Infineon Betrachtung

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Infineon Betrachtung

 
10.11.02 13:18
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Entwicklung von Europas zweitgrößtem Halbleiterhersteller Infineon  hängt nach den tiefroten Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001/2002 weiter stark von der Preisentwicklung am Chipmarkt ab. Die nach wie vor sehr schwankenden Preise verhindern den Worten von Infineon-Chef Ulrich Schumacher zufolge eine exakte Prognose für die Geschäftsentwicklung. "Der Halbleitermarkt ist zu volatil", sagte Schumacher am Freitag in München. Die Aktienkurs setzte am Freitag seine Talfahrt vom Vortag fort.

Schuhmacher, der einmal mehr bekräftigte, nicht zur Deutschen Telekom  wechseln zu wollen, konnte den Aktionären bei einer Pressekonferenz anlässlich der Präsentation der Zahlen für das Geschäftsjahr 2001/2002 wenig Erfreuliches präsentieren. Zum zweiten Mal hintereinander musste er auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (EBIT) einen Milliardenverlust vermelden. Der EBIT-Verlust stieg von 1,02 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,16 Milliarden Euro. Der Umsatz fiel um 8 Prozent auf 5,21 Milliarden Euro. Vor allem die Sorgenkinder des Konzerns, die Segmente Speicherprodukte und Drahtgebundene Kommunikation, sorgten für das dicke Minus. Schumacher sagte dem TV-Sender n-tv, dass es derzeit keine Pläne über einen weiteren Stellenabbau gebe.

AKTIE AUF ACHTERBAHNFAHRT

Die aktuelle Marktlage könnte jedoch bald weitere Kostensenkungen notwendig machen. "Hier werden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen." Im abgelaufenen Geschäftsjahr senkte das Unternehmen die Forschungs- und Entwicklungskosten von 1,19 Milliarden Euro auf 1,06 Milliarden Euro. Hier will Schumacher im laufenden Geschäftsjahr ungefähr das Gleiche ausgeben. Er bekräftigte am Freitag eine zuvor getroffene Aussage. Die Vertriebs- und allgemeine Verwaltungskosten seien im Geschäftsjahr 2002 von 786 Millionen Euro im Jahr zuvor auf 643 Millionen Euro gesunken.

Der Aktienkurs der ehemaligen Siemens-Tochter  quittierte die Ergebnisse und den fehlenden Ausblick mit einer Achterbahnfahrt. Nach einem Minus von mehr als 10 Prozent zu Handelsbeginn erholte sich der Kurs vor der Pressekonferenz und notierte zwischenzeitlich sogar im Plus. Wegen der fehlenden exakten Prognose bröckelte der Kurs wieder ab. Am Freitag fiel die Aktie um 9,37 Prozent auf 9,29 Euro, nachdem der Kurs bereits am Donnerstag um rund 10 Prozent eingebrochen war.

SPEICHERSPARTE IST VERLUST- UND UMSATZTRÄGER

Besonders deutlich fiel der Quartalsverlust im vierten Quartal des Geschäftsjahres aus. Wegen hoher Abschreibungen, Steuer-Wertberichtigungen sowie dem Preisverfall am Chipmarkt rutschte das Unternehmen zwischen Juli und September 2002 deutlicher in die Verlustzone als von Analysten erwartet. Der Ver lust vor Zinsen und Steuern stieg von 107 Millionen Euro im Vorquartal auf 292 Millionen Euro. Beim Nettoverlust verzeichnete der Konzern hier bei leicht rückläufigen Umsätzen einen Anstieg von 76 Millionen auf 506 Millionen Euro. Auch hier hatten Analysten mit deutlich weniger gerechnet. Schumacher relativierte die Vergleiche mit den Expertenprognosen, da diese die Einmaleffekte nicht berücksichtigt hätten.

Vor allem die umsatzträchtigste Sparte Speicherchips war im letzten Quartal des Geschäftsjahres für das deutliche EBIT-Minus verantwortlich. Alleine hier fiel ein Verlust von 200 Millionen Euro (rund 70 Prozent) nach einem Minus von 17 Millionen Euro im Vorquartal an. Im Gesamtjahr steuerte die Sparte mit 616 Millionen Euro rund 54 Prozent des Gesamtverlustes auf EBIT-Basis bei. Zweitgrößter Verlustträger war auf Jahressicht die Sparte Drahtgebundene Kommunikation, die wegen der Krise am Telekommunikationsmarkt ein Minus von 245 Millionen Euro nach 93 Millionen Euro aufwies.

HOFFEN AUF WEITER STABILE CHIPPREISE

Bei den für Infineon richtungsweisenden Chippreisen habe es in den vergangenen Wochen eine Stabilisierung gegeben, sagte Schumacher. Dies lasse jedoch noch nicht auf nachhaltige Markterholung schließen. Eine Prognose für die Preisentwicklung sei derzeit nicht möglich. Bei den höherwertigen DDR-Speicherchips könne es wegen der zu erwarteten Angebotsausweitung zu einem Preisrückgang vom aktuellen Niveau von rund 8 Dollar kommen. Infineon will die Chipproduktions-Kosten im laufenden Jahr um weitere 30 bis 40 Prozent senken. Dies sagte Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz. Im abgelaufenen Quartal betrugen die durchschnittlichen Produktionskosten 3,75 Dollar nach 4,10 Dollar im Vorquartal und rund 5,50 Dollar zu Beginn des Geschäftsjahres 2001/2002.

Infineon ist nach eigenen Angaben Ende Juni bei der Rangliste der Halbleiterhersteller weltweit von Rang 8 Ende 2001 auf Rang 6 geklettert und rangiert in Europa gemessen am Umsatz hinter STMicroelectronics   . Infineon bekräftigte trotz der tiefroten Zahlen die langfristigen Ziele. Durch eine Verdoppelung des Weltmarktanteils auf sechs Prozent will der Konzern unter die vier größten Halbleiterunternehmen kommen./zb/rw/mur/




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