Studien zu Kriegskosten
USA tappen in Schuldenfalle
Schon seit Monaten versuchen Ökonomen, die Kosten des Irak-Krieges abzuschätzen. Dass es sich dabei offenbar um sehr vage Berechnungen handelt, dokumentieren die höchst unterschiedlichen Ergebnisse. In US-Dollar kalkuliert, reicht die Spanne vom zwei- bis zum vierstelligen Milliardenbereich. Auch die offizielle Schätzung der US-Regierung hat sich seit September 2002 verdoppelt und beträgt nunmehr 80 Mrd. Dollar.
"Seriös hochrechnen kann man nur die direkten Kriegskosten, also die Ausgaben für Soldaten und Material", sagt Bernhard Gräf von der Deutschen Bank. Hier lägen die Schätzungen verschiedener Experten zwischen 50 und 100 Mrd. Dollar. Der Vergleich mit dem Golfkrieg gebe dabei Anhaltspunkte. Umfassendere Berechnungen, die den Wiederaufbau nach dem Krieg sowie alle wirtschaftlichen Folgen zu kalkulieren versuchten, seien sehr spekulativ. "Niemand weiß zum Beispiel, wie viel Militär wie lange zur Friedenssicherung eingesetzt werden muss."
Während das Congressional Budget Office (CBO) unterm Strich eine Summe von etwa 50 Mrd. Dollar für einen etwa sechs Wochen andauernden Krieg zugrunde legt, plant US-Präsident George W. Bush rund 60 Mrd. Dollar allein für die direkten Kriegskosten ein. Hinzu kämen 20 Mrd. Dollar für den Heimatschutz in den USA sowie die humanitäre Hilfe. Am Montag will er den Kongress um die Bewilligung der entsprechenden Summe bitten. Der Senat stimmte bereits dafür, das Volumen der Steuerreform um 100 Mrd. Dollar zu kürzen.
Pessimistischere Ökonomen prognostizieren allerdings, dass diese Summe kaum reichen wird. So warnt der Yale-Ökonom William D. Nordhaus: "Es erscheint wahrscheinlich, dass die Amerikaner die wirtschaftliche Verpflichtung, die der Krieg mit sich bringt, unterschätzen." In einem Gutachten für die American Academy of Arts & Sciences kommt er zu dem Schluss, dass allein die unmittelbaren Mindestkosten bei 100 Mrd. Dollar liegen werden. Je nach Dauer und Schwere des Krieges könnten sich die Kosten für Zerstörung und anschließenden Wiederaufbau auf 1,9 Billionen Dollar summieren.
"Ich glaube, dass alle Parteien sich nach dem Krieg sehr stark bemühen werden, den Scherbenhaufen zusammenzufegen", sagte der amerikanische Ökonom Fred Bergsten dem "Tagesspiegel". Doch die Situation ist anders als im Irak-Krieg 1991, als Staaten wie Japan oder Deutschland trotz militärischer Zurückhaltung für die Folgeschäden mit einsprangen. Tatsächlich werden die kriegsführenden Parteien den Waffengang aus ihren eigenen Haushalten bezahlen müssen. Die Hauptlast liegt damit auf den Schultern der Vereinigten Staaten.
Nachdem das Washingtoner Finanzministerium eingestanden hatte, dass das US-Haushaltsdefizit ohne Kriegskosten im Jahr 2004 mehr als 307 Mrd. US-Dollar betragen werde, schlugen zahlreiche Ökonomen und renommierte Finanzorganisationen Alarm. Beschwörerisch warnen sie die USA vor einer weiteren Ausweitung ihres Haushaltslochs, denn sie befürchten, die Dynamik der US-Wirtschaft könne noch stärker abbremsen und in ihrem Sog die gesamte Weltwirtschaft weiter destabilisieren. "Mit zusätzlichen Ausgaben von 100 Mrd. Dollar kommen wir langsam in Regionen, in den das Defizit für die US-Wirtschaft gefährlich wird", warnt Christian Weller vom Economic Policy Institute. Zum Vergleich: Der letzte von Ex-US-Präsident Bill Clinton verantwortete Haushalt schloss mit einem Überschuss von mehr als 235 Mrd. Dollar.
Dass der Krieg der Konjunktur einen Schub verleihen könnte, werde nur auf wenige Branchen zutreffen, schätzen Experten. Neben der Rüstungsindustrie werden vor allem ausgesuchte Baufirmen profitieren, die mit dem Wiederaufbau des Irak über Jahre beschäftigt sein werden - ein Konjunkturprogramm für wenige mit immensen Kosten für alle.
