Biomüll liegt da schon ein gutes Stück weit richtig, wenn er diesen Thread in
#165 als Retrospektive bezeichnet. Einen Anti-Rohstoff-Thread unter dem Gesichtspunkt massiv eingebrochener Rohstoffpreise, unter dem Aspekt, dass die Aktien von Rohstoffunternehmen mittlerweile 60-70% von ihren Höchstkursen runtergprügelt worden sind, ist argumentativ bzgl. des angeblichen Abbaus einer Blase im Rohstoff-Sektor nicht mehr aufrecht zu erhalten und somit einfach nur noch witzig und/oder dient der Selbstbeweihräucherung. Aber zur Erinnerung: Wir sollten keinesfalls außer Acht lassen, dass hier bis Mitte diesen Jahres im Long-Bereich mächtig abgeräumt werden konnte, nur musste man da seinen „Lotto-Schein“ auch schon vor der Ziehung abgegeben haben um anschließend den Gewinn zu erlösen.
Wenn man dann in der momentanen Situation, so wie unsereins in diversen Postings hier, versucht, die sich nun vor uns ausbreitenden heftigen Auswirkungen der Finanz-/Kreditkrise auf den Rohstoffbereich zu beleuchten und/aber auch auf die sich bietenden zukünftigen Chancen aufmerksam macht, anschließend aber mit unreflektiertem Gesülz a la „Hassu deine Rohstoff-Longs in die Scheisse geritten“ bedacht wird, so gönne ich da äußerst freimütig dem Thread-Urheber sein geistiges “Nivea“.
Selbst ein kritischer Geist und gewiefter Markt-Beobachter wie Ronald Gehrt, der rechtzeitig vor den überzogenen Rohstoffkursen warnte, schreibt in seinem aktuellen Kommentar „Der Dollar-Rausch“ mittlerweile wie folgt:
……..„Diesmal ist es das selbe Spiel. Aber noch intensiver als zuvor. Und es gilt nicht nur für den Prügelknaben Euro, sondern auch für die Rohstoffe. Ich kann auf letztere nicht in dieser Kolumne eingehen, sonst würde ein Buch daraus. Aber kurz: Es gibt nicht nur ein „zu teuer“, so wie im Frühjahr und Sommer. Nun sind wir meiner Ansicht nach weit in die Zone „zu billig“ eingetreten, Rezession hin oder her. Die Nachfrage nach Rohstoffen kann selbst in der finstersten Rezession nicht auf Null fallen. Bei Nahrungsmitteln kann die Nachfrage nicht einmal um 10-15% sinken. Und selbst ein Rückgang um 20% bei Energie und Metallen würde bedeuten, dass weltweit an vielen Orten die Lichter ausgingen.
Das ist anzuzweifeln .. .aber selbst wenn es so käme, wäre das nun bereits in den meisten Kursen drin. Wenn eine mehrjährige Rezession in drei Monaten in die Kurse eingepreist wird, was dann? Wie kann man Kursziele im Öl von 40 Dollar ausgeben, wenn Heizölkunden teilweise 4-6 Wochen auf Lieferung warten müssen? Wie kann ein Crash bei Edelmetallen das richtige Kursniveau bedeuten, wenn die Edelmetallhändler nicht genug Ware bekommen, um die gigantische Nachfrage zu befriedigen? Weil der Dollar steigt und deswegen die Rohstoffe fallen müssen ... wie sie zuvor stiegen, weil der Dollar fiel? Das Argument könnte man ebenfalls „be-abern“, aber um der Länge des Artikels willen lasse ich es an dieser Stelle. Lassen wir es bei einer einzigen Gegenfrage: Warum müssen diese „Angleichungen“ denn immer einen Hebel von zwei oder mehr haben?“…………..
Soweit die sinningen Ausführungenn von Ronald Gehrt.
Ein ebenfalls sehr schönes Beispiel, wie exakt analog zu der mittlerweile überholten Kernaussage dieses Threads auch das Spielchen von der Analysten-Szene aufgezogen wird, zeigen uns aktuelle Analysten-Kommentare zu diversen Minen- und Rohstoffunternehmen:
Nachdem die Kurse von den Höchstständen im Mai/Juni d.J. ja mittlerweile gewaltig eingebrochen sind, werden die Titel NUN zum Verkauf empfohlen oder auf underperform gesetzt. Da fragt man sich doch glatt, ob derartige Analysten-Empfehlungen eigentlich nicht zeitlich völlig verkehrt ablaufen und ein Schuss in den Ofen sind, denn richtigerweise müsste es ja lauten:
Empfehlung zum Ausstieg bei Höchstkurs, Zuschlagen bei Tiefstkurs!!
Aber wie eigentlich immer läuft die Menge der Protagonisten der Musik hinterher.
Wobei ich nicht behaupten möchte, dass es nicht auch bei den Rohstoff-Companies noch tiefer gehen könnte, aber nach den 60%igen oder sogar größeren Kursstürzen halte ich das kurz- bzw. mittelfristige Enttäuschungspotenzial für überschaubar, langfristig gesehen gibt’s hier sicherlich m.E. vielfach schon Schnäppchenpreise. Ein antizyklischer Einstieg ist sicherlich nicht ohne Risiko, doch wer mehr als 4% Return p.a. haben möchte, sollte auch bereit sein, das Risiko gehen.
Wer als Crashmaster natürlich die große Depression 2.0 vor Augen hat, die da auch noch wahrscheinlich bis mindestens 2018 laufen soll, der darf sich natürlich erst ab 2019 Gedanken über Chancen am Aktienmarkt machen.
Vorher gibt’s da nämlich keine Chancen ;-))))
Stöffen eröffnete aktuell u.a. wieder erste, wenn auch nicht all zu große Positionen bei Alcoa ( zu 7,60 € ), BHP Billiton ( zu 9,60 € ), Petrobras ( zu 17,50 € ) und BASF ( zu 21,10 € ).
"Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, ist die Börse ein verdammt kostspieliger Ort, es herauszufinden." (David Dreman)