Internet-Aktionäre bekommen Frühlingsgefühle
Anleger entdecken deutsche Online-Aktien wieder - Solides Wachstum statt Euphorie - Weitere Kurschancen
von Daniel Eckert
Berlin - Vom Eise befreit sind nicht nur Strom und Bäche, vom Eise befreit sind in diesem Frühjahr auch Internet-Werte an der deutschen Börse. Nach dem Platzen der Neuen-Markt-Blase im Jahr 2000 waren viele der übrig gebliebenen Aktien zunächst in eine regelrechte Kältestarre verfallen. Doch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begannen sie langsam wieder aufzutauen. Seither konnten sie in einem schwierigen Marktumfeld teilweise beachtlich zulegen und die Dividendenscheine anderer Branchen abhängen.
Allein seit Anfang des Jahres verteuerten sich zum Beispiel Web.de um ein Fünftel und United Internet um knapp die Hälfte. Feenet.de verdreifachte seinen Wert sogar. Der Dax ging im gleichen Zeitraum um 17 Prozent in die Knie. "Der jetzige Anstieg hat mit dem früheren Hype nicht mehr viel zu tun", sagt Klaus Baumann, Stratege bei SES-Research. Der Analyst spielt damit auf den Umstand an, dass sich viele Internet-Gesellschaften mittlerweile als solide Mittelständler mit gesunden Wachstumszielen verstehen. Paradebeispiel für die neue Solidität, die nichts mehr mit der Online-Euphorie der späten 90er Jahre zu tun hat, ist der in Montabaur ansässige Provider United Internet.
"Bei uns sorgt schon die Lage des Firmensitzes dafür, dass wir nicht abheben", betont Vorstandschef Ralph Dommermuth. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen Umsatz- und Gewinnprognosen immer wieder übertreffen. Insgesamt lief das Geschäft 2002 so gut, dass das Unternehmen dieses Jahr erstmals 50 Cent Dividende ausschütten will.
Die Börsianer fanden das Konzept von Dommermuth überzeugend und bezahlen mit knapp zehn Euro mittlerweile fast doppelt so viel für die Aktie wie vor Jahresfrist. Bis 2008 will das Unternehmen 2,9 Millionen neue Kundenverträge gewinnen. Sollten sich die Wachstumsziele erreichen lassen, dürfte das Kurspotenzial der Aktie lange noch nicht ausgereizt sein. Folglich empfehlen acht von zwölf Analysten die Aktie zum Kauf.
Ein weiterer Börsenliebling der vergangenen Monate ist Freenet.de. Nach der Übernahme des Telefon-Festnetzes von der angeschlagenen Muttergesellschaft Mobilcom konnte der Aktienkurs bereits stark zulegen. Dennoch halten viele Analysten den Wert weiterhin für einen Kauf. "Durch die Festnetzübernahme erschließen sich für Freenet.de völlig neue Umsatz- und Gewinndimensionen", ist sich Oliver Maslowski, Stratege bei der Bank Vontobel, sicher. Im Vergleich mit den europäischen Wettbewerbern sei das Unternehmen trotz des enormen Kursanstiegs noch immer um bis zu 50 Prozent unterbewertet. Zusätzlich Impulse könnte zudem ein Einzug in den Technologie-Index TecDax bringen, die Maslowski für "sehr wahrscheinlich" hält.
Bereits im TecDax vertreten ist die Aktie des Internet-Portals Web.de. Auch sie hat in den zurückliegenden Monaten einen mächtigen Satz nach oben gemacht. Der große Aufschwung könnte allerdings noch bevorstehen. Denn 2003 will das Karlsruher Unternehmen zum ersten Mal in der Firmengeschichte schwarze Zahlen schreiben.
Kellerkind der Internet-Werte waren bislang die Aktien der Telekom-Tochter T-Online. Für das TecDax-Schwergewicht spricht die starke Stellung in Europa, wo die Telekom-Tochter Marktführerin ist, und ihre Vorreiterrolle bei der zukunftsweisenden Breitband-Technik. Dennoch sind die Anleger mit der Aktie noch nicht richtig warm geworden. Und das geht auch vielen Analysten so. "Eigentlich wäre ein Kurs von über sieben Euro angemessen", meint Klaus Baumann. Doch glaubt er nicht, dass dieser in nächster Zeit zu erreichen ist.
Belastend wirkt derzeit die Konjunkturflaute, die viele Firmen davon abhält, im Internet zu werben und damit die Einnahmen vermindert. T-Online hat aber noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wie ein Damoklesschwert schwebt die Gefahr über der Aktie, die Telekom könne weitere T-Online-Pakete abstoßen, um ihren immensen Schuldenberg zu reduzieren. Dies würde den Kurs nachhaltig drücken. Solange hier keine Klarheit herrscht, wird T-Online wohl noch brauchen, bis sie vom Eise befreit ist.
