News - 16.01.06 07:22
El Baradei zieht Gewalt gegen Iran in Erwägung
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Mohamed El Baradei, schließt Gewalt nicht aus, um Iran im Streit um sein Atomprogramm zur völligen Offenlegung zu zwingen. Er sei zudem nicht bereit, die gesetzte Frist zur vollen Kooperation zu verlängern.
In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der US- Zeitschrift "Newsweek" sagte er: "Diplomatie ist nicht nur Reden. Diplomatie braucht auch Druckmittel, und, in extremen Fällen, Gewalt. Wir müssen alles tun, um die Einhaltung der Regeln durch Überzeugung zu erreichen. Wenn das nicht funktioniert, muss man sie durchsetzen. Das muss der letzte Ausweg bleiben, aber manchmal muss man ihn beschreiten."
Die IAEA soll feststellen, ob das jahrelang geheim gehaltene Atomprogramm Irans wie von Teheran versichert nur friedlichen Zwecken dient oder, wie von den USA vermutet, waffenfähiges Material produzieren soll. Dazu müssten noch Bodenproben untersucht werden und bestimmte Wissenschaftler interviewt werden, sagte El Baradei.
El Baradei droht mit öffentlichem Druck
Zudem drohte er damit, öffentlich Zweifel an den friedlichen Zielen des iranischen Atomprogramms zu äußern und Iran damit unter stärkeren Druck zu setzen. Die Regierung in Teheran scheine sich deswegen möglicherweise nicht zu sorgen, sagte er. "Aber wenn ich sage, dass ich die friedliche Natur dieses Programms nach dreijähriger intensiver Arbeit nicht bestätigen kann, nun, dann wird diese Folgerung auf der ganzen Welt ein Echo haben."
Iran wisse, was es zu tun habe, um seine Bedenken und die der Uno-Kontrolleure auszuräumen, sagte El Baradei weiter. Daher habe er nicht die Absicht, die für den 6. März gesetzte Frist für seinen nächsten Bericht über das iranische Atomprogramm zu verlängern.
"In den vergangenen drei Jahren haben wir intensive Prüfungen im Iran unternommen und selbst nach diesen drei Jahren bin ich noch immer nicht in der Lage, die friedliche Natur des Programms zu beurteilen", sagte er. "Wir brauchen weitere Rückversicherungen, durch den Zugang zu bestimmten Dokumenten, Personen und Orten, damit wir alles gesehen haben, was wir sehen müssen, und damit nichts Verdächtiges zurückbleibt."
Geheimes Atomwaffen-Programm nicht auszuschließen
Auf die Frage, ob der Iran in dem Konflikt auf Zeit spielt, um eine Bombe zu bauen, antwortete er: "Das ist der Grund, warum ich sage, dass es in den nächsten paar Wochen zu einem Lackmus-Test kommt." Er schließe nicht aus, dass der Iran möglicherweise ein weiteres, noch geheimer gehaltenes Atomwaffenprogramm laufen habe, das von den der IAEA bekannten Aktivitäten getrennt sei. "Wenn sie das Atommaterial haben und wenn sie ein paralleles Waffenprogramm unterhalten, dann sind sie wirklich nicht weit - ein paar Monate - von einer Waffe entfernt", fügte er hinzu.
Am Montag ist die Suche nach einer diplomatischen Lösung im Atomstreit mit Iran Thema eines Treffens in London. An der Begegnung nehmen nach Angaben des britischen Außenministeriums hochrangige Vertreter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie aus den USA, China und Russland teil. Dabei geht es auch um die Frage, ob der Uno-Sicherheitsrat eingeschaltet wird.
Am Sonntag drohte die Führung in Teheran indirekt mit einer Erhöhung der Ölpreise. Sanktionen gegen sein Land könnten zu einer Ölkrise führen, sagte Finanzminister Dawud Danesch-Dschafari. Zuvor hatte sich bereits Parlamentspräsident Gholam Ali Hadad-Adel angesichts westlicher Ankündigungen, den Weltsicherheitsrat einzuschalten, unnachgiebig gezeigt. In diesem Falle werde das Parlament darauf bestehen, die iranischen Atomanlagen nicht mehr von der IAEA kontrollieren zu lassen, hieß es.
