Playboy»-Interview könnte Börsengang von Google gefährden
13. Aug 09:12, ergänzt 16:01
Ein Interview des «Playboy» mit den Gründern von Google könnte zu einer Verschiebung des Börsengangs führen. Die US-Börsenaufsicht ist eingeschaltet - noch aber läuft alles nach Plan.
Die Gründer von Google waren offenbar von einer Interview-Anfrage des amerikanischen Männermagazins «Playboy» so fasziniert, dass sie die Gesetzeslage für einen Börsengang in den USA völlig vergessen haben. Sie haben das Interview gegeben – immerhin ist es sieben Seiten lang – und dabei außer Acht gelassen, dass es im Vorfeld eines Börsengangs eine so genannte Schweigeperiode gibt, in der sich die Unternehmensvertreter nicht zur Konzernentwicklung oder anderen Dingen in Zusammenhang mit dem IPO äußern dürfen.
Wie das «Wall Street Journal» (WSJ) am Freitag auf seiner Online-Seite berichtet, hat die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) das Interview bereits untersucht. Bisher sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, ob es gegen die Regeln der Schweigeperiode verstößt oder nicht.
Sollte die SEC eine Verletzung feststellen, sei auch noch völlig unklar, welche Folgen das für Google habe, zitierte die Zeitung aus Kreisen der Börsenaufsicht. Eine Verschiebung des Börsengangs, um zu klären, ob ein Verstoß vorliegt, sei nicht auszuschließen, sagte ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter der SEC laut «WSJ».
Im Interview äußern sich die Gründer nicht zur Entwicklung des Unternehmens oder zu finanziellen Einzelheiten. Unter anderem würden sie über die Unternehmenskultur von Google und den geplanten Emaildienst «Gmail» sprechen, so die Zeitung. Knackpunkt ist bei der Untersuchung der SEC aber auch nicht, ob Unternehmensinterna bekannt wurden, sondern ob das Interview zum Ziel hatte, den Börsengang zu bewerben. Google hat das Interview als mögliches Risiko für eine Verschiebung des Börsengangs bei der SEC eingereicht.
Länge der Schweigeperiode nicht definiert
Experte sieht wenig Kurspotenzial bei Google
Das Interview wurde am 22. April geführt – also wenige Tage, bevor Google seinen Gang an die Börsen bei der SEC angemeldete. Erschienen ist es aber erst jetzt in der September-Ausgabe des «Playboy», die seit Freitag in den USA zum Verkauf ausliegt. Larry Page, einer der Google-Gründer, äußert sich darin unter anderem zu der Frage, wie die Unternehmenskultur und die lockere Atmosphäre innerhalb des Unternehmens auch nach dem Börsengang erhalten bleiben kann.
Zudem versucht er sich von den anderen – mittlerweile oft Pleite gegangenen - Internet-Hoffnungen zu distanzieren. «Viele dieser Unternehmen existierten nur weniger als ein bis zwei Jahre, bevor sie an die Börse gebracht wurden. Uns gibt es schon seit fünf Jahren.» Google besitze mehr als 150.000 Berater und ein Menge Vertriebsmitarbeiter. Millionen würden Google nutzen. «Das ist eine völlig andere Sache», zitiert das «WSJ» aus dem Playboy-Interview.
Die Länge der so genannten Schweigeperiode ist nicht exakt definiert. Nach Meinung von Experten gehört aber auch die Phase, in welcher der Börsengang vorbereitet und noch nicht öffentlich angekündigt wurde, dazu.
Das Google-Interview bei der SEC im "Appendix B"
Noch geht bei Google aber alles nach Plan: Nur wenige Stunden nachdem das Interview veröffentlicht wurde, gab die Internet-Suchmaschine bekannt, wann die Auktion für den Börsengang beginnt. Das Verfahren startet demnach am Freitag um 9.00 Uhr deutscher Zeit. Ausländer dürfen aber an der Versteigerung nur in Ausnahmefällen teilnehmen.
Die Frist für die Registrierung der Interessenten und Offerten war am Donnerstag abgelaufen. Der Emissionspreis werde in der kommenden Woche bekannt gegeben. Die Preisspannne für die Aktien, die Google selbst bei der SEC angegeben hat, liegt bei 108 bis 135 Dollar.
Interessierte Investoren sehen bisher in dem Interview aber noch keinen Grund, nicht für die Aktien zu bieten. Darauf habe es keinen Einfluss, zitiert die Zeitung einen Fondsmanager. Das Interview sei aber ein Zeichen für die mangelnde «Aufsicht von Erwachsenen» bei Google. (nz)
13. Aug 09:12, ergänzt 16:01
Ein Interview des «Playboy» mit den Gründern von Google könnte zu einer Verschiebung des Börsengangs führen. Die US-Börsenaufsicht ist eingeschaltet - noch aber läuft alles nach Plan.
Die Gründer von Google waren offenbar von einer Interview-Anfrage des amerikanischen Männermagazins «Playboy» so fasziniert, dass sie die Gesetzeslage für einen Börsengang in den USA völlig vergessen haben. Sie haben das Interview gegeben – immerhin ist es sieben Seiten lang – und dabei außer Acht gelassen, dass es im Vorfeld eines Börsengangs eine so genannte Schweigeperiode gibt, in der sich die Unternehmensvertreter nicht zur Konzernentwicklung oder anderen Dingen in Zusammenhang mit dem IPO äußern dürfen.
Wie das «Wall Street Journal» (WSJ) am Freitag auf seiner Online-Seite berichtet, hat die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) das Interview bereits untersucht. Bisher sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, ob es gegen die Regeln der Schweigeperiode verstößt oder nicht.
Sollte die SEC eine Verletzung feststellen, sei auch noch völlig unklar, welche Folgen das für Google habe, zitierte die Zeitung aus Kreisen der Börsenaufsicht. Eine Verschiebung des Börsengangs, um zu klären, ob ein Verstoß vorliegt, sei nicht auszuschließen, sagte ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter der SEC laut «WSJ».
Im Interview äußern sich die Gründer nicht zur Entwicklung des Unternehmens oder zu finanziellen Einzelheiten. Unter anderem würden sie über die Unternehmenskultur von Google und den geplanten Emaildienst «Gmail» sprechen, so die Zeitung. Knackpunkt ist bei der Untersuchung der SEC aber auch nicht, ob Unternehmensinterna bekannt wurden, sondern ob das Interview zum Ziel hatte, den Börsengang zu bewerben. Google hat das Interview als mögliches Risiko für eine Verschiebung des Börsengangs bei der SEC eingereicht.
Länge der Schweigeperiode nicht definiert
Experte sieht wenig Kurspotenzial bei Google
Das Interview wurde am 22. April geführt – also wenige Tage, bevor Google seinen Gang an die Börsen bei der SEC angemeldete. Erschienen ist es aber erst jetzt in der September-Ausgabe des «Playboy», die seit Freitag in den USA zum Verkauf ausliegt. Larry Page, einer der Google-Gründer, äußert sich darin unter anderem zu der Frage, wie die Unternehmenskultur und die lockere Atmosphäre innerhalb des Unternehmens auch nach dem Börsengang erhalten bleiben kann.
Zudem versucht er sich von den anderen – mittlerweile oft Pleite gegangenen - Internet-Hoffnungen zu distanzieren. «Viele dieser Unternehmen existierten nur weniger als ein bis zwei Jahre, bevor sie an die Börse gebracht wurden. Uns gibt es schon seit fünf Jahren.» Google besitze mehr als 150.000 Berater und ein Menge Vertriebsmitarbeiter. Millionen würden Google nutzen. «Das ist eine völlig andere Sache», zitiert das «WSJ» aus dem Playboy-Interview.
Die Länge der so genannten Schweigeperiode ist nicht exakt definiert. Nach Meinung von Experten gehört aber auch die Phase, in welcher der Börsengang vorbereitet und noch nicht öffentlich angekündigt wurde, dazu.
Das Google-Interview bei der SEC im "Appendix B"
Noch geht bei Google aber alles nach Plan: Nur wenige Stunden nachdem das Interview veröffentlicht wurde, gab die Internet-Suchmaschine bekannt, wann die Auktion für den Börsengang beginnt. Das Verfahren startet demnach am Freitag um 9.00 Uhr deutscher Zeit. Ausländer dürfen aber an der Versteigerung nur in Ausnahmefällen teilnehmen.
Die Frist für die Registrierung der Interessenten und Offerten war am Donnerstag abgelaufen. Der Emissionspreis werde in der kommenden Woche bekannt gegeben. Die Preisspannne für die Aktien, die Google selbst bei der SEC angegeben hat, liegt bei 108 bis 135 Dollar.
Interessierte Investoren sehen bisher in dem Interview aber noch keinen Grund, nicht für die Aktien zu bieten. Darauf habe es keinen Einfluss, zitiert die Zeitung einen Fondsmanager. Das Interview sei aber ein Zeichen für die mangelnde «Aufsicht von Erwachsenen» bei Google. (nz)