Intel: Prinzip Hoffnung
(gatrixx) Der US-Halbleiter-Gigant Intel sieht Anzeichen einer Stabilisierung im Chip-Geschäft. Die Nachfrage soll in der zweiten Jahreshälfte spürbar ansteigen, heißt es. Unterstützung erfährt die Vorhersage von Seiten der Semiconductor Industry Association (SIA). Der Verband der US-Halbleiter-Hersteller erwartet für 2002 ein weltweites Marktwachstum von 25 Prozent.
Intel gab erstmalig einen Geschäftseinblick nach Ablauf der ersten Quartalshälfte. Dabei bestätigte das im Kalifornischen Santa Clara ansässige Unternehmen im wesentlichen seine frühren Vorhersagen. Der Umsatz des zweiten Quartals soll innerhalb der vorherigen Prognosen und dabei leicht unter dem Mittelwert der am 17. April genannten Spanne zwischen 6,2 und 6,8 Milliarden US-Dollar liegen. Im Vergleich zum Vorjahr würde dies einen 20-prozentigen Umsatzrückgang bedeuten.
Die Zahlen liegen im Rahmen der Wall-Street-Schätzungen. Laut Thomson Financial/First Call sehen die Analysten den Intel-Umsatz im Durchschnitt bei 6,3 Milliarden Dollar. Der Gewinn wurde auf 11 Cents je Aktie geschätzt.
Intel teilte ferner mit, dass man im Bereich Mikroprozessoren Anzeichen einer Stabilisierung sehe. Das Unternehmen erwarte nach wie vor ein saisonal stärkeres zweites Halbjahr, heißt es. Der Chip-Gigant erwirtschaftet 80 Prozent seiner Umsätze mit Chips für Personalcomputer. Probleme bereite aber immer noch der Bereich Kommunikation. Niemand wisse hier wirklich, wie es weitergeht, sagte Intel-Finanzvorstand Andy Bryant. Die Talsohle für Chips, die in Handys, Internet-Routern und ADSL-Modems eingesetzt werden, sei noch nicht abzusehen, ergänzte er.
Zu früh gefreut?
Einige Analysten sehen in der Intel-Mitteilung ein weiteres Zeichen für eine baldige Erholung im Technologiebereich. "Dies ist der Beginn einer Besserung", sagte Terry Ragsdale von der Investmentbank Goldman Sachs. Zuvor hatte bereits der neueste SIA-Report für steigende Hoffnung gesorgt. Der Verband veröffentlichte seine Halbjahresprognose, wonach eine Erholung des Halbleitermarktes für die zweite Hälfte dieses Jahres erwartet wird. Im darauffolgenden Jahr soll das Wachstum mit 20,5 Prozent den Wert von 2000 erreichen.
Und dennoch: Es scheint Vorsicht angebracht. Zwei Großkunden von Intel, Sun Microsystems und Hewlett-Packard, haben erst kürzlich von einem anhaltend schwachen Geschäft gesprochen und vor neuen Problemen in Asien gewarnt. Diese beiden Unternehmen liegen im Technologiezyklus vor Intel. Erst wenn die Computerhersteller ein spürbares Anziehen ihrer Geschäfte melden, wird auch die Nachfrage bei Halbleiterproduzenten wie Intel steigen.
Woher in der nächsten Zeit eine steigende Nachfrage nach Computern kommen soll, ist nicht erkennbar. Die gewaltigen Investitionen in die Internettechnologie und der Start-Up-Boom der vergangenen Jahre sind vorerst vorbei und neue Abnehmer nicht in Sicht.
Eine ähnliche Sicht der Dinge haben die Analysten von U.S. Bancorp Piper Jaffray. Intel habe bereits für das erste Quartal die Talsohle angekündigt, dann für das zweite. Möglicherweise würde man im dritten Quartal das gleiche noch einmal hören, gaben sie zu bedenken. (sts)
08.06. - 12:15 Uhr