicht zwingend für Meetic erwärmen. Was sie mehr interessiert: Partnerbörsen zählen zu den wenigen Angeboten, für die im Internet Gebühren erhoben werden können - nach dem Motto: Allein die Liebe zahlt im Internet. 29,45 Euro monatlich kostet laut Allgemeiner Geschäftsbedingungen ein Abonnement bei Meetic für die Sparten „Mann sucht Frau, Mann sucht Mann, Frau sucht Frau”. Günstiger wird es für Frauen, wenn sie doch lieber einen Mann bevorzugen. Da kostet eine Einschreibung lediglich 14 Euro im Monat. „Das lukrativste Business im Web ist die Partnervermittlung”, läßt sich denn auch in der französischen Presse Marc Simoncini, der Vorstandsvorsitzende, der Meetic vor vier Jahren gegründet hat, zitieren.
Allerdings geht es auch zwischen Anlegern und Aktien zu wie in jeder echten Liebe: Manchmal endet die Beziehung in einer großen Enttäuschung. Diese Erfahrung machten deutsche Anleger bereits mit Matchnet. Im Juni 2002 ging das Unternehmen amerikanischer Herkunft an den Neuen Markt und brach schon bald sämtliche Eheversprechen mit den Anlegern: Anstatt großer Sprünge bei Umsatz und Gewinn überstiegen die Verluste bald den Umsatz. Der Aktienkurs stürzte ab bis auf einige Handvoll Euro-Cent. Doch dann fingen Hedge-Fonds an, sich für das Unternehmen zu interessieren, und der Kurs sprang Anfang 2004 bis auf mehr als 10 Euro. Einige Turbulenzen später firmiert das Unternehmen seit Februar auf dem deutschen Kurszettel als Spark Networks und hält die Notierung bei derzeit 6 Euro. So gibt es auch für die Aktien von Partnerbörsen manchmal ein Happy-End - wie im wirklichen Leben.