"Ihr Deutschen lernt das doch nicht"
Obsthändler Toraman über die Kultur des Feilschens
Berlin - Rabattgesetz weg? Nichts wird sich ändern. Deutsche haben 70 Jahre nicht gef..., sehen Sie, ich kenn nicht mal das Wort (in dem Fall: gefeilscht, d. Red.). Deutsche handeln nicht. Haben das auch nicht nötig. Sie haben Arbeit. Türken sind alle arbeitslos. Da musst du auf den Preis gucken, wenn du nichts zu essen hast. Musst ja essen. Wir sind mit dem Handeln aufgewachsen. Das gehört bei uns dazu. Ihr kennt das nicht. Werdet das auch nicht lernen. Dabei ist das so einfach. Ansprechen und sagen, was du willst. Wenn du Zitronen und Tomaten gekauft hast und kostet 10,70 Mark, dann geben zehn Mark und dann ist in Ordnung für uns. Wichtig ist für mich, dass wir Stammkunden haben. Hoher Gewinn ist nicht wichtig, Hauptsache Leute kommen wieder. Wenn Deutsche kaufen viel Obst und Gemüse wir geben noch etwas dazu. Ein Stück Melone und Pfirsiche oder so. Damit Leute wiederkommen.
Die würden gar nicht fragen. Die achten mehr auf Qualität. Wenn sie kaufen zwei Melonen für fünf Mark und wir sagen drei Melonen du bekommen für sechs Mark sagen sie, das wollen sie nicht. Sie essen nicht drei Melonen. So sind deutsche Kunden. Ich sage Kollegen, wie viel sie runtergehen können. Eine Gurke kostet im Großhandel sechzig bis siebzig Pfennig. Wir verkaufen Gurke für eine Mark. Wenn kaufen drei, bekommen sie für zwei Mark. So geht das. Vor allem abends. Morgens sind Preise höher. Und bei Zwiebeln und Kartoffeln handeln wir auch wenig. Ware wird ja nicht schlecht. Aber die ganzen Früchte, Erdbeeren, Pfirsiche und Grünzeug, die geben wir dann abends billig ab. Was sollen wir sonst machen? Kostet doch nur. Dann müssen wir zur Mülldeponie fahren, kostet auch nur Geld, Ware zusammenkehren, hinfahren, kostet Sprit, kostet, kostet, kostet.
Samstagnachmittag steht hier geradezu ein Ring um uns. Leute warten, dass Ware billiger werden. Manche kommen dann um 16 Uhr. Andere warten dann noch weiter. Kann noch billiger werden. Wir können Obst nicht behalten über Sonntag. Müssen sonst wegschmeißen. Dann lieber billig abgeben und wenigstens zum Einkaufspreis. Augen zu und durch.
Aufgezeichnet von Matthias Wulff.
Obsthändler Toraman über die Kultur des Feilschens
Berlin - Rabattgesetz weg? Nichts wird sich ändern. Deutsche haben 70 Jahre nicht gef..., sehen Sie, ich kenn nicht mal das Wort (in dem Fall: gefeilscht, d. Red.). Deutsche handeln nicht. Haben das auch nicht nötig. Sie haben Arbeit. Türken sind alle arbeitslos. Da musst du auf den Preis gucken, wenn du nichts zu essen hast. Musst ja essen. Wir sind mit dem Handeln aufgewachsen. Das gehört bei uns dazu. Ihr kennt das nicht. Werdet das auch nicht lernen. Dabei ist das so einfach. Ansprechen und sagen, was du willst. Wenn du Zitronen und Tomaten gekauft hast und kostet 10,70 Mark, dann geben zehn Mark und dann ist in Ordnung für uns. Wichtig ist für mich, dass wir Stammkunden haben. Hoher Gewinn ist nicht wichtig, Hauptsache Leute kommen wieder. Wenn Deutsche kaufen viel Obst und Gemüse wir geben noch etwas dazu. Ein Stück Melone und Pfirsiche oder so. Damit Leute wiederkommen.
Die würden gar nicht fragen. Die achten mehr auf Qualität. Wenn sie kaufen zwei Melonen für fünf Mark und wir sagen drei Melonen du bekommen für sechs Mark sagen sie, das wollen sie nicht. Sie essen nicht drei Melonen. So sind deutsche Kunden. Ich sage Kollegen, wie viel sie runtergehen können. Eine Gurke kostet im Großhandel sechzig bis siebzig Pfennig. Wir verkaufen Gurke für eine Mark. Wenn kaufen drei, bekommen sie für zwei Mark. So geht das. Vor allem abends. Morgens sind Preise höher. Und bei Zwiebeln und Kartoffeln handeln wir auch wenig. Ware wird ja nicht schlecht. Aber die ganzen Früchte, Erdbeeren, Pfirsiche und Grünzeug, die geben wir dann abends billig ab. Was sollen wir sonst machen? Kostet doch nur. Dann müssen wir zur Mülldeponie fahren, kostet auch nur Geld, Ware zusammenkehren, hinfahren, kostet Sprit, kostet, kostet, kostet.
Samstagnachmittag steht hier geradezu ein Ring um uns. Leute warten, dass Ware billiger werden. Manche kommen dann um 16 Uhr. Andere warten dann noch weiter. Kann noch billiger werden. Wir können Obst nicht behalten über Sonntag. Müssen sonst wegschmeißen. Dann lieber billig abgeben und wenigstens zum Einkaufspreis. Augen zu und durch.
Aufgezeichnet von Matthias Wulff.