News - 08.08.07 15:31
Kleine Konzerne glänzen mit großen Renditen
Die größten Konzerne Deutschlands sind nicht zugleich die profitabelsten. Im Gegenteil: Das Handelsblatt-Ranking der Umsatz-Renditejäger unter den führenden Konzernen wird von Solarworld angeführt, einem jungen Spezialisten für Solarstromtechnik. Und auch sonst machen die meisten kleineren Unternehmen eine bessere Figur als ihre großen Konkurrenten.
DÜSSELDORF. Mit gut 25 Prozent Umsatzrendite liegt Solarworld, das erst neun Jahre alte Unternehmen aus Bonn, klar vor seinen Verfolgern, der Walldorfer Softwareschmiede SAP (Dax) und dem Spezialisten für Zahlungssysteme Wirecard (TecDax) aus Berlin.Solarworld beweist auch: Die Rhein-Ruhr-Region hat als Industriestandort keineswegs ausgedient. Der Großraum München ist mit 22 Aktiengesellschaften zwar herangerückt. Doch haben die Bayern das Revier nicht von der Spitze verdrängt. Das zeigt der Handelsblatt-Firmencheck mit Deutschlands 124 führenden Industrie-, Handels- und Dienstleistungskonzernen. Völlig unerwartet schaffen auch zwei eher klassische Unternehmen den Sprung an die Rentabilitätsspitze: Rational, Hersteller von Küchentechnik aus dem SDax, und der Stahlkocher Salzgitter (MDax).
Diese bunte Mischung in der Führungsgruppe zeigt nach Einschätzung von Thomas Kautzsch, Direktor der Unternehmensberatung Oliver Wyman, dass "es keinen einheitlichen Branchentrend" bei Wachstum und Rentabilität gibt. "Die Zahlen belegten vielmehr, dass einzelne Unternehmen eben gut geführt sind und andere nicht."
Diese hausgemachten Firmenkonjunkturen sind im Handelsblatt-Firmencheck abzulesen, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) der Universität Saarbrücken und Oliver Wyman entsteht. Untersucht werden die Dax-, MDax-, SDax- und TecDax-Werte außer Banken und Finanzdienstleister. Porsche würde in diesem Ranking mit 18,5 Prozent Umsatzrendite immerhin Platz vier belegen und führe damit den großen Konkurrenten davon. Der Sportwagenhersteller wird aber nicht berücksichtigt, weil er in keinem der Börsensegmente vertreten ist. Porsche weigert sich seit Jahren, die geforderten Transparenzkriterien zu erfüllen und etwa detaillierte Quartalsberichte vorzulegen.
Auch Salzgitter verweist mit 17,3 Prozent Umsatzrendite den sehr viel größeren Wettbewerber Thyssen-Krupp (3,6 Prozent) auf einen Platz weit hinten in der Rangliste. IWP-Direktor Karlheinz Küting sieht sogar eine umgekehrte Relation zwischen Unternehmensgröße und Umsatzrendite. Unter den rentabelsten Firmen finden sich mit SAP und Merck nur zwei Dax-Werte, im letzten Viertel dagegen fünf Konzerne aus dem Index. "Die kleinen Firmen nutzen ihre Marktnischen ganz offenbar besser aus und sind flexibler als die großen Unternehmen", resümiert Küting. Unter den 24 Unternehmen mit zweistelligen Renditen finden sich zwar viele Firmen, die nicht in der Topliga Dax notiert sind, die in ihrer Branche aber große Bedeutung haben. Der Verlag Axel Springer etwa schafft es auf eine respektable Relation von Gewinn zu Umsatz von 12,4 Prozent. Nicht viel schlechter präsentiert sich Deutschlands größter Flughafenbetreiber Fraport. Im Geschäftsjahr 2005 erreichten nur 18 Konzerne eine zweistellige Umsatzrendite.
Das ist zwar eine recht einfache Kennziffer. Sie macht aber deutlich, dass einige Unternehmen Milliarden-Umsätze generieren, jedoch kaum Gewinn hängen bleibt. Trotzdem bestreiten die großen Dax-Firmen natürlich den Löwenanteil der Gewinne. Rund 40 Mrd. Euro waren es im Geschäftsjahr 2006. Neun Mrd. Euro kamen bei den MDax-Unternehmen zusammen, 1,4 Mrd. Euro erreichten die SDax- und eine Mrd. Euro die TecDax-Gesllschaften. Allerdings: Während sich die Gesamtsumme im Dax gegenüber dem Vorjahr kaum veränderte - vor allem weil Telekom und Eon etwa fünf Mrd. Euro weniger Jahresüberschuss einfuhren - legten die Unternehmen in den anderen Börsensegmenten deutlich zu. Die TecDax-Firmen verfünffachten in der Summe ihre Gewinne, die SDax-Werte verdoppelten sie.
Enorm sind die Steigerungsraten beim Umsatz quer über alle Unternehmensgrößen und Branchen. Zweistellige Zuwächse gegenüber 2005 weist die Hälfte der Top-Konzerne aus. Bilanzexperte Küting stellt fest, dass "solche Umsatzsteigerungen in den letzten Jahren selten aufgetreten" sind. Die Sache hat jedoch einen Haken: "Für die großen Konzerne war 2006 eher ein verlorenes Jahr", sagt Berater Kautzsch. Die Unternehmen hätten es nicht geschafft, die gute Weltkonjunktur in Profit umzusetzen. Hoffnungen hat der Unternehmensberater für 2007. Die ersten Quartale seien über die Erwartungen gut gelaufen.
Quelle: Handelsblatt.com
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Kleine Konzerne glänzen mit großen Renditen
Die größten Konzerne Deutschlands sind nicht zugleich die profitabelsten. Im Gegenteil: Das Handelsblatt-Ranking der Umsatz-Renditejäger unter den führenden Konzernen wird von Solarworld angeführt, einem jungen Spezialisten für Solarstromtechnik. Und auch sonst machen die meisten kleineren Unternehmen eine bessere Figur als ihre großen Konkurrenten.
DÜSSELDORF. Mit gut 25 Prozent Umsatzrendite liegt Solarworld, das erst neun Jahre alte Unternehmen aus Bonn, klar vor seinen Verfolgern, der Walldorfer Softwareschmiede SAP (Dax) und dem Spezialisten für Zahlungssysteme Wirecard (TecDax) aus Berlin.Solarworld beweist auch: Die Rhein-Ruhr-Region hat als Industriestandort keineswegs ausgedient. Der Großraum München ist mit 22 Aktiengesellschaften zwar herangerückt. Doch haben die Bayern das Revier nicht von der Spitze verdrängt. Das zeigt der Handelsblatt-Firmencheck mit Deutschlands 124 führenden Industrie-, Handels- und Dienstleistungskonzernen. Völlig unerwartet schaffen auch zwei eher klassische Unternehmen den Sprung an die Rentabilitätsspitze: Rational, Hersteller von Küchentechnik aus dem SDax, und der Stahlkocher Salzgitter (MDax).
Diese bunte Mischung in der Führungsgruppe zeigt nach Einschätzung von Thomas Kautzsch, Direktor der Unternehmensberatung Oliver Wyman, dass "es keinen einheitlichen Branchentrend" bei Wachstum und Rentabilität gibt. "Die Zahlen belegten vielmehr, dass einzelne Unternehmen eben gut geführt sind und andere nicht."
Diese hausgemachten Firmenkonjunkturen sind im Handelsblatt-Firmencheck abzulesen, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) der Universität Saarbrücken und Oliver Wyman entsteht. Untersucht werden die Dax-, MDax-, SDax- und TecDax-Werte außer Banken und Finanzdienstleister. Porsche würde in diesem Ranking mit 18,5 Prozent Umsatzrendite immerhin Platz vier belegen und führe damit den großen Konkurrenten davon. Der Sportwagenhersteller wird aber nicht berücksichtigt, weil er in keinem der Börsensegmente vertreten ist. Porsche weigert sich seit Jahren, die geforderten Transparenzkriterien zu erfüllen und etwa detaillierte Quartalsberichte vorzulegen.
Auch Salzgitter verweist mit 17,3 Prozent Umsatzrendite den sehr viel größeren Wettbewerber Thyssen-Krupp (3,6 Prozent) auf einen Platz weit hinten in der Rangliste. IWP-Direktor Karlheinz Küting sieht sogar eine umgekehrte Relation zwischen Unternehmensgröße und Umsatzrendite. Unter den rentabelsten Firmen finden sich mit SAP und Merck nur zwei Dax-Werte, im letzten Viertel dagegen fünf Konzerne aus dem Index. "Die kleinen Firmen nutzen ihre Marktnischen ganz offenbar besser aus und sind flexibler als die großen Unternehmen", resümiert Küting. Unter den 24 Unternehmen mit zweistelligen Renditen finden sich zwar viele Firmen, die nicht in der Topliga Dax notiert sind, die in ihrer Branche aber große Bedeutung haben. Der Verlag Axel Springer etwa schafft es auf eine respektable Relation von Gewinn zu Umsatz von 12,4 Prozent. Nicht viel schlechter präsentiert sich Deutschlands größter Flughafenbetreiber Fraport. Im Geschäftsjahr 2005 erreichten nur 18 Konzerne eine zweistellige Umsatzrendite.
Das ist zwar eine recht einfache Kennziffer. Sie macht aber deutlich, dass einige Unternehmen Milliarden-Umsätze generieren, jedoch kaum Gewinn hängen bleibt. Trotzdem bestreiten die großen Dax-Firmen natürlich den Löwenanteil der Gewinne. Rund 40 Mrd. Euro waren es im Geschäftsjahr 2006. Neun Mrd. Euro kamen bei den MDax-Unternehmen zusammen, 1,4 Mrd. Euro erreichten die SDax- und eine Mrd. Euro die TecDax-Gesllschaften. Allerdings: Während sich die Gesamtsumme im Dax gegenüber dem Vorjahr kaum veränderte - vor allem weil Telekom und Eon etwa fünf Mrd. Euro weniger Jahresüberschuss einfuhren - legten die Unternehmen in den anderen Börsensegmenten deutlich zu. Die TecDax-Firmen verfünffachten in der Summe ihre Gewinne, die SDax-Werte verdoppelten sie.
Enorm sind die Steigerungsraten beim Umsatz quer über alle Unternehmensgrößen und Branchen. Zweistellige Zuwächse gegenüber 2005 weist die Hälfte der Top-Konzerne aus. Bilanzexperte Küting stellt fest, dass "solche Umsatzsteigerungen in den letzten Jahren selten aufgetreten" sind. Die Sache hat jedoch einen Haken: "Für die großen Konzerne war 2006 eher ein verlorenes Jahr", sagt Berater Kautzsch. Die Unternehmen hätten es nicht geschafft, die gute Weltkonjunktur in Profit umzusetzen. Hoffnungen hat der Unternehmensberater für 2007. Die ersten Quartale seien über die Erwartungen gut gelaufen.
Quelle: Handelsblatt.com
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