Tokio, 07. Sep - Die japanische Wirtschaft ist im zweiten Quartal geschrumpft, allerdings etwas weniger als von Analysten erwartet. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes sei im Zeitraum von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent gesunken, teilte die japanische Regierung am Freitag mit. Dies entspreche auf das Jahr hochgerechnet einem Rückgang des BIP von 3,2 Prozent. Analysten hatten mit einem Minus von 0,9 Prozent im Quartalsvergleich gerechnet, nachdem das BIP im ersten Quartal im Vergleich zu den letzten drei Monaten 2000 mit 0,1 Prozent gewachsen war. Kurz nach Bekanntgabe der Daten kündigte Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi einen Sonderhaushalt an, um die Wirtschaft wieder zu beleben und um mit der ansteigenden Arbeitslosigkeit fertig zu werden. "Wir werden Schritte einleiten, um die Strukturreformen zu unterstützen, während wir die Wirtschaftsprobleme genau beobachten. Ich würde der japanischen Bevölkerung gerne zeigen, dass ein sanftes Vorantreiben der Strukturreformen mithilft, die Wirtschaft wieder zu beleben", sagte Koizumi. Der Sonderhaushalt werde sich daher nicht wie bisherige Sonderbudgets auf zusätzliche Ausgaben für den öffentlichen Sektor konzentrieren. Die hohen Ausgaben im öffentlichen Sektor sind einer der Gründe, warum Japan mit 5,5 Billionen Dollar (knapp 130 Prozent vom BIP) die höchste Staatsverschuldung unter den großen Industriestaaten hat. Der Rückgang des BIP war der erste seit drei Quartalen. Die privaten Investitionen sanken im zweiten Quartal um 2,8 Prozent, so viel wie seit dem letzten Vierteljahr 1998 nicht mehr. Unerwartet stieg dagegen der private Verbrauch um 0,5 Prozent. "Die überraschendste Teil war der positive Wert beim privaten Verbrauch. Wir hatten mit einem starken Schrumpfen in allen privaten Bereichen gerechnet", sagte Ron Leven, Analyst von Lehman Brothers. Einige Analysten erwarten nun auch für das laufende dritte Quartal eine weiter kontrahierende Wirtschaft in Japan. "Nach vorne blickend besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir für Juli bis September nach den schwachen Außenhandelszahlen im Juli und der anhaltenden Verlangsamung der Produktion zu urteilen wieder eine negative Wachstumsrate bekommen", sagte Tetsuro Sawano, Volkswirt bei Tokyo Mitsubishi Securities. Sollte die japanische Wirtschaft im laufenden Quartal erneut schrumpfen, wäre damit die klassische Definition einer Rezession erfüllt.