Seit Jahresanfang ist Hypoport durchgehend im Rally-Modus, wobei vor allem die letzten Wochen ein paar Gänge höher geschaltet wurde. Ich selber war in diesem Thread immer nur stiller Mitleser und habe mich an der Expertise von einigen Usern (auch ohne namentliche Nennung dürfte jeder wissen wer sich angesprochen fühlen muss) so inspiriert gefühlt, dass ich selber tiefergehende Recherche über HYP angestellt habe. Alles mit der Folge, dass ich seit den niedrigen 20er Kursen mit einer dezenten 5stelligen Summe dabei bin - alles in der Absicht einer langjährigen Investition. Nach einer derartigen intensiven Rally und mehr als fast 250% Kursplus in einem solchem Zeitraum kommen einem natürlich Bedenken, ob das so weitergehen wird und weitergehen kann. Die Rallye in den vergangen Tagen kann man nun wirklich getrost als Kaufpanik der aggressiveren Art bezeichnen. Da ich an der Börse weder ein alter Hase noch ein Greenhorn bin, handle ich lieber nach dem Motto „Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser“. Ich tendiere auch dazu, in Phasen in denen es besonders gut läuft, mich auf potentielle negative Aspekte zu konzentrieren, da diese in aller Euphorie gerne außer Acht gelassen werden. Das hat mich dazu bewegt mich in den vergangen Tagen erneut tiefergehender mit Hypoport auseinanderzusetzen.
Was ist den nun die "faire" Bewertung von Hypoport?
Ich tue mich mit nach wie vor sehr schwer, diese zu definieren. Am naheliegendsten ist der Vergleich mit den direkten Peers: Ferratum beispielweise besitzt auf aktuellem Kursniveau ein KGV von 44, HYP bei einem Kurs von 70 ein KGV von 26,6. Diesbezüglich wäre noch ordentlich Luft nach oben.
Was mir aber deutlich missfällt in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Hypoport über einen großen Zeitraum des Jahres mit einem KGV jenseits der 20 dahingesiecht ist und diese Bewertung - wie man am Kurs sehen konnte - vom Markt als einigermaßen „fair“ interpretiert wurde. Seit ein paar Wochen scheint nun das Gegenteil der Fall und der Markt prügelt die Aktie in die Nähe der 30 KGV's. Meiner Meinung finde ich es sehr verwunderlich, dass dieser ‚Erkenntnisumschwung‘ nun so schnell gekommen ist.
Was ich damit sagen will: Ist ein KGV von 30 seitens einiger Marktteilnehmer doch nicht so vertretbar wie es die Kursrally momentan ausdrückt?
Keine Frage, ein KGV von 25-30 ist für ein Wachstumsunternehmen von der Qualität von HYP absolut vertretbar, aber der Erkenntnisumschwung ist mir dort eindeutig zu schnell gekommen.
Nun zu den Kennzahlen:
Nimmt man die Prognosen von OddoSeydler als Grundlage, dann sehen wir die nächsten Jahre ein in etwa kontinuierliches Umsatzwachstum.
Von 2014 auf 2015: + 20 % (112 auf 138Mio)
von 2015 auf 2016: + 19% (138 auf 160)
von 2016 auf 2017: + 14,5% (160 auf 183)
Entscheidend ist aber der Gewinn (Netto-Jahresüberschuss): Und dieser Hebel scheint bei genauerer Betrachtung größtenteils als Kurstreiber wegzukippen bzw. bei weitem nicht mehr in dieser Form zu wirken wie er es dieses Jahr tut/tat:
NettoJahresüberschuss:
Von 2014 auf 2015: + 154% (!!)
Von 2015 auf 2016: + 20%
Von 2016 auf 2017: + 17,5%
(als Grundlage dienen die Zahlen von Oddo Seydler)
Zwar dürften wir auch hier von einer weiter steigenden EBIT-Marge profitieren, jedoch stelle ich mir hier die Frage wie die Marge prozentual genau ausschaut. Ich denke es ist realistisch nach einer Ebit Marge in 2015 von ca. 14,1% mit einer EBIT-Marge von 18% in 2017 zu rechnen. Das dürfte weder zu hoch, noch zu niedrig angesetzt sein.
Auf Grundlage der EBIT-Marge von 18% hätten wir bei KGV`s von 20/25/30 Kurse von 81/101/121 (ich beziehe mich hier auf den Beitrag von Angela Ferkel vom 06.11)
Langfristig (>2020) bin ich mir bewusst, dass sie EBIT-Marge unter optimalen Bedingungen (Marktdominanz, Skaleneffekte, etc.) auf weit über 30% anwachsen kann (im Europace-Bereich), aber eine 90%ige Steigerung von letztem auf dieses Jahr grenzt die Möglichkeiten des Margenwachstums als Kurstreiber schon relativ stark ein.
Mir ist natürlich klar, dass ich mit meiner reinen Kennzahlen Betrachtung noch nicht die großen Potentiale, die HYP bietet (Versicherungsplattform etc.) miteinbezogen habe, aber eine reine Kennzahlen-Analyse macht dahingehend schon Sinn, da sie eine gute Vergleichbarkeit gewährleistet.
Ich würde es sehr schätzen, wenn der ein oder andere arrivierte Forums-User und vielleicht sogar Häuptling Scansoft auf den ein oder anderen Gedankengang eingeht.
Cheers