Intershop trennt sich von Mitgründer Wilfried Beeck
Von Joachim Zepelin, Hamburg
Der angeschlagene deutsche Software-Hersteller Intershop hat sich am vergangenen Freitag überraschend von seinem Chief Operating Officer Wilfried Beeck getrennt. Er wird selbst zum Opfer der Sparpolitik des Unternehmens.
Beeck, der 1992 gemeinsam mit dem jetzigen Intershop-Chef Stephan Schambach schon den Vorläufer NetConsult gegründet hatte, war seit dem vergangenem Frühjahr für das gesamte operative Geschäft beim angeschlagenen Spezialisten für E-Commerce-Software verantwortlich. Die wichtigste Aufgabe des 41-Jährigen war es, die steil gestiegenen Kosten unter Kontrolle zu bringen.
"Wir wollen die Organisation schlanker machen, es ist besser, wenn nur einer das Unternehmen führt", erläuterte Beeck der FTD die Gründe für seinen Abschied. Im vergangenen Jahr habe er sich um die Kosten und Schambach im Hintergrund um neue Produkte gekümmert. Nun werde Schambach die Führung allein übernehmen. Die Entscheidung sei ohne internen Streit in Absprache mit dem Aufsichtsrat gefallen.
Außer Beeck muss auch Europa-Chef Michael Tsifidaris gehen. Dessen Position wird teilweise durch Bernhard Marbach ersetzt, der nach einer einjährigen Pause aus gesundheitlichen Gründen nun als Vertriebschef für Europa zum zweiten Mal bei Intershop anfängt. "Wir brauchen keinen eigenen Firmenpräsidenten für Europa mehr, nachdem Stephan Schambach aus Amerika nach Jena zurückgekehrt ist", so Beeck. "Wir haben es heute mit einer anderen Realität als vor einem Jahr zu tun." Ansonsten bleibe das Management des Softwarehauses intakt.
Quartalsbilanz am Dienstag
Näher wollte Beeck sich vorerst nicht zu Veränderungen äußern. Das sei erst zusammen mit der für Dienstag geplanten Veröffentlichung der Quartalsbilanz für die drei letzten Monate des vergangenen Jahres geplant. Intershop sei schon am Freitag mit einer Vorabmeldung herausgekommen, weil den Beschäftigten am Wochenende bei einem Workshop in Jena die neuen Management-Strukturen bekannt gegeben worden seien. "Wir haben schlechte Erfahrungen mit Indiskretionen", so Beeck.
Der scheidende Intershop-Mitgründer will seinen und den Abgang des Europa-Chefs nicht als Indiz für ein schlechtes Quartalsergebnis oder eine gescheiterte neue Geschäftsstrategie interpretiert wissen. Beeck hatte im vergangenen Jahr die zuvor rasant und ohne Rücksicht auf die Kosten zur Firmenzentrale ausgebaute amerikanische Dependance in San Francisco auf einen Bruchteil ihrer früheren Größe verkleinert und zu einem Verkaufsbüro degradiert. Laut offizieller Strategie will Intershop seine Programme seitdem vor allem in Europa absetzen, wo Großkunden wie etwa die Deutsche Telekom oder Hewlett-Packard zu den Vorzeigekunden gehören.
Investoren enttäuscht
Doch das in Jena ansässige Unternehmen enttäuscht weiterhin regelmäßig die Investoren. Immer wieder müssen die Programmierer ihre eigenen Prognosen nach unten korrigieren. Bis vor vier Monaten war Intershop noch davon ausgegangen, im vierten Quartal die Gewinnschwelle zu überschreiten. Die Entlassung von einem Viertel der 1100 Beschäftigten und anziehende Nachfrage sollten endlich wieder für positive Zahlen sorgen.
Anfang November hieß es dann aber, man werde im vierten Quartal nicht mehr als ein Umsatzplus erreichen. Kurz vor Weihnachten wurde auch dieses Ziel aufgegeben. Statt 14,7 Mio. Euro wie im dritten Quartal hat Intershop laut dieser letzten Prognose nur noch 12 bis 13 Mio. Euro eingenommen und einen Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 8 bis 9 Mio. Euro eingefahren. Gleichzeitig rechnet Intershop nun auch für 2002 mit weiter sinkenden Einnahmen. Immerhin hofft das Unternehmen, nach zwei mageren ersten Quartalen in der zweiten Jahreshälfte wieder Gewinn zu erwirtschaften.
Analysten sorgen sich zunehmend um den Kassenbestand bei Intershop, dessen Aktienkurs bei 1,51 Euro um knapp 99 Prozent unter dem historischen Höchstwert von über 130 Euro liegt. Ende des dritten Quartals gab das Unternehmen seine liquiden mittel noch mit 45,2 Mio. Euro an, inzwischen sollen es knapp 37 Mio. Euro sein.
Wilfried Beeck hat über seine persönliche Zukunft noch keine Entscheidung getroffen. In den kommenden Monaten will er noch Termine für Intershop wahrnehmen. Auch danach werde dem Unternehmen verbunden bleiben. "Ich bin schließlich nach Stephan Schambach der zweitgrößte Aktionär."
FTD
Von Joachim Zepelin, Hamburg
Der angeschlagene deutsche Software-Hersteller Intershop hat sich am vergangenen Freitag überraschend von seinem Chief Operating Officer Wilfried Beeck getrennt. Er wird selbst zum Opfer der Sparpolitik des Unternehmens.
Beeck, der 1992 gemeinsam mit dem jetzigen Intershop-Chef Stephan Schambach schon den Vorläufer NetConsult gegründet hatte, war seit dem vergangenem Frühjahr für das gesamte operative Geschäft beim angeschlagenen Spezialisten für E-Commerce-Software verantwortlich. Die wichtigste Aufgabe des 41-Jährigen war es, die steil gestiegenen Kosten unter Kontrolle zu bringen.
"Wir wollen die Organisation schlanker machen, es ist besser, wenn nur einer das Unternehmen führt", erläuterte Beeck der FTD die Gründe für seinen Abschied. Im vergangenen Jahr habe er sich um die Kosten und Schambach im Hintergrund um neue Produkte gekümmert. Nun werde Schambach die Führung allein übernehmen. Die Entscheidung sei ohne internen Streit in Absprache mit dem Aufsichtsrat gefallen.
Außer Beeck muss auch Europa-Chef Michael Tsifidaris gehen. Dessen Position wird teilweise durch Bernhard Marbach ersetzt, der nach einer einjährigen Pause aus gesundheitlichen Gründen nun als Vertriebschef für Europa zum zweiten Mal bei Intershop anfängt. "Wir brauchen keinen eigenen Firmenpräsidenten für Europa mehr, nachdem Stephan Schambach aus Amerika nach Jena zurückgekehrt ist", so Beeck. "Wir haben es heute mit einer anderen Realität als vor einem Jahr zu tun." Ansonsten bleibe das Management des Softwarehauses intakt.
Quartalsbilanz am Dienstag
Näher wollte Beeck sich vorerst nicht zu Veränderungen äußern. Das sei erst zusammen mit der für Dienstag geplanten Veröffentlichung der Quartalsbilanz für die drei letzten Monate des vergangenen Jahres geplant. Intershop sei schon am Freitag mit einer Vorabmeldung herausgekommen, weil den Beschäftigten am Wochenende bei einem Workshop in Jena die neuen Management-Strukturen bekannt gegeben worden seien. "Wir haben schlechte Erfahrungen mit Indiskretionen", so Beeck.
Der scheidende Intershop-Mitgründer will seinen und den Abgang des Europa-Chefs nicht als Indiz für ein schlechtes Quartalsergebnis oder eine gescheiterte neue Geschäftsstrategie interpretiert wissen. Beeck hatte im vergangenen Jahr die zuvor rasant und ohne Rücksicht auf die Kosten zur Firmenzentrale ausgebaute amerikanische Dependance in San Francisco auf einen Bruchteil ihrer früheren Größe verkleinert und zu einem Verkaufsbüro degradiert. Laut offizieller Strategie will Intershop seine Programme seitdem vor allem in Europa absetzen, wo Großkunden wie etwa die Deutsche Telekom oder Hewlett-Packard zu den Vorzeigekunden gehören.
Investoren enttäuscht
Doch das in Jena ansässige Unternehmen enttäuscht weiterhin regelmäßig die Investoren. Immer wieder müssen die Programmierer ihre eigenen Prognosen nach unten korrigieren. Bis vor vier Monaten war Intershop noch davon ausgegangen, im vierten Quartal die Gewinnschwelle zu überschreiten. Die Entlassung von einem Viertel der 1100 Beschäftigten und anziehende Nachfrage sollten endlich wieder für positive Zahlen sorgen.
Anfang November hieß es dann aber, man werde im vierten Quartal nicht mehr als ein Umsatzplus erreichen. Kurz vor Weihnachten wurde auch dieses Ziel aufgegeben. Statt 14,7 Mio. Euro wie im dritten Quartal hat Intershop laut dieser letzten Prognose nur noch 12 bis 13 Mio. Euro eingenommen und einen Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 8 bis 9 Mio. Euro eingefahren. Gleichzeitig rechnet Intershop nun auch für 2002 mit weiter sinkenden Einnahmen. Immerhin hofft das Unternehmen, nach zwei mageren ersten Quartalen in der zweiten Jahreshälfte wieder Gewinn zu erwirtschaften.
Analysten sorgen sich zunehmend um den Kassenbestand bei Intershop, dessen Aktienkurs bei 1,51 Euro um knapp 99 Prozent unter dem historischen Höchstwert von über 130 Euro liegt. Ende des dritten Quartals gab das Unternehmen seine liquiden mittel noch mit 45,2 Mio. Euro an, inzwischen sollen es knapp 37 Mio. Euro sein.
Wilfried Beeck hat über seine persönliche Zukunft noch keine Entscheidung getroffen. In den kommenden Monaten will er noch Termine für Intershop wahrnehmen. Auch danach werde dem Unternehmen verbunden bleiben. "Ich bin schließlich nach Stephan Schambach der zweitgrößte Aktionär."
FTD