ein pushender zocker ?
oder spekuliert er einfach drauf, daß siemens der evtl. pleitegehenden tochter unter die arme greift, auch wenn er sich viel lieber von ihr trennen würde ?
Freier Fall
Riesige Verluste zehren die ohnehin knappen Reserven des Chipherstellers Infineon auf. Droht dem einstigen Liebling der Börse die Zahlungsunfähigkeit?
Vor vier Wochen dachte Ulrich Schumacher, dass es schlimmer nicht mehr kommen könne. Sein Münchner Chipunternehmen Infineon sah er als Opfer der "mit Abstand ernstesten Krise", die es in der kurzen Geschichte der Halbleiter-Technologie bisher gegeben habe.
Es kam schlimmer, viel schlimmer. Und das Schlimmste steht Schumacher möglicherweise erst noch bevor: Die Terrorangriffe auf das New Yorker World Trade Center begruben alle Hoffnungen auf ein reges Weihnachtsgeschäft mit Handys und PC und auf einen baldigen Aufschwung der US-Konjunktur.
Seitdem rätselt die Branche, ob Infineon die Krise als unabhängiges Unternehmen überstehen wird.
Vorige Woche musste Schumacher, einst Liebling der Börsianer, mit ansehen, wie seine Aktie auf den mit Abstand niedrigsten Wert von 12,10 Euro fiel. Nach dem Börsengang mit einem Emissionspreis von 35 Euro war die Aktie im vergangenen Jahr auf über 90 Euro gestiegen.
Vergebens versuchte sich Schumacher gegen den freien Fall zu stemmen. Seine drastischen Maßnahmen nahmen die Börsianer aber nur als weiteren Beleg für den Ernst der Lage. Wie verzweifelt musste ein Unternehmensführer sein, der nicht nur 5000 Stellen, sondern auch noch die geplanten Investitionen von 2,5 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro zusammenstreicht? "Infineon spart auf Kosten der Zukunft", kommentierte das "Handelsblatt".
Um mindestens zwei Quartale, so meinen die Konjunkturforscher, werde der Terroranschlag den erhofften Wirtschaftsaufschwung verzögern - Monate, in denen die Siemens-Tochter des forschen Jungmanagers und Hobby-Rennfahrers Schumacher an den Rand einer Existenzkrise geraten könnte.
Zurzeit jedenfalls legt Schumacher bei jedem Chip, den er verkauft, kräftig drauf. Zehn Dollar kostete noch im September 2000 ein 64-Megabit-Speicher. Inzwischen werden Speicherchips - Produktionskosten: fast sieben Dollar - für eineinhalb Dollar geradezu verramscht.
Bei geschätzten Verlusten von 500 bis 600 Millionen Euro pro Quartal ist die Substanz des jungen Unternehmens schnell aufgebracht. Der Elektrokonzern Siemens hatte seine Chiptochter Infineon erst im vergangenen Jahr, auf dem Höhepunkt des Aktien- und Chip-Booms, an die Börse gebracht. Der Erlös floss in die Siemens-Kasse - Infineon erhielt nichts. So wurde der Chiphersteller ohne ausreichendes finanzielles Polster in die Freiheit entlassen.
Schon im Juli musste sich Schumacher deshalb über eine Kapitalerhöhung 1,5 Milliarden Euro an der Börse besorgen - angesichts der allgemeinen Börsenflaute ein gewagtes Unternehmen. Fast 700 Millionen Euro brachte ihm der Verkauf von Unternehmensteilen. Das, so hoffte Schumacher, würde reichen, die Krise zu überstehen.
Diese Rechnung hielten Branchenkenner schon damals für allzu optimistisch. Nach dem New Yorker Attentat ist sie vollkommen Makulatur.
Das Sparpaket aber, das Schumacher vorige Woche notgedrungen nachschob und das insgesamt noch einmal eine Milliarde Euro bringen soll, geht an die Substanz. Bisher sollte die Umstellung im Werk Dresden auf die so genannte 300-Millimeter-Wafer-Produktion, mit der Speicherchips um ein Drittel billiger produziert werden können, von Sparmaßnahmen verschont bleiben.
In höchster Finanznot will Schumacher jetzt auch das modernste seiner Werke in Dresden deutlich kürzer halten. Die Kapazitäten für die Produktion der neuen Technologie sollen aus Kostengründen langsamer als geplant hochgefahren werden.
Das könnte sich, so meinen Analysten, bitter rächen, wenn die Nachfrage nach Chips eines Tages wieder anzieht.
Doch ob Infineon bis dahin noch ein Unternehmen auf dem Weg in die Selbständigkeit ist, wird in der Branche mittlerweile bezweifelt. Beim derzeitigen Schnäppchen-Kurs - der Börsenwert ist auf unter neun Milliarden Euro geschrumpft - könnte der deutsche Chiphersteller manchem Konkurrenten, der in der vergangenen Boomphase Reserven anhäufen konnte, durchaus attraktiv erscheinen.
Die Mehrheit am Münchner Hightech-Unternehmen Infineon, 51 Prozent, hält noch immer der Siemens-Konzern. Und dessen Chef Heinrich von Pierer macht seit längerem schon keinen Hehl daraus, dass er die ungeliebte Tochtergesellschaft lieber heute als morgen loswerden würde.
Die Alternative zu einem Verkauf ist für den Siemens-Chef wenig erstrebenswert. Bevor Infineon nämlich tatsächlich - wie von der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie prognostiziert - zahlungsunfähig würde, müsste Siemens die Firma mit einer Kapitalspritze versorgen.