USA tappen in Schuldenfalle
Schon seit Monaten versuchen Ökonomen, die Kosten des Irak-Krieges abzuschätzen. Dass es sich dabei offenbar um sehr vage Berechnungen handelt, dokumentieren die höchst unterschiedlichen Ergebnisse. In US-Dollar kalkuliert, reicht die Spanne vom zwei- bis zum vierstelligen Milliardenbereich. Auch die offizielle Schätzung der US-Regierung hat sich seit September 2002 verdoppelt und beträgt nunmehr 80 Mrd. Dollar.
"Seriös hochrechnen kann man nur die direkten Kriegskosten, also die Ausgaben für Soldaten und Material", sagt Bernhard Gräf von der Deutschen Bank. Hier lägen die Schätzungen verschiedener Experten zwischen 50 und 100 Mrd. Dollar. Der Vergleich mit dem Golfkrieg gebe dabei Anhaltspunkte. Umfassendere Berechnungen, die den Wiederaufbau nach dem Krieg sowie alle wirtschaftlichen Folgen zu kalkulieren versuchten, seien sehr spekulativ. "Niemand weiß zum Beispiel, wie viel Militär wie lange zur Friedenssicherung eingesetzt werden muss."
Während das Congressional Budget Office (CBO) unterm Strich eine Summe von etwa 50 Mrd. Dollar für einen etwa sechs Wochen andauernden Krieg zugrunde legt, plant US-Präsident George W. Bush rund 60 Mrd. Dollar allein für die direkten Kriegskosten ein. Hinzu kämen 20 Mrd. Dollar für den Heimatschutz in den USA sowie die humanitäre Hilfe. Am Montag will er den Kongress um die Bewilligung der entsprechenden Summe bitten. Der Senat stimmte bereits dafür, das Volumen der Steuerreform um 100 Mrd. Dollar zu kürzen.
Pessimistischere Ökonomen prognostizieren allerdings, dass diese Summe kaum reichen wird. So warnt der Yale-Ökonom William D. Nordhaus: "Es erscheint wahrscheinlich, dass die Amerikaner die wirtschaftliche Verpflichtung, die der Krieg mit sich bringt, unterschätzen." In einem Gutachten für die American Academy of Arts & Sciences kommt er zu dem Schluss, dass allein die unmittelbaren Mindestkosten bei 100 Mrd. Dollar liegen werden. Je nach Dauer und Schwere des Krieges könnten sich die Kosten für Zerstörung und anschließenden Wiederaufbau auf 1,9 Billionen Dollar summieren.
"Ich glaube, dass alle Parteien sich nach dem Krieg sehr stark bemühen werden, den Scherbenhaufen zusammenzufegen", sagte der amerikanische Ökonom Fred Bergsten dem "Tagesspiegel". Doch die Situation ist anders als im Irak-Krieg 1991, als Staaten wie Japan oder Deutschland trotz militärischer Zurückhaltung für die Folgeschäden mit einsprangen. Tatsächlich werden die kriegsführenden Parteien den Waffengang aus ihren eigenen Haushalten bezahlen müssen. Die Hauptlast liegt damit auf den Schultern der Vereinigten Staaten.
Nachdem das Washingtoner Finanzministerium eingestanden hatte, dass das US-Haushaltsdefizit ohne Kriegskosten im Jahr 2004 mehr als 307 Mrd. US-Dollar betragen werde, schlugen zahlreiche Ökonomen und renommierte Finanzorganisationen Alarm. Beschwörerisch warnen sie die USA vor einer weiteren Ausweitung ihres Haushaltslochs, denn sie befürchten, die Dynamik der US-Wirtschaft könne noch stärker abbremsen und in ihrem Sog die gesamte Weltwirtschaft weiter destabilisieren. "Mit zusätzlichen Ausgaben von 100 Mrd. Dollar kommen wir langsam in Regionen, in den das Defizit für die US-Wirtschaft gefährlich wird", warnt Christian Weller vom Economic Policy Institute. Zum Vergleich: Der letzte von Ex-US-Präsident Bill Clinton verantwortete Haushalt schloss mit einem Überschuss von mehr als 235 Mrd. Dollar.
Dass der Krieg der Konjunktur einen Schub verleihen könnte, werde nur auf wenige Branchen zutreffen, schätzen Experten. Neben der Rüstungsindustrie werden vor allem ausgesuchte Baufirmen profitieren, die mit dem Wiederaufbau des Irak über Jahre beschäftigt sein werden - ein Konjunkturprogramm für wenige mit immensen Kosten für alle.