Anleger entdecken deutsche Online-Aktien wieder - Solides Wachstum statt Euphorie - Weitere Kurschancen
von Daniel Eckert
Berlin - Vom Eise befreit sind nicht nur Strom und Bäche, vom Eise befreit sind in diesem Frühjahr auch Internet-Werte an der deutschen Börse. Nach dem Platzen der Neuen-Markt-Blase im Jahr 2000 waren viele der übrig gebliebenen Aktien zunächst in eine regelrechte Kältestarre verfallen. Doch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begannen sie langsam wieder aufzutauen. Seither konnten sie in einem schwierigen Marktumfeld teilweise beachtlich zulegen und die Dividendenscheine anderer Branchen abhängen.
Allein seit Anfang des Jahres verteuerten sich zum Beispiel Web.de um ein Fünftel und United Internet um knapp die Hälfte. Feenet.de verdreifachte seinen Wert sogar. Der Dax ging im gleichen Zeitraum um 17 Prozent in die Knie. "Der jetzige Anstieg hat mit dem früheren Hype nicht mehr viel zu tun", sagt Klaus Baumann, Stratege bei SES-Research. Der Analyst spielt damit auf den Umstand an, dass sich viele Internet-Gesellschaften mittlerweile als solide Mittelständler mit gesunden Wachstumszielen verstehen. Paradebeispiel für die neue Solidität, die nichts mehr mit der Online-Euphorie der späten 90er Jahre zu tun hat, ist der in Montabaur ansässige Provider United Internet.
"Bei uns sorgt schon die Lage des Firmensitzes dafür, dass wir nicht abheben", betont Vorstandschef Ralph Dommermuth. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen Umsatz- und Gewinnprognosen immer wieder übertreffen. Insgesamt lief das Geschäft 2002 so gut, dass das Unternehmen dieses Jahr erstmals 50 Cent Dividende ausschütten will.
Die Börsianer fanden das Konzept von Dommermuth überzeugend und bezahlen mit knapp zehn Euro mittlerweile fast doppelt so viel für die Aktie wie vor Jahresfrist. Bis 2008 will das Unternehmen 2,9 Millionen neue Kundenverträge gewinnen. Sollten sich die Wachstumsziele erreichen lassen, dürfte das Kurspotenzial der Aktie lange noch nicht ausgereizt sein. Folglich empfehlen acht von zwölf Analysten die Aktie zum Kauf.
Ein weiterer Börsenliebling der vergangenen Monate ist Freenet.de. Nach der Übernahme des Telefon-Festnetzes von der angeschlagenen Muttergesellschaft Mobilcom konnte der Aktienkurs bereits stark zulegen. Dennoch halten viele Analysten den Wert weiterhin für einen Kauf. "Durch die Festnetzübernahme erschließen sich für Freenet.de völlig neue Umsatz- und Gewinndimensionen", ist sich Oliver Maslowski, Stratege bei der Bank Vontobel, sicher. Im Vergleich mit den europäischen Wettbewerbern sei das Unternehmen trotz des enormen Kursanstiegs noch immer um bis zu 50 Prozent unterbewertet. Zusätzlich Impulse könnte zudem ein Einzug in den Technologie-Index TecDax bringen, die Maslowski für "sehr wahrscheinlich" hält.
Bereits im TecDax vertreten ist die Aktie des Internet-Portals Web.de. Auch sie hat in den zurückliegenden Monaten einen mächtigen Satz nach oben gemacht. Der große Aufschwung könnte allerdings noch bevorstehen. Denn 2003 will das Karlsruher Unternehmen zum ersten Mal in der Firmengeschichte schwarze Zahlen schreiben.
Kellerkind der Internet-Werte waren bislang die Aktien der Telekom-Tochter T-Online. Für das TecDax-Schwergewicht spricht die starke Stellung in Europa, wo die Telekom-Tochter Marktführerin ist, und ihre Vorreiterrolle bei der zukunftsweisenden Breitband-Technik. Dennoch sind die Anleger mit der Aktie noch nicht richtig warm geworden. Und das geht auch vielen Analysten so. "Eigentlich wäre ein Kurs von über sieben Euro angemessen", meint Klaus Baumann. Doch glaubt er nicht, dass dieser in nächster Zeit zu erreichen ist.
Belastend wirkt derzeit die Konjunkturflaute, die viele Firmen davon abhält, im Internet zu werben und damit die Einnahmen vermindert. T-Online hat aber noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Wie ein Damoklesschwert schwebt die Gefahr über der Aktie, die Telekom könne weitere T-Online-Pakete abstoßen, um ihren immensen Schuldenberg zu reduzieren. Dies würde den Kurs nachhaltig drücken. Solange hier keine Klarheit herrscht, wird T-Online wohl noch brauchen, bis sie vom Eise befreit ist.