Reden Sie auch mit ihrem Rechner? Keine Angst, Sie sind nicht allein. Mit digitaler Sprachverarbeitung hat das allerdings nur wenig zu tun.
Es gibt eine sonderbare Diskrepanz. Die Industrie möchte, dass wir mit unseren Rechnern reden. Vordenker halten die Verwendung von Tastaturen für steinzeitlich. Spracherkennung soll beim Übergang vom Kopfinhalt zum Bildschirminhalt die Eleganz des leichthin Gedachten bewahren.
Ich gehöre nicht zu den Usern, die mit ihrem Gerät reden möchten. Die Vorstellung, mit meinem Computer sprechen zu müssen, erinnert mich an eine Szene aus dem Film "Solo für zwei". Darin spielt Steve Martin einen Anwalt, der eine Millionärin davon abbringen soll, ihre Seele durch einen tibetischen Lama in einen anderen Körper transferieren zu lassen. Während einer turbulenten Suche beugt er sich, in der Meinung, die Seele sei darin gelandet, über einen Eimer Wasser und führt ein Gespräch mit ihm, das in einer reflexhaften Selbsterkenntnis endet: "Ich rede mit einem Eimer"
Es gibt ein Volk, das es liebt, Konversation mit Maschinen zu haben, und zwar die Japaner. Es gibt in Japan Badezimmerspiegel, die einem morgens sagen, wie toll man aussieht, und Heizöfchen, die einen höflich anlabern, wenn ihnen das Petroleum ausgeht. Wir Nordeuropäer jedoch lieben die elegische Stille des Denkens.
Ich sehe zum Beispiel Musikvideos am liebsten ohne Ton. Und erstaunlich, die Menschen sprechen mit ihren Rechnern - um die andere Seite der Diskrepanz auszuführen-, aber ohne Spracherkennung. Drei Viertel der deutschen PC-Benutzer sprechen einer Studie zufolge mit ihrem Computer, viele davon häufig. Sie mögen denken: das sozialisiert sich.
In ein paar Jahren ist das so normal wie heute, wo der allerorts mobil telefonierende Mensch die Scham verloren hat, jemand könne in seine nackte Seele horchen. Scheu interessiert die Techniker nicht. Aber es hat Gründe, weshalb Menschen ungern mit Dingen reden. Es beeinträchtigt das Selbstgefühl. Man fühlt sich einfach blöd.