Pierer wäre dann von seinem Ziel, aus dem zyklischen Chipgeschäft auszusteigen, wieder weit entfernt.
oder spekuliert er einfach drauf, daß siemens der evtl. pleitegehenden tochter unter die arme greift, auch wenn er sich viel lieber von ihr trennen würde ?
Freier Fall
Riesige Verluste zehren die ohnehin knappen Reserven des Chipherstellers Infineon auf. Droht dem einstigen Liebling der Börse die Zahlungsunfähigkeit?
Vor vier Wochen dachte Ulrich Schumacher, dass es schlimmer nicht mehr kommen könne. Sein Münchner Chipunternehmen Infineon sah er als Opfer der "mit Abstand ernstesten Krise", die es in der kurzen Geschichte der Halbleiter-Technologie bisher gegeben habe.
Es kam schlimmer, viel schlimmer. Und das Schlimmste steht Schumacher möglicherweise erst noch bevor: Die Terrorangriffe auf das New Yorker World Trade Center begruben alle Hoffnungen auf ein reges Weihnachtsgeschäft mit Handys und PC und auf einen baldigen Aufschwung der US-Konjunktur.
Seitdem rätselt die Branche, ob Infineon die Krise als unabhängiges Unternehmen überstehen wird.
Vorige Woche musste Schumacher, einst Liebling der Börsianer, mit ansehen, wie seine Aktie auf den mit Abstand niedrigsten Wert von 12,10 Euro fiel. Nach dem Börsengang mit einem Emissionspreis von 35 Euro war die Aktie im vergangenen Jahr auf über 90 Euro gestiegen.
Vergebens versuchte sich Schumacher gegen den freien Fall zu stemmen. Seine drastischen Maßnahmen nahmen die Börsianer aber nur als weiteren Beleg für den Ernst der Lage. Wie verzweifelt musste ein Unternehmensführer sein, der nicht nur 5000 Stellen, sondern auch noch die geplanten Investitionen von 2,5 Milliarden auf 0,9 Milliarden Euro zusammenstreicht? "Infineon spart auf Kosten der Zukunft", kommentierte das "Handelsblatt".
Um mindestens zwei Quartale, so meinen die Konjunkturforscher, werde der Terroranschlag den erhofften Wirtschaftsaufschwung verzögern - Monate, in denen die Siemens-Tochter des forschen Jungmanagers und Hobby-Rennfahrers Schumacher an den Rand einer Existenzkrise geraten könnte.
Zurzeit jedenfalls legt Schumacher bei jedem Chip, den er verkauft, kräftig drauf. Zehn Dollar kostete noch im September 2000 ein 64-Megabit-Speicher. Inzwischen werden Speicherchips - Produktionskosten: fast sieben Dollar - für eineinhalb Dollar geradezu verramscht.
Bei geschätzten Verlusten von 500 bis 600 Millionen Euro pro Quartal ist die Substanz des jungen Unternehmens schnell aufgebracht. Der Elektrokonzern Siemens hatte seine Chiptochter Infineon erst im vergangenen Jahr, auf dem Höhepunkt des Aktien- und Chip-Booms, an die Börse gebracht. Der Erlös floss in die Siemens-Kasse - Infineon erhielt nichts. So wurde der Chiphersteller ohne ausreichendes finanzielles Polster in die Freiheit entlassen.
Schon im Juli musste sich Schumacher deshalb über eine Kapitalerhöhung 1,5 Milliarden Euro an der Börse besorgen - angesichts der allgemeinen Börsenflaute ein gewagtes Unternehmen. Fast 700 Millionen Euro brachte ihm der Verkauf von Unternehmensteilen. Das, so hoffte Schumacher, würde reichen, die Krise zu überstehen.
Diese Rechnung hielten Branchenkenner schon damals für allzu optimistisch. Nach dem New Yorker Attentat ist sie vollkommen Makulatur.
Das Sparpaket aber, das Schumacher vorige Woche notgedrungen nachschob und das insgesamt noch einmal eine Milliarde Euro bringen soll, geht an die Substanz. Bisher sollte die Umstellung im Werk Dresden auf die so genannte 300-Millimeter-Wafer-Produktion, mit der Speicherchips um ein Drittel billiger produziert werden können, von Sparmaßnahmen verschont bleiben.
In höchster Finanznot will Schumacher jetzt auch das modernste seiner Werke in Dresden deutlich kürzer halten. Die Kapazitäten für die Produktion der neuen Technologie sollen aus Kostengründen langsamer als geplant hochgefahren werden.
Das könnte sich, so meinen Analysten, bitter rächen, wenn die Nachfrage nach Chips eines Tages wieder anzieht.
Doch ob Infineon bis dahin noch ein Unternehmen auf dem Weg in die Selbständigkeit ist, wird in der Branche mittlerweile bezweifelt. Beim derzeitigen Schnäppchen-Kurs - der Börsenwert ist auf unter neun Milliarden Euro geschrumpft - könnte der deutsche Chiphersteller manchem Konkurrenten, der in der vergangenen Boomphase Reserven anhäufen konnte, durchaus attraktiv erscheinen.
Die Mehrheit am Münchner Hightech-Unternehmen Infineon, 51 Prozent, hält noch immer der Siemens-Konzern. Und dessen Chef Heinrich von Pierer macht seit längerem schon keinen Hehl daraus, dass er die ungeliebte Tochtergesellschaft lieber heute als morgen loswerden würde.
Die Alternative zu einem Verkauf ist für den Siemens-Chef wenig erstrebenswert. Bevor Infineon nämlich tatsächlich - wie von der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie prognostiziert - zahlungsunfähig würde, müsste Siemens die Firma mit einer Kapitalspritze versorgen.
Pierer wäre dann von seinem Ziel, aus dem zyklischen Chipgeschäft auszusteigen, wieder weit entfernt.