Quelle: Financial Times Deutschland
El Baradei zieht Gewalt gegen Iran in Erwägung
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Mohamed El Baradei, schließt Gewalt nicht aus, um Iran im Streit um sein Atomprogramm zur völligen Offenlegung zu zwingen. Er sei zudem nicht bereit, die gesetzte Frist zur vollen Kooperation zu verlängern.
In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der US- Zeitschrift "Newsweek" sagte er: "Diplomatie ist nicht nur Reden. Diplomatie braucht auch Druckmittel, und, in extremen Fällen, Gewalt. Wir müssen alles tun, um die Einhaltung der Regeln durch Überzeugung zu erreichen. Wenn das nicht funktioniert, muss man sie durchsetzen. Das muss der letzte Ausweg bleiben, aber manchmal muss man ihn beschreiten."
Die IAEA soll feststellen, ob das jahrelang geheim gehaltene Atomprogramm Irans wie von Teheran versichert nur friedlichen Zwecken dient oder, wie von den USA vermutet, waffenfähiges Material produzieren soll. Dazu müssten noch Bodenproben untersucht werden und bestimmte Wissenschaftler interviewt werden, sagte El Baradei.
El Baradei droht mit öffentlichem Druck
Zudem drohte er damit, öffentlich Zweifel an den friedlichen Zielen des iranischen Atomprogramms zu äußern und Iran damit unter stärkeren Druck zu setzen. Die Regierung in Teheran scheine sich deswegen möglicherweise nicht zu sorgen, sagte er. "Aber wenn ich sage, dass ich die friedliche Natur dieses Programms nach dreijähriger intensiver Arbeit nicht bestätigen kann, nun, dann wird diese Folgerung auf der ganzen Welt ein Echo haben."
Iran wisse, was es zu tun habe, um seine Bedenken und die der Uno-Kontrolleure auszuräumen, sagte El Baradei weiter. Daher habe er nicht die Absicht, die für den 6. März gesetzte Frist für seinen nächsten Bericht über das iranische Atomprogramm zu verlängern.
"In den vergangenen drei Jahren haben wir intensive Prüfungen im Iran unternommen und selbst nach diesen drei Jahren bin ich noch immer nicht in der Lage, die friedliche Natur des Programms zu beurteilen", sagte er. "Wir brauchen weitere Rückversicherungen, durch den Zugang zu bestimmten Dokumenten, Personen und Orten, damit wir alles gesehen haben, was wir sehen müssen, und damit nichts Verdächtiges zurückbleibt."
Geheimes Atomwaffen-Programm nicht auszuschließen
Auf die Frage, ob der Iran in dem Konflikt auf Zeit spielt, um eine Bombe zu bauen, antwortete er: "Das ist der Grund, warum ich sage, dass es in den nächsten paar Wochen zu einem Lackmus-Test kommt." Er schließe nicht aus, dass der Iran möglicherweise ein weiteres, noch geheimer gehaltenes Atomwaffenprogramm laufen habe, das von den der IAEA bekannten Aktivitäten getrennt sei. "Wenn sie das Atommaterial haben und wenn sie ein paralleles Waffenprogramm unterhalten, dann sind sie wirklich nicht weit - ein paar Monate - von einer Waffe entfernt", fügte er hinzu.
Am Montag ist die Suche nach einer diplomatischen Lösung im Atomstreit mit Iran Thema eines Treffens in London. An der Begegnung nehmen nach Angaben des britischen Außenministeriums hochrangige Vertreter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie aus den USA, China und Russland teil. Dabei geht es auch um die Frage, ob der Uno-Sicherheitsrat eingeschaltet wird.
Am Sonntag drohte die Führung in Teheran indirekt mit einer Erhöhung der Ölpreise. Sanktionen gegen sein Land könnten zu einer Ölkrise führen, sagte Finanzminister Dawud Danesch-Dschafari. Zuvor hatte sich bereits Parlamentspräsident Gholam Ali Hadad-Adel angesichts westlicher Ankündigungen, den Weltsicherheitsrat einzuschalten, unnachgiebig gezeigt. In diesem Falle werde das Parlament darauf bestehen, die iranischen Atomanlagen nicht mehr von der IAEA kontrollieren zu lassen, hieß es.
Quelle: Financial Times Deutschland