Folgen des Insolvenzverfahrens
Qimonda-Pleite trifft Infineon
Durch die Notlage der Tochter drohen dem tief in der Verlustzone steckenden Münchner Halbleiterkonzern Infineon weitere Millionen-Belastungen. Nach dem Pleite-Schock werden die Qimonda-Mitarbeiter in den nächsten Tagen erfahren, wie es weitergeht.
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Diesen Artikel jetzt anhören Über das weitere Insolvenzverfahren sollen die Mitarbeiter des zahlungsunfähigen Chipherstellers Qimonda an diesem Dienstag auf einer Betriebsversammlung informiert werden. Es solle wieder Ruhe in die Belegschaft gebracht werden, sagte der Sprecher von Insolvenzverwalter Michael Jaffé.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" soll zudem an diesem Montag mit der Arbeitsagentur über die Gründung einer Auffanggesellschaft für entlassene Mitarbeiter beraten werden. Die Infineon-Tochter Qimonda mit deutschlandweit 4600 Mitarbeitern in Dresden und München und weltweit 12.000 Beschäftigten hatte vergangenen Freitag Insolvenz angemeldet.
Der Insolvenzverwalter Jaffé verschafft sich seinem Sprecher zufolge derzeit einen Überblick. Davon hänge ab, wie das Unternehmen restrukturiert und die Produktion weitergeführt werden könne. Dazu wolle er spätestens in drei Monaten ein Konzept vorlegen. In der kommenden Woche seien auch Gespräche mit der sächsischen Regierung geplant. Priorität habe jetzt die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter sowie die Fortführung der Produktion.
Kursinformationen + Charts
INFINEON TECHNOLOGIES AG NAMENS-AKTIEN O.N. QIMONDA AG NAMENS-AKT. (SPONS. ADRS) O.N.
0,68 EUR -4,90 % [-0,04]
1T 5T 1M 3M 6M 1J 5J
INFINEON TECHN.. 0,68 EUR -4,90 %
QIMONDA AG NAM.. 0,09 EUR -57,42 %
Die Qimonda-Pleite trifft auch Mutterkonzern Infineon. Durch die Notlage seines Ablegers drohen dem tief in der Verlustzone steckenden Münchner Halbleiterkonzern nach Informationen des Magazins "Spiegel" und der Deutschen Presse-Agentur dpa weitere Belastungen für Abfindungen, Kartellverfahren oder die Rückzahlung von öffentlichen Fördermitteln. "Die Belastungen treffen uns, sie sind aber nicht bedrohlich", sagte ein Infineon-Sprecher der dpa am Samstag.
Infineon werde Rückstellungen über einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag bilden, hatte das Unternehmen am Freitag mitgeteilt. Analysten schätzen die Schadenssumme auf bis zu 280 Mio. Euro. Vor allem durch die hohen Verlusten bei seiner Ex-Sparte Qimonda war das Eigenkapital des Konzerns im vergangenen Geschäftsjahr schon um mehr als die Hälfte auf nur noch knapp 2 Mrd. Euro geschrumpft.
Nach Angaben des Infineon-Sprechers muss das Unternehmen bis 2010 zudem zwei Anleihen von insgesamt knapp 700 Mio. Euro zurückzahlen. Zudem müssten Kredite in Höhe von rund 300 Mio. Euro verlängert werden. Das Infineon-Management will die Aktionäre des Dax-Unternehmens bei der Hauptversammlung am 12. Februar um eine Kapitalaufstockung bis zu 450 Mio. Euro zu bitten. Das dürfte nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Qimonda vorerst jedoch kaum möglich sein, so der "Spiegel". Die neuen Hiobsbotschaften hätten den Kurs der Infineon-Aktien in den vergangenen Tagen auf unter einen Euro - und damit deutlich unter den für die Kapitalerhöhung nötigen Wert von zwei Euro gedrückt.
Qimonda wies unterdessen Vorwürfe zurück, neue Geldforderungen von rund 300 Mio. Euro hätten eine Rettung belastet. "Wir haben von Anfang an mit offenen Karten gespielt", zitierte die "Welt am Sonntag" einen Manager des Konzerns. "Wir brauchten eine Bürgschaft über 200 Mio. Euro." Weitere 100 Mio.Euro hätten selbst organisiert werden können. Er glaube, dass die Insolvenz hätte vermieden werden können.
gruß scalper