Im Sommer 1993 veröffentlichte Professor Huntington im Zentralorgan der außenpolitischen think tanks der USA, in "Foreign Affairs", einen Aufsatz "The clash of civilizations", in dem er mit dieser gefährlichen Illusion aufzuräumen versuchte. Samuel P. Huntington machte klar, an die Stelle globaler Konflikte sei mitnichten die eine Welt getreten, in der allenfalls noch Streitigkeiten um lokale Probleme ausgetragen würden. Vielmehr stünden sich auf der neuen Weltkarte nicht mehr zwei große Blöcke einander gegenüber, sondern im Wesentlichen sieben Kulturen - "civilizations" - : die um China zentrierte sinische, die japanische, die hinduistische, die islamische, die westliche, die lateinamerikanische und die afrikanische.
Zwischen ihnen werde es, warnte er, wenn man der Gefahr nicht politisch begegne, zu einem "Clash of civilizations", zu einem Zusammenprall der Kulturen, kommen. Er werde desto schneller eintreten, je länger der Westen in der Annahme beharre, seine Konzepte und Wertvorstellungen würden weltweit begeistert oder doch wenigstens widerstandslos übernommen.
Spätestens seit dem 11. September ist auch dem letzten klar geworden, dass wir alle zwar in einer Welt leben, dass gerade darum aber die Konflikte eher zunehmen als abnehmen. Huntington scheint auch darin Recht zu haben, dass die Konflikte eher die zwischen kulturellen Wertvorstellungen und religiösen Traditionen sind als die nationaler oder ökonomischer Interessen.
Zusammenprall im Hilton
Eine derzeit in Berlin stattfindende internationale Konferenz zeigt den Zusammenprall der Kulturen. An diesem Montag sprechen im Hotel Hilton Samuel P. Huntington, Christoph Walther von DaimlerChrysler und Jonathan Chandler von Coca-Cola London über die Probleme der Globalisierung. Und sie kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Samuel P. Huntington, Jahrgang 1927, ist ein schlanker, ein wenig geschrumpfter Mann. Er bewegt sich gerne und viel, aber unsicher, und wenn er länger frei steht, beginnt er ruckartig zu schwanken. Huntington sagt, dass die Moderne zwar im Westen erfunden wurde, dass es aber bereits verschiedene Modernen gibt und dass nichts falscher ist als die Vorstellung, jede Modernisierung führe automatisch zu einer Verwestlichung. Vielmehr gehe die Modernisierung meist mit einer Verstärkung der Rolle der Religion oder doch wenigstens der traditionellen kulturellen Identität einher.
Er legt den Gedanken nahe, dass je mehr eine Gesellschaft einerseits - also bei der technologischen Entwicklung zum Beispiel oder bei der Herausbildung bürokratischer Institutionen - sich modernisiere, desto mehr müsse sie andererseits alte oder doch für alt gehaltene Wertvorstellungen bewahren, revitalisieren oder gar gänzlich neu erfinden. Man kennt vergleichbare Phänomene aus der europäischen Geschichte. Der Zusammenhang von Kