SPIEGEL ONLINE - 25. März 2004, 16:56
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,292423,00.html
Überraschender Führungswechsel
Infineon-Chef Schumacher schmeißt hin
Ulrich Schumacher, der Vorstandschef des Münchner Chipherstellers Infineon, hat sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Gründe für den überhasteten Abgang wollte das Unternehmen nicht nennen, die Aktie brach ein.
Der Aufsichtsrat habe von seinem Recht Gebrauch gemacht, seinem Vorsitzenden, dem früheren BASF-Finanzvorstand Max Dietrich Kley, vorübergehend den Vorstandsvorsitz zu übertragen, teilte Infineon am Donnerstag in München mit. Zu den Gründen für den Rückzug Schumachers wollte sich ein Sprecher auf Anfrage nicht äußern.
Schumacher galt von jeher als einer der umstrittensten Manager eines deutschen Großkonzerns und hatte sich mehrfach mit der Arbeitnehmervertretung angelegt. So war sein Plan, jährlich einen gewissen Prozentsatz an leistungsschwachen Mitarbeitern, die keine Besserung zeigten, auszusondern, auf heftige Kritik gestoßen. Bundesweit hat der Hobbyrennfahrer zudem Aufsehen erregt, weil er aus steuerlichen Gründen eine Firmensitzverlagerung ins Ausland androhte. Branchenkreisen zufolge hatte dieses Vorgehen auch beim ehemaligen Mutterkonzern Siemens - nach wie vor Anteilseigner bei Infineon - Unmut erzeugt.
Schumacher war seit 1. April 1999 und damit seit Gründung der Infineon Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Seit März 2000 ist Infineon an der Börse notiert.
Schumacher tritt in einer Phase ab, in der Infineon nach einer langen Phase der Verluste wieder Gewinne schreiben konnte. Im Januar hatte Schumacher erklärt, alle Indikatoren zeigten, dass sich die Branche nun wieder in einer Aufschwungphase befinde. Analysten hatten allerdings bis zuletzt kritisiert, dass Infineon seine Abhängigkeit vom stark schwankungsanfälligen Geschäft mit Speicherchips bislang kaum reduzieren konnte.
An der Börse rutschte die Infineon-Aktie nach der Mitteilung auf 10,89 Euro ab. Sie lag damit gegen den Markttrend um 2,4 Prozent unter dem Vortagesschluss. Zuvor hatte der Kurs beim Tageshoch von 11,53 Euro deutlich im Plus tendiert. Händler sagten, der Markt sei von der überraschenden Nachricht verunsichert. "Das ist eine merkwürdige Aktion. Normalerweise macht man so etwas geordnet, vielleicht am Wochenende und mit einer Pressekonferenz, und stellt auch noch den Nachfolger vor. So hat das Ganze einen merkwürdigen Beigeschmack", sagte ein Händler.
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Überraschender Führungswechsel
Infineon-Chef Schumacher schmeißt hin
Ulrich Schumacher, der Vorstandschef des Münchner Chipherstellers Infineon, hat sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Gründe für den überhasteten Abgang wollte das Unternehmen nicht nennen, die Aktie brach ein.
Der Aufsichtsrat habe von seinem Recht Gebrauch gemacht, seinem Vorsitzenden, dem früheren BASF-Finanzvorstand Max Dietrich Kley, vorübergehend den Vorstandsvorsitz zu übertragen, teilte Infineon am Donnerstag in München mit. Zu den Gründen für den Rückzug Schumachers wollte sich ein Sprecher auf Anfrage nicht äußern.
Schumacher galt von jeher als einer der umstrittensten Manager eines deutschen Großkonzerns und hatte sich mehrfach mit der Arbeitnehmervertretung angelegt. So war sein Plan, jährlich einen gewissen Prozentsatz an leistungsschwachen Mitarbeitern, die keine Besserung zeigten, auszusondern, auf heftige Kritik gestoßen. Bundesweit hat der Hobbyrennfahrer zudem Aufsehen erregt, weil er aus steuerlichen Gründen eine Firmensitzverlagerung ins Ausland androhte. Branchenkreisen zufolge hatte dieses Vorgehen auch beim ehemaligen Mutterkonzern Siemens - nach wie vor Anteilseigner bei Infineon - Unmut erzeugt.
Schumacher war seit 1. April 1999 und damit seit Gründung der Infineon Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Seit März 2000 ist Infineon an der Börse notiert.
Schumacher tritt in einer Phase ab, in der Infineon nach einer langen Phase der Verluste wieder Gewinne schreiben konnte. Im Januar hatte Schumacher erklärt, alle Indikatoren zeigten, dass sich die Branche nun wieder in einer Aufschwungphase befinde. Analysten hatten allerdings bis zuletzt kritisiert, dass Infineon seine Abhängigkeit vom stark schwankungsanfälligen Geschäft mit Speicherchips bislang kaum reduzieren konnte.
An der Börse rutschte die Infineon-Aktie nach der Mitteilung auf 10,89 Euro ab. Sie lag damit gegen den Markttrend um 2,4 Prozent unter dem Vortagesschluss. Zuvor hatte der Kurs beim Tageshoch von 11,53 Euro deutlich im Plus tendiert. Händler sagten, der Markt sei von der überraschenden Nachricht verunsichert. "Das ist eine merkwürdige Aktion. Normalerweise macht man so etwas geordnet, vielleicht am Wochenende und mit einer Pressekonferenz, und stellt auch noch den Nachfolger vor. So hat das Ganze einen merkwürdigen Beigeschmack", sagte ein Händler.