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ruhrpott:

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11.11.02 12:58
Condomi: Aus allen Nähten

 

Europas führender Kondomhersteller hat Überkapazitäten und Absatzprobleme.

China, Japan, USA – es gibt keinen Markt, den wir uns nicht zutrauen“, sagt Volker de l´Homme de Courbière. Bescheidenheit gehört nicht zu den Stärken des Condomi-Chefs. Mit Wachstumsraten von bis zu 100 Prozent hat Condomi in den vergangenen Jahren allerdings auch glänzen können. Doch de Courbiere will höher hinaus. „Wir streben einen Weltmarktanteil von 20 bis 25 Prozent an.“ Damit wäre das Kölner Unternehmen der potenteste Anbieter auf dem globalen Markt für Erektionsbekleidung.

Akut hat de Courbiere aber mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Fehlinvestments aus der jüngeren Vergangenheit belasten die Bilanz, neue Fabriken für die Latexüberzieher laufen nicht wie erhofft und in den Lagern stapeln sich Millionen unverkaufte Kondome. Zu sehr haben sich die Kölner von wenigen großen Kunden abhängig gemacht und gleichzeitig zu wenig Energie in den Aufbau weiterer Vertriebswege gesteckt.

Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr musste Condomi einen Verlust von 4,5 Millionen Euro ausweisen. Im vergangenen Jahr hatten die Kölner eine halbe Million Euro verdient.

Schuld daran hat vor allem Condomis Seitensprung ins Mediengeschäft. Ihren erotischen Kurztrip ins Internet mussten die Kölner teuer bezahlen: In nur einem Jahr versenkte Condomi 2,6 Millionen Euro bei dem Versuch, neue Kunden zu gewinnen. Jetzt wurde die kümmerliche Resterotik in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert, „entkonsolidiert“, wie die Kölner das nennen, und steht noch mit einem Restwert von 3,2 Millionen Euro in der Condomi-Bilanz. Für die Tochtergesellschaft sucht de Courbière einen Käufer. Dann wird sich zeigen, ob der Restwert tatsächlich einen Wert hat.

Viel größere Sorgen als die missglückte Medienbeteiligung macht allerdings der Einbruch im Geschäft mit den Präservativen. Damit verdiente Condomi vor Zinsen und Steuern nur noch schlaffe 1,3 Millionen Euro. Versprochen hatte de Courbiere im Frühjahr noch neun Millionen Euro.

Im Erfurter Werk, wo zu DDR-Zeiten die Kultmarke „Mondos“ vom Band rutschte, hat das Unternehmen in diesem Jahr die Produktion von 220 auf 720 Millionen Präservative im Jahr ausgeweitet. Durch den Einsatz von High Tech sollten die Produktionskosten um ein Drittel gesenkt werden. Tatsächlich ging der Materialaufwand nur um drei Prozent zurück, für Personal gab Condomi sogar deutlich mehr aus.

Doch die Auftragslage hält mit dem Ausbau der Kapazitäten nicht Schritt: 640 Millionen Kondome laufen in diesem Geschäftsjahr von den neuen Bändern, nur für 350 Millionen gibt es bisher Abnehmer. Deshalb platzen mittlerweile die Lager aus allen Nähten. Auch der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr lag bereits deutlich unter den Erwartungen. Im vierten Quartal hat Condomi nur Gummis für sieben Millionen Euro an den Mann bringen können – 20 Prozent weniger als im Vorjahr.

Jetzt rächt sich, dass die Kölner sich bisher zu wenig um den Vertrieb gekümmert haben. Denn mehr als die Hälfte der Kondome geben sie zu niedrigen Preisen und über internationale Ausschreibungen an Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) wie die Weltgesundheitsorganisation WHO ab. Das bringt zwar moralische Pluspunkte im Kampf gegen Aids, doch deutlich höhere Margen erzielen die Präservative im Einzelhandel. Während 70 Kondome im Rahmen einer Ausschreibung rund zwei Dollar kosten, zahlen Endverbraucher in England, Japan oder den USA schon für zwei Verhüterli den gleichen Preis.

De Courbiere muss den Anteil des Geschäfts mit den NGOs deshalb zurückdrängen. Mehr als 15 Prozent des Umsatzes soll es auf Dauer nicht ausmachen.

Neben Afrika – wo DaimlerChrysler die Kondome von Condomi sogar an Mitarbeiter als Beigabe in der Lohntüte verteilt – sollen neue Aufträge in Osteuropa und Brasilien das Geschäft stimulieren. Auch in China laufen bereits die ersten Kooperationsgespräche.

Das entscheidende Aphrodisiakum soll für das Unternehmen aber der Sprung in die USA werden. Der amerikanische Markt lockt mit hohen Preisen und einer Nachfrage von 600 Millionen Präservativen im Jahr. In dieser Woche wurden die ersten sechs „Condomis“ von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen. Amerikanische Vertriebspartner sollen die Kölner Gummis auf einen Marktanteil von drei Prozent pushen. Für Condomi brächte das ein Umsatzplus von 20 Millionen Euro.

Den Kurs der Condomi-Aktie konnte aber selbst diese Nachricht nicht beflügeln: Um fast 50 Prozent ging es mit der Aktie in diesem Jahr bereits nach unten. Von Analysten wird das Unternehmen inzwischen kaum noch beachtet. Und selbst die Stadtsparkasse Köln, die das Unternehmen seit der Gründung treu begleitete und es 1999 an die Börse brachte, prüft zurzeit, ob sie Condomi weiter zum Kauf empfehlen kann Dabei handelt es sich doch um ein äußerst konjunkturresistentes Geschäft.



Von Ralf Drescher/Marcus Pfeil




Viele Grüße

Leute geht mehr fremd 847517

aus dem Ruhrpott
Mützenmacher:

Es wird halt heutzutage zuviel receycled

 
11.11.02 13:01
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