12:08 26.06 Analystenkonferenz zu Matchnet
Bericht des Analysten Matthias Schrade von GSC Research
Die am Neuen Markt notierte Matchnet plc (WKN:930129) ist im Bereich Online-Dating tätig und wurde ursprünglich als Datingplattform für jüdische Singles betrieben, entwickelte aber nach und nach weitere zusätzliche Plattformen. Derzeit werden die Seiten AmericanSingles.com, JDate (für die USA und Israel), gay11.com, MatchNet.de (Deutschland), MatchNet.co.uk (Großbritannien), MatchNet.com.au (Australien) und Facelink.com betrieben.
Für das erste Quartal des Jahres 2002 hatte Matchnet einen Umsatzanstieg um 159 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,87 auf 4,84 Mio. Euro gemeldet. Zugleich konnte ein von minus 1,29 auf plus 1,24 Mio. Euro verbessertes EBITDA erreicht werden. Nach einem Verlust von 2,19 Mio. Euro im ersten Quartal des letzten Jahres lag der Nettogewinn im erstes Quartal 2002 bei 1,05 Mio. Euro bzw. 0,06 Euro je Aktie. Damit konnte Matchnet eine Netto-Umsatzrendite von 21,7 Prozent für die ersten drei Monate des laufenden Jahres vermelden.
Trotz dieser Zahlen pendelt die Matchnet-Aktie bereits seit Ende November 2001, als die Aktie - ausgelöst von der Meldung der erstmaligen schwarzen Zahlen im dritten Quartal - mit einem Kurssprung um fast 100 Prozent die 200-Tage-Linie hinter sich ließ, in einem Band zwischen etwa 1,60 und 2,10 Euro. Aktuell notiert die Aktie mit 1,66 Euro exakt auf dem gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage und steht damit charttechnisch vor einer Entscheidung.
Am 19. Juni 2002 fand in den Frankfurter Räumen der Consors Capital AG, dem neu verpflichteten Designated Sponsor, die zweite Analystenkonferenz der Gesellschaft statt, zu der sich etwa 10 interessierte Fondsmanager und Analysten einfanden. Matthias Schrade nahm als Berichterstatter für GSC Research an der Verstaltung teil und berichtet.
Präsentation und Vorstellung des Unternehmens
Eingangs der Veranstaltung erläuterte der IR-Manager Elmar Bob das Businessmodell der Gesellschaft. Matchnet betreibt acht Online-Dating-Seiten in vier Sprachen, verfügt über sechs Millionen profilierte Mitglieder und ist der einzige reine börsennotierte Online-Dating-Service. Als Wettbewerbsvorteil nannte er darüber hinaus die von Matchnet als erstes betriebene internationale Expansion sowie die solide finanzielle Basis der Gesellschaft.
Herr Bob bezeichnete den Online-Dating-Markt als einen Wachstumsmarkt mit hohen Wachstumsraten, wobei Matchnet jeweils in Nischenmärkten tätig ist; diese Strategie biete eine hohe Kundenbindung. So sei JDate, der ursprüngliche Kern der Gesellschaft, ein Datingservice für Juden. Weitere in Planung befindliche spezielle Nischenangebote sind Seiten für Asiaten sowie die sogenannten "Silver Hairs", Menschen ab etwa 65 Jahren. Beide Zielgruppen seien aufgrund ihrer hohen Kaufkraft sehr interessant.
Die Gesellschaft verfügt über eine Reihe von Kooperationspartnern, welche das Matchnet-Angebot in ihre Seiten eingebunden haben. Dabei arbeite man beispielsweise eng mit Altavista, Earthlink und bellissima.de, einer Suchmaschine für Frauen, sowie ca. 2.000 weiteren Kooperationspartnern zusammen, die das Matchnet-Angebot in ihrem eigenen "Look & Feel" ihre eigenen Seiten integriert haben. Hierbei besonders erwähnenswert sind unter anderem net2phone, Google, Vivendi Universal und msn.
Hohe Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
Als einen wesentlichen Erfolgsfaktor wies der Firmensprecher Elmar Bob darauf hin, dass immer mehr Singles aufgrund des heute üblichen "Life Style" immer weniger Zeit haben, neue Partner kennen zulernen. Laut "New York Times " würden 61 Prozent der US-amerikanischen Singles online nach Partnern suchen. Bereits Ende 2000 seien 44 Prozent bzw. 38,7 Mio. amerikanische Singles online gewesen. Hiervon hätten 76 Prozent noch nie einen Online-Datingservice in Anspruch genommen. Allein die 24 Prozent der über 18jährigen amerikanischen Singles stellen jedoch bereits einen Markt von mehr als 9 Mio. Personen dar.
Durch den umfangreichen Datenbestand mit bis zu 240 verschiedenen personalisierten Attributen der Mitglieder bieten sich für Matchnet zusätzliche Geschäftspotentiale wie etwa personalisiertes Marketing, welche weitreichender als bei jedem anderen Wettbewerber seien. Neben der Mitgliedsgebühr mit 87 Prozent der Gesamteinnahmen verdiene die profitable Gesellschaft an Werbeeinnahmen und an den ausgerichteten Events. Bemerkenswert ist die Rohertragsmarge, die Herr Bob auf 93 Prozent bezifferte. Besonders hob er die starke und einfach umzusetzende Skalierbarkeit des Geschäftsmodells hervor.
Bei anhaltend starkem Wachstum nunmehr die Gewinnzone erreicht
Die Zahlen der Gesellschaft bezeichnete Herr Bob als solide, 2001 habe die Gesellschaft Einnahmen in Höhe von 10,5 Mio. Dollar erzielen können, nach 6,8 Mio. Dollar im Jahr 2000. Das EBITDA lag nach minus 6,5 Mio. Dollar in 2000 im abgelaufenen Jahr bei plus 971 TEUR; der Gewinn pro Aktie lag auf Basis des EBITDA bei 0,06 Dollar. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von 20 Mio. Dollar bei einem EBITDA von 6,5 Mio. Euro angestrebt. Die Gesellschaft sei im Übrigen vollkommen schuldenfrei.
Zur Aktionärsstruktur führte Herr Bob aus, dass die beiden Gründer Alon Carmel (15%) und Joe Shapira (13%) zusammen 28 Prozent der Matchnet-Aktien besitzen. Der Rest entfalle auf den Streubesitz, wobei Julius Bär eine größere Position in einem Fonds halte. Insgesamt existieren 18,6 Mio. Aktien, die Marktkapitalisierung beträgt damit aktuell knapp 31 Mio. Euro.
Durch Akquisitionen zu einem der Marktführer geworden
Als Wachstumstreiber für Matchnet machte Herr Bob Akquisitionen, weitere Tätigkeiten auf Nischenmärkten, interessante Partnerschaften, Events wie Partys sowie Direktmarketing aus dem Datenbestand der Mitgliedsdatenbank aus. In der letzten Zeit habe die Gesellschaft mit SozialNet.com, FlirtMaschine.de und FaceLink.com drei Akquisitionen vollzogen, welche zu einem hohen Wachstum beigetragen haben. Hierdurch sei man zu einem der drei größten Online-Datingservices geworden.
Doch man trage nicht nur selbst durch Akquisitionen zur Konsolidierung des Marktes bei, auch an einer Übernahme der Matchnet gebe es von verschiedenen Seiten Interesse. Im Laufe dieses Jahres wolle man die Mitgliedszahlen auf acht Millionen Mitglieder steigern. Derzeit habe man die Technologie der Seiten erweitert und biete nun einen 24-Stunden-Kundenservice an. Im Laufe des Jahres wolle man auch die Seiten in Europa kostenpflichtig machen.
Allgemeine Diskussion
Nach den Ausführungen von Herrn Bob gab es eine Reihe von Wortmeldungen, welche vom CEO Joe Shapira sowie dem CFO Adam Kravitz auf englisch beantwortet wurden. Auf die Frage, wie die angestrebte Mitgliederzahl von 8 Millionen erreicht werden soll, erläuterte Herr Shapira, dass man derzeit monatlich um 250.000 Mitglieder wachse. Die spätere Nachfrage, ob eine Größenordnung von 10 Millionen registrierten Mitgliedern im Jahr 2003 erreichbar sei, beantwortete er mit einem eindeutigen "easily"
Wichtig sei es jedoch, die Dauer der kostenpflichtigen Mitgliedschaft zu erhöhen, derzeit betrage diese drei bis fünf Monate. Hierzu wies Herr Shapira auf die Notwendigkeit zur telefonischen Abmeldung hin, bei der es den speziell trainierten Kundenbetreuern sehr oft gelinge, die Nutzer von einer Verlängerung ihrer Mitgliedschaft zu überzeugen. Zum Ablauf des Geschäfts erklärte er, dass das Einstellen von Anzeigen kostenlos ist, nur die Kontaktaufnahme erfordert eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Herr Bob ergänzte, es sei nicht einfach zu sagen, wie viele zahlende Mitglieder man in den jeweiligen Seiten tatsächlich habe; dies hänge auch von der unterschiedlich lange bestehenden Kostenpflicht der Einzelseite ab.
Die Mitgliedsbeiträge im letzten Jahr setzten sich jeweils etwa hälftig aus JDate und AmericanSingles zusammen, per Ende 2002 erwarte man etwa 10 bis 15 Prozent der Einnahmen in diesem Bereich aus gay11, bis dahin dürfte der Anteil der Mitgliedsbeiträge aus AmericanSingles viel höher als von der "schon immer", also seit 5 Jahren, kostenpflichtigen Seite JDate liegen. Im August 2002 werde man auch bei den Seiten in Deutschland und Großbritannien die Kostenpflicht einführen.
Längere Dauer und höhere Bereitschaft zur zahlenden Mitgliedschaft angestrebt
Hinsichtlich der in der Teilnehmerrunde aufgebrachten Diskussion, ob nicht erfolgreiche Singles, die ihren Partner gefunden habe, als Kunden für Matchnet verloren gehen, meinte Joe Shapira, es gebe die unterschiedlichsten Motive für Online-Dating, angefangen von der Suche nach einem Lebenspartner zum Heiraten - hierzu gibt es eine Rubrik mit Erfolgsstorys - über neue Freunde bis hin zum "täglichen Date". Viele Mitglieder seien daher jahrelang aktiv und kämen immer wieder.
Adam Kravitz ergänzte, er selbst habe auf ein neues Foto auf seiner Seite hin eine Email von einem Mädchen erhalten, mit der er vor über einem Jahr einmal Kontakt hatte. Im Übrigen wies er darauf hin, dass die in Deutschland seit dem Börsengang von 2- auf 400.000 gesteigerte Mitgliederzahl "ohne einen Pfennig Marketing" und ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda erreicht wurde; es handele sich beim Thema Online-Dating um "ein kulturelles Phänomen".
Herr Shapira erklärte, man wolle die Wechselrate hin zur Zahlung steigern, wozu Matchnet eine spezielle Trigger-Technologie entwickelt habe, die in Kürze eingesetzt werden und die Wechselrate binnen 14 Tagen verdoppeln soll. Dabei wird der Nutzer auf einen interessanten Partner neugierig gemacht, wodurch viele Teilnehmer bezahlen, um diesen kontaktieren zu können. Auf die Frage, ob man mit professionellen Nutzern arbeite, um die Wechselquote zu erhöhen, entgegnete CFO Adam Kravitz zunächst schmunzelnd, "ich bin dort und kriege Dutzende von Emails im Monat". Er betonte jedoch, dass Matchnet nicht mit "Fakes" arbeitet.
Wachstumspotential durch Einführung von Kostenpflicht und neuer Technologie
Künftig wolle die Gesellschaft in Europa über Mobile Devices wie WAP ihre Dienste anbieten, so dass auch mobil die Dienste genutzt werden können. Auch in Europa wolle man die Strategie der Nischenmärkte gehen; kurz vor dem Start stehe derzeit eine neue Seite in Frankreich. Die Kosten für die Mitgliedschaft werden in Europa 20 Euro betragen, in den USA sollen sie von derzeit 20 auf 25 Dollar angehoben werden. Diesen Preisunterschied führte Herr Shapira scherzhaft auf die sozialistischen Intentionen der Gesellschaft zurück.
Eine Saisonalität des Geschäfts sei kaum vorhanden, "Liebe hat immer Konjunktur". Einzig die zweite Dezember- sowie die erste Januarhälfte seien für gewöhnlich schwächer, einen Sommereinbruch gebe es dagegen nicht. Im laufenden Jahr erwarte man vor allem im zweiten Halbjahr aufgrund neu eingesetzter Technologie weitere Zuwächse; den Zeitraum der Amortisation von Investitionen gab Adam Kravitz mit etwa 3 Monaten an. Sättigungseffekte in 2003 erwarte man nicht. Auf Nachfrage zum beinahe abgelaufenen zweiten Quartal erklärte Joe Shapira, dieses liege "in line".
Hinsichtlich der Erreichbarkeit der geplanten Umsätze, die ein Analyst aufgrund der Marktgröße in Frage stellte, rechnete Adam Kravitz vor, dass der Markt bei einer Zielgruppe von 38 Millionen Singles allein in den USA und einem Umsatz von 100 Dollar pro Jahr (d.h. ca. 4 bis 5 Monate Mitgliedschaft) ein Volumen von 3,8 Milliarden Dollar aufweist. Bei einer Zahlungsbereitschaft von 10 Prozent dieser Singles betrage das Marktpotential etwa 380 Mio. Dollar. Die Prognose von Matchnet setzt somit weniger als 5 Prozent Marktanteil voraus. Langfristig wolle man zehn Prozent aller Singles mit Internetanschluss erreichen.
Matchnet sowohl Übernehmer als auch selbst potentielles Übernahmeziel
Allgemein finde derzeit eine starke Konsolidierung im Markt statt, die Matchnet selbst mit vorantreibe, erklärte Joe Shapira. Aufgrund der stark ermäßigten Preisniveaus vieler Internetgesellschaften und der Schwierigkeiten, in denen sich viele befinden, sei es äußerst opportun für die Gesellschaft, weiterhin nach interessanten Übernahmekandidaten Ausschau zu halten. So habe man beispielsweise FaceLink für 750.000 Dollar gekauft, ursprünglich sei man mit 15 Mio. Dollar in die Verhandlung gestartet.
Auf Nachfrage erläuterte Herr Shapira zu dieser Übernahme, man habe nur die Assets und nicht die Firma gekauft. Facelink sei eine vor allem von Homosexuellen frequentierte Chat-Seite mit zuletzt monatlich 4,5 Millionen "unique visitors", bei der man durch Klicken auf den Namen des Chatters dessen Foto erhält. Vor der Übernahme habe das Unternehmen etwa 50.000 Dollar Umsatz monatlich vor allem mit pornographischen Inhalten erzielt; dieses Geschäft hat Matchnet bei der Übernahme eingestellt. Insgesamt habe man mit dieser Übernahme vor allem Traffic gekauft; der Zukauf von Mitgliedern sei viel teurer und erfordere auch einen höheren Aufwand zur Integration der Datenbanken.
Im Hinblick auf die Konsolidierung des Marktes wollte ein Teilnehmer der Konferenz wissen, ob Matchnet nicht selbst zum Übernahmeziel werden könnte, beispielsweise durch den Mittbewerber UDate. Herr Shapira stimmte dem zu; es habe schon viel Interesse von anderer Seite gegeben, weil das Geschäftsmodell sehr erfolgreich ist. Zwar sei es nicht das Ziel des Managements, die Gesellschaft zu verkaufen, beim "richtigen Angebot" schloss er dies aber auch nicht aus. Es gebe Gespräche hierzu, diese bräuchten aber ihre Zeit; angesichts der guten finanziellen Lage betonte Herr Shapira, "wir müssen nicht verkaufen". Den aktuellen Bestand an liquiden Mittel bezifferte er auf 9 Mio. Dollar.
Unterbewertung der Matchnet-Aktie vom Management nicht erklärbar
Wie Joe Shapira zur Aktionärsstruktur erläuterte, sind neben Julius Bär, die über ein kleines Paket verfügten ("nice size", auch ein paar kleinere deutsche Fonds in der Aktie engagiert. Daneben gebe es einige Nachfrage aus der Schweiz, dort sei das Vertrauen in Unternehmen aus dem Neuen Markt anscheinend besser als in Deutschland selbst. Über genauere Informationen verfüge man leider nicht, da ausschließlich GDS gehandelt werden. Die trotz der guten Zahlen sehr niedrige Bewertung konnte er sich nicht erklären; er glaube aber nicht, dass dies durch den Verkauf größerer Posten zustande kam. Das Management habe innerhalb der letzten 6 Monate jedenfalls mehr als eine Million Aktien zurück gekauft.
Der CFO Adam Kravitz wies darauf hin, dass erst vor kurzem für die Übernahme eines rote Zahlen schreibenden australischen Anbieters mit 1,8 Mio. Dollar Umsatz in 2001 und einer Planung von nur einem Viertel der Matchnet-Umsätze im laufenden Jahr zu einem Preis von 23 Mio. Dollar übernommen wurde. Auf ähnlicher Bewertungsbasis läge der Wert von Matchnet bei etwa 100 Mio. Dollar, also mehr als dem Dreifachen des aktuellen Börsenwertes.
Die Frage, ob man den Neuen Markt verlassen wolle, verneinte Herr Shapira entschieden. Wie man in der Landwirtschaft sagt, ist "das Gras woanders immer grüner als da, wo man gerade ist". Man suche nicht nach einer Alternative zum Neuen Markt, da man insgesamt zufrieden sei. Man müsse die derzeitige Marktphase einfach überstehen, so Herr Shapira weiter und meinte, dass er sich die Aktie in den nächsten drei Jahren nicht anschaue, nachdem er nachgekauft habe. Allerdings liege ein Registration Statement für die NASDAQ "fertig in der Schublade", man prüfe diese Option momentan noch.
Allgemein könne er nicht mehr als gute Arbeit leisten und ebensolche Zahlen vorlegen sowie 3 bis 4 Roadshows im Jahr durchführen und damit den Bekanntheitsgrad steigern. Trotzdem komme immer wieder, nachdem alle Fakten vorgelegt wurden, die Frage "what`s wrong with matchnet then?", worauf er nur antworten könne, "in general not so much". Auf den Einwurf, "Aktienkurse lügen nicht", entgegnete er, dies sei grundsätzlich richtig, dennoch spiegelten sie letztlich nur Angebot und Nachfrage wider, und die Nachfrage nach Matchnet-Aktien sei bisher anscheinend nicht groß genug gewesen, was natürlich auch auf den Markt zurückzuführen sei.
Fazit
Der Online-Dating-Markt ist sicherlich ein hochinteressanter Markt, in welchem es bisher einer ganzen Reihe von Anbietern gelungen ist, hohe Renditen zu erwirtschaften. Durch ihre Nischenstrategie ist Matchnet sehr breit positioniert und kann sich so auf viele unterschiedliche Märkte ausrichten. Die schlanke Struktur der Gesellschaft erlaubt es dennoch, auch in Zeiten starken Wachstums profitabel zu operieren.
Wenn die Gesellschaft ihre gesteckten Ziele erreicht und es schafft, bei weiterhin hohen Wachstumsraten die im ersten Quartal erreichte Netto-Umsatzrendite von über 20 Prozent zu halten oder gar weiterhin auszubauen, dürfte der Aktienkurs früher oder später entsprechend reagieren. Angesichts des hohen Streubesitzes und der erreichten Zahlen wäre auch der Versuch einer Übernahme nicht auszuschließen, zumal das Management offen über entsprechendes Interesse seitens Dritter spricht.
Als einziger Schönheitsfehler bei Matchnet ist die am Neuen Markt ungewöhnliche gesellschaftsrechtliche Form des Unternehmens als plc zu sehen, die mit ein Grund für die derzeitige niedrige Bewertung an der Börse sein könnte. Ein Listing an der Nasdaq, an der plc`s wesentlich geläufiger sind, würde dem entgegenwirken und wäre sicherlich auch angesichts des operativen Schwerpunkts in den USA sinnvoll, um zusätzliche Investorenkreise zu erschließen.
Sollte es tatsächlich zum Versuch einer (feindlichen) Übernahme von Matchnet kommen oder der Markt die Nachhaltigkeit der erzielten Gewinne erkennen, so dürfte die Bewertung der Aktie sich ihrem "fairen Wert" annähern. Die Beurteilung der Frage, ob eine solche für eines der wenigen hochprofitablen und wachstumsstarken Internetunternehmen wirklich im Bereich eines einstelligen KGV`s liegt, bleibt dem Anleger überlassen.
Kontaktadresse
Matchnet plc (Deutschland)
Arndtstraße 51
60325 Frankfurt/Main
Internet: www.matchnet.com
Ansprechpartner Investor Relations:
Elmar Bob
Tel: 069 / 740 937 - 88
Fax: 069 / 740 937 - 87
Email: elmar@matchnet.de
PS: Nächste Woche kommen die Halbjahreszahlen!!!
Bericht des Analysten Matthias Schrade von GSC Research
Die am Neuen Markt notierte Matchnet plc (WKN:930129) ist im Bereich Online-Dating tätig und wurde ursprünglich als Datingplattform für jüdische Singles betrieben, entwickelte aber nach und nach weitere zusätzliche Plattformen. Derzeit werden die Seiten AmericanSingles.com, JDate (für die USA und Israel), gay11.com, MatchNet.de (Deutschland), MatchNet.co.uk (Großbritannien), MatchNet.com.au (Australien) und Facelink.com betrieben.
Für das erste Quartal des Jahres 2002 hatte Matchnet einen Umsatzanstieg um 159 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,87 auf 4,84 Mio. Euro gemeldet. Zugleich konnte ein von minus 1,29 auf plus 1,24 Mio. Euro verbessertes EBITDA erreicht werden. Nach einem Verlust von 2,19 Mio. Euro im ersten Quartal des letzten Jahres lag der Nettogewinn im erstes Quartal 2002 bei 1,05 Mio. Euro bzw. 0,06 Euro je Aktie. Damit konnte Matchnet eine Netto-Umsatzrendite von 21,7 Prozent für die ersten drei Monate des laufenden Jahres vermelden.
Trotz dieser Zahlen pendelt die Matchnet-Aktie bereits seit Ende November 2001, als die Aktie - ausgelöst von der Meldung der erstmaligen schwarzen Zahlen im dritten Quartal - mit einem Kurssprung um fast 100 Prozent die 200-Tage-Linie hinter sich ließ, in einem Band zwischen etwa 1,60 und 2,10 Euro. Aktuell notiert die Aktie mit 1,66 Euro exakt auf dem gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage und steht damit charttechnisch vor einer Entscheidung.
Am 19. Juni 2002 fand in den Frankfurter Räumen der Consors Capital AG, dem neu verpflichteten Designated Sponsor, die zweite Analystenkonferenz der Gesellschaft statt, zu der sich etwa 10 interessierte Fondsmanager und Analysten einfanden. Matthias Schrade nahm als Berichterstatter für GSC Research an der Verstaltung teil und berichtet.
Präsentation und Vorstellung des Unternehmens
Eingangs der Veranstaltung erläuterte der IR-Manager Elmar Bob das Businessmodell der Gesellschaft. Matchnet betreibt acht Online-Dating-Seiten in vier Sprachen, verfügt über sechs Millionen profilierte Mitglieder und ist der einzige reine börsennotierte Online-Dating-Service. Als Wettbewerbsvorteil nannte er darüber hinaus die von Matchnet als erstes betriebene internationale Expansion sowie die solide finanzielle Basis der Gesellschaft.
Herr Bob bezeichnete den Online-Dating-Markt als einen Wachstumsmarkt mit hohen Wachstumsraten, wobei Matchnet jeweils in Nischenmärkten tätig ist; diese Strategie biete eine hohe Kundenbindung. So sei JDate, der ursprüngliche Kern der Gesellschaft, ein Datingservice für Juden. Weitere in Planung befindliche spezielle Nischenangebote sind Seiten für Asiaten sowie die sogenannten "Silver Hairs", Menschen ab etwa 65 Jahren. Beide Zielgruppen seien aufgrund ihrer hohen Kaufkraft sehr interessant.
Die Gesellschaft verfügt über eine Reihe von Kooperationspartnern, welche das Matchnet-Angebot in ihre Seiten eingebunden haben. Dabei arbeite man beispielsweise eng mit Altavista, Earthlink und bellissima.de, einer Suchmaschine für Frauen, sowie ca. 2.000 weiteren Kooperationspartnern zusammen, die das Matchnet-Angebot in ihrem eigenen "Look & Feel" ihre eigenen Seiten integriert haben. Hierbei besonders erwähnenswert sind unter anderem net2phone, Google, Vivendi Universal und msn.
Hohe Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
Als einen wesentlichen Erfolgsfaktor wies der Firmensprecher Elmar Bob darauf hin, dass immer mehr Singles aufgrund des heute üblichen "Life Style" immer weniger Zeit haben, neue Partner kennen zulernen. Laut "New York Times " würden 61 Prozent der US-amerikanischen Singles online nach Partnern suchen. Bereits Ende 2000 seien 44 Prozent bzw. 38,7 Mio. amerikanische Singles online gewesen. Hiervon hätten 76 Prozent noch nie einen Online-Datingservice in Anspruch genommen. Allein die 24 Prozent der über 18jährigen amerikanischen Singles stellen jedoch bereits einen Markt von mehr als 9 Mio. Personen dar.
Durch den umfangreichen Datenbestand mit bis zu 240 verschiedenen personalisierten Attributen der Mitglieder bieten sich für Matchnet zusätzliche Geschäftspotentiale wie etwa personalisiertes Marketing, welche weitreichender als bei jedem anderen Wettbewerber seien. Neben der Mitgliedsgebühr mit 87 Prozent der Gesamteinnahmen verdiene die profitable Gesellschaft an Werbeeinnahmen und an den ausgerichteten Events. Bemerkenswert ist die Rohertragsmarge, die Herr Bob auf 93 Prozent bezifferte. Besonders hob er die starke und einfach umzusetzende Skalierbarkeit des Geschäftsmodells hervor.
Bei anhaltend starkem Wachstum nunmehr die Gewinnzone erreicht
Die Zahlen der Gesellschaft bezeichnete Herr Bob als solide, 2001 habe die Gesellschaft Einnahmen in Höhe von 10,5 Mio. Dollar erzielen können, nach 6,8 Mio. Dollar im Jahr 2000. Das EBITDA lag nach minus 6,5 Mio. Dollar in 2000 im abgelaufenen Jahr bei plus 971 TEUR; der Gewinn pro Aktie lag auf Basis des EBITDA bei 0,06 Dollar. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von 20 Mio. Dollar bei einem EBITDA von 6,5 Mio. Euro angestrebt. Die Gesellschaft sei im Übrigen vollkommen schuldenfrei.
Zur Aktionärsstruktur führte Herr Bob aus, dass die beiden Gründer Alon Carmel (15%) und Joe Shapira (13%) zusammen 28 Prozent der Matchnet-Aktien besitzen. Der Rest entfalle auf den Streubesitz, wobei Julius Bär eine größere Position in einem Fonds halte. Insgesamt existieren 18,6 Mio. Aktien, die Marktkapitalisierung beträgt damit aktuell knapp 31 Mio. Euro.
Durch Akquisitionen zu einem der Marktführer geworden
Als Wachstumstreiber für Matchnet machte Herr Bob Akquisitionen, weitere Tätigkeiten auf Nischenmärkten, interessante Partnerschaften, Events wie Partys sowie Direktmarketing aus dem Datenbestand der Mitgliedsdatenbank aus. In der letzten Zeit habe die Gesellschaft mit SozialNet.com, FlirtMaschine.de und FaceLink.com drei Akquisitionen vollzogen, welche zu einem hohen Wachstum beigetragen haben. Hierdurch sei man zu einem der drei größten Online-Datingservices geworden.
Doch man trage nicht nur selbst durch Akquisitionen zur Konsolidierung des Marktes bei, auch an einer Übernahme der Matchnet gebe es von verschiedenen Seiten Interesse. Im Laufe dieses Jahres wolle man die Mitgliedszahlen auf acht Millionen Mitglieder steigern. Derzeit habe man die Technologie der Seiten erweitert und biete nun einen 24-Stunden-Kundenservice an. Im Laufe des Jahres wolle man auch die Seiten in Europa kostenpflichtig machen.
Allgemeine Diskussion
Nach den Ausführungen von Herrn Bob gab es eine Reihe von Wortmeldungen, welche vom CEO Joe Shapira sowie dem CFO Adam Kravitz auf englisch beantwortet wurden. Auf die Frage, wie die angestrebte Mitgliederzahl von 8 Millionen erreicht werden soll, erläuterte Herr Shapira, dass man derzeit monatlich um 250.000 Mitglieder wachse. Die spätere Nachfrage, ob eine Größenordnung von 10 Millionen registrierten Mitgliedern im Jahr 2003 erreichbar sei, beantwortete er mit einem eindeutigen "easily"
Wichtig sei es jedoch, die Dauer der kostenpflichtigen Mitgliedschaft zu erhöhen, derzeit betrage diese drei bis fünf Monate. Hierzu wies Herr Shapira auf die Notwendigkeit zur telefonischen Abmeldung hin, bei der es den speziell trainierten Kundenbetreuern sehr oft gelinge, die Nutzer von einer Verlängerung ihrer Mitgliedschaft zu überzeugen. Zum Ablauf des Geschäfts erklärte er, dass das Einstellen von Anzeigen kostenlos ist, nur die Kontaktaufnahme erfordert eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Herr Bob ergänzte, es sei nicht einfach zu sagen, wie viele zahlende Mitglieder man in den jeweiligen Seiten tatsächlich habe; dies hänge auch von der unterschiedlich lange bestehenden Kostenpflicht der Einzelseite ab.
Die Mitgliedsbeiträge im letzten Jahr setzten sich jeweils etwa hälftig aus JDate und AmericanSingles zusammen, per Ende 2002 erwarte man etwa 10 bis 15 Prozent der Einnahmen in diesem Bereich aus gay11, bis dahin dürfte der Anteil der Mitgliedsbeiträge aus AmericanSingles viel höher als von der "schon immer", also seit 5 Jahren, kostenpflichtigen Seite JDate liegen. Im August 2002 werde man auch bei den Seiten in Deutschland und Großbritannien die Kostenpflicht einführen.
Längere Dauer und höhere Bereitschaft zur zahlenden Mitgliedschaft angestrebt
Hinsichtlich der in der Teilnehmerrunde aufgebrachten Diskussion, ob nicht erfolgreiche Singles, die ihren Partner gefunden habe, als Kunden für Matchnet verloren gehen, meinte Joe Shapira, es gebe die unterschiedlichsten Motive für Online-Dating, angefangen von der Suche nach einem Lebenspartner zum Heiraten - hierzu gibt es eine Rubrik mit Erfolgsstorys - über neue Freunde bis hin zum "täglichen Date". Viele Mitglieder seien daher jahrelang aktiv und kämen immer wieder.
Adam Kravitz ergänzte, er selbst habe auf ein neues Foto auf seiner Seite hin eine Email von einem Mädchen erhalten, mit der er vor über einem Jahr einmal Kontakt hatte. Im Übrigen wies er darauf hin, dass die in Deutschland seit dem Börsengang von 2- auf 400.000 gesteigerte Mitgliederzahl "ohne einen Pfennig Marketing" und ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda erreicht wurde; es handele sich beim Thema Online-Dating um "ein kulturelles Phänomen".
Herr Shapira erklärte, man wolle die Wechselrate hin zur Zahlung steigern, wozu Matchnet eine spezielle Trigger-Technologie entwickelt habe, die in Kürze eingesetzt werden und die Wechselrate binnen 14 Tagen verdoppeln soll. Dabei wird der Nutzer auf einen interessanten Partner neugierig gemacht, wodurch viele Teilnehmer bezahlen, um diesen kontaktieren zu können. Auf die Frage, ob man mit professionellen Nutzern arbeite, um die Wechselquote zu erhöhen, entgegnete CFO Adam Kravitz zunächst schmunzelnd, "ich bin dort und kriege Dutzende von Emails im Monat". Er betonte jedoch, dass Matchnet nicht mit "Fakes" arbeitet.
Wachstumspotential durch Einführung von Kostenpflicht und neuer Technologie
Künftig wolle die Gesellschaft in Europa über Mobile Devices wie WAP ihre Dienste anbieten, so dass auch mobil die Dienste genutzt werden können. Auch in Europa wolle man die Strategie der Nischenmärkte gehen; kurz vor dem Start stehe derzeit eine neue Seite in Frankreich. Die Kosten für die Mitgliedschaft werden in Europa 20 Euro betragen, in den USA sollen sie von derzeit 20 auf 25 Dollar angehoben werden. Diesen Preisunterschied führte Herr Shapira scherzhaft auf die sozialistischen Intentionen der Gesellschaft zurück.
Eine Saisonalität des Geschäfts sei kaum vorhanden, "Liebe hat immer Konjunktur". Einzig die zweite Dezember- sowie die erste Januarhälfte seien für gewöhnlich schwächer, einen Sommereinbruch gebe es dagegen nicht. Im laufenden Jahr erwarte man vor allem im zweiten Halbjahr aufgrund neu eingesetzter Technologie weitere Zuwächse; den Zeitraum der Amortisation von Investitionen gab Adam Kravitz mit etwa 3 Monaten an. Sättigungseffekte in 2003 erwarte man nicht. Auf Nachfrage zum beinahe abgelaufenen zweiten Quartal erklärte Joe Shapira, dieses liege "in line".
Hinsichtlich der Erreichbarkeit der geplanten Umsätze, die ein Analyst aufgrund der Marktgröße in Frage stellte, rechnete Adam Kravitz vor, dass der Markt bei einer Zielgruppe von 38 Millionen Singles allein in den USA und einem Umsatz von 100 Dollar pro Jahr (d.h. ca. 4 bis 5 Monate Mitgliedschaft) ein Volumen von 3,8 Milliarden Dollar aufweist. Bei einer Zahlungsbereitschaft von 10 Prozent dieser Singles betrage das Marktpotential etwa 380 Mio. Dollar. Die Prognose von Matchnet setzt somit weniger als 5 Prozent Marktanteil voraus. Langfristig wolle man zehn Prozent aller Singles mit Internetanschluss erreichen.
Matchnet sowohl Übernehmer als auch selbst potentielles Übernahmeziel
Allgemein finde derzeit eine starke Konsolidierung im Markt statt, die Matchnet selbst mit vorantreibe, erklärte Joe Shapira. Aufgrund der stark ermäßigten Preisniveaus vieler Internetgesellschaften und der Schwierigkeiten, in denen sich viele befinden, sei es äußerst opportun für die Gesellschaft, weiterhin nach interessanten Übernahmekandidaten Ausschau zu halten. So habe man beispielsweise FaceLink für 750.000 Dollar gekauft, ursprünglich sei man mit 15 Mio. Dollar in die Verhandlung gestartet.
Auf Nachfrage erläuterte Herr Shapira zu dieser Übernahme, man habe nur die Assets und nicht die Firma gekauft. Facelink sei eine vor allem von Homosexuellen frequentierte Chat-Seite mit zuletzt monatlich 4,5 Millionen "unique visitors", bei der man durch Klicken auf den Namen des Chatters dessen Foto erhält. Vor der Übernahme habe das Unternehmen etwa 50.000 Dollar Umsatz monatlich vor allem mit pornographischen Inhalten erzielt; dieses Geschäft hat Matchnet bei der Übernahme eingestellt. Insgesamt habe man mit dieser Übernahme vor allem Traffic gekauft; der Zukauf von Mitgliedern sei viel teurer und erfordere auch einen höheren Aufwand zur Integration der Datenbanken.
Im Hinblick auf die Konsolidierung des Marktes wollte ein Teilnehmer der Konferenz wissen, ob Matchnet nicht selbst zum Übernahmeziel werden könnte, beispielsweise durch den Mittbewerber UDate. Herr Shapira stimmte dem zu; es habe schon viel Interesse von anderer Seite gegeben, weil das Geschäftsmodell sehr erfolgreich ist. Zwar sei es nicht das Ziel des Managements, die Gesellschaft zu verkaufen, beim "richtigen Angebot" schloss er dies aber auch nicht aus. Es gebe Gespräche hierzu, diese bräuchten aber ihre Zeit; angesichts der guten finanziellen Lage betonte Herr Shapira, "wir müssen nicht verkaufen". Den aktuellen Bestand an liquiden Mittel bezifferte er auf 9 Mio. Dollar.
Unterbewertung der Matchnet-Aktie vom Management nicht erklärbar
Wie Joe Shapira zur Aktionärsstruktur erläuterte, sind neben Julius Bär, die über ein kleines Paket verfügten ("nice size", auch ein paar kleinere deutsche Fonds in der Aktie engagiert. Daneben gebe es einige Nachfrage aus der Schweiz, dort sei das Vertrauen in Unternehmen aus dem Neuen Markt anscheinend besser als in Deutschland selbst. Über genauere Informationen verfüge man leider nicht, da ausschließlich GDS gehandelt werden. Die trotz der guten Zahlen sehr niedrige Bewertung konnte er sich nicht erklären; er glaube aber nicht, dass dies durch den Verkauf größerer Posten zustande kam. Das Management habe innerhalb der letzten 6 Monate jedenfalls mehr als eine Million Aktien zurück gekauft.
Der CFO Adam Kravitz wies darauf hin, dass erst vor kurzem für die Übernahme eines rote Zahlen schreibenden australischen Anbieters mit 1,8 Mio. Dollar Umsatz in 2001 und einer Planung von nur einem Viertel der Matchnet-Umsätze im laufenden Jahr zu einem Preis von 23 Mio. Dollar übernommen wurde. Auf ähnlicher Bewertungsbasis läge der Wert von Matchnet bei etwa 100 Mio. Dollar, also mehr als dem Dreifachen des aktuellen Börsenwertes.
Die Frage, ob man den Neuen Markt verlassen wolle, verneinte Herr Shapira entschieden. Wie man in der Landwirtschaft sagt, ist "das Gras woanders immer grüner als da, wo man gerade ist". Man suche nicht nach einer Alternative zum Neuen Markt, da man insgesamt zufrieden sei. Man müsse die derzeitige Marktphase einfach überstehen, so Herr Shapira weiter und meinte, dass er sich die Aktie in den nächsten drei Jahren nicht anschaue, nachdem er nachgekauft habe. Allerdings liege ein Registration Statement für die NASDAQ "fertig in der Schublade", man prüfe diese Option momentan noch.
Allgemein könne er nicht mehr als gute Arbeit leisten und ebensolche Zahlen vorlegen sowie 3 bis 4 Roadshows im Jahr durchführen und damit den Bekanntheitsgrad steigern. Trotzdem komme immer wieder, nachdem alle Fakten vorgelegt wurden, die Frage "what`s wrong with matchnet then?", worauf er nur antworten könne, "in general not so much". Auf den Einwurf, "Aktienkurse lügen nicht", entgegnete er, dies sei grundsätzlich richtig, dennoch spiegelten sie letztlich nur Angebot und Nachfrage wider, und die Nachfrage nach Matchnet-Aktien sei bisher anscheinend nicht groß genug gewesen, was natürlich auch auf den Markt zurückzuführen sei.
Fazit
Der Online-Dating-Markt ist sicherlich ein hochinteressanter Markt, in welchem es bisher einer ganzen Reihe von Anbietern gelungen ist, hohe Renditen zu erwirtschaften. Durch ihre Nischenstrategie ist Matchnet sehr breit positioniert und kann sich so auf viele unterschiedliche Märkte ausrichten. Die schlanke Struktur der Gesellschaft erlaubt es dennoch, auch in Zeiten starken Wachstums profitabel zu operieren.
Wenn die Gesellschaft ihre gesteckten Ziele erreicht und es schafft, bei weiterhin hohen Wachstumsraten die im ersten Quartal erreichte Netto-Umsatzrendite von über 20 Prozent zu halten oder gar weiterhin auszubauen, dürfte der Aktienkurs früher oder später entsprechend reagieren. Angesichts des hohen Streubesitzes und der erreichten Zahlen wäre auch der Versuch einer Übernahme nicht auszuschließen, zumal das Management offen über entsprechendes Interesse seitens Dritter spricht.
Als einziger Schönheitsfehler bei Matchnet ist die am Neuen Markt ungewöhnliche gesellschaftsrechtliche Form des Unternehmens als plc zu sehen, die mit ein Grund für die derzeitige niedrige Bewertung an der Börse sein könnte. Ein Listing an der Nasdaq, an der plc`s wesentlich geläufiger sind, würde dem entgegenwirken und wäre sicherlich auch angesichts des operativen Schwerpunkts in den USA sinnvoll, um zusätzliche Investorenkreise zu erschließen.
Sollte es tatsächlich zum Versuch einer (feindlichen) Übernahme von Matchnet kommen oder der Markt die Nachhaltigkeit der erzielten Gewinne erkennen, so dürfte die Bewertung der Aktie sich ihrem "fairen Wert" annähern. Die Beurteilung der Frage, ob eine solche für eines der wenigen hochprofitablen und wachstumsstarken Internetunternehmen wirklich im Bereich eines einstelligen KGV`s liegt, bleibt dem Anleger überlassen.
Kontaktadresse
Matchnet plc (Deutschland)
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PS: Nächste Woche kommen die Halbjahreszahlen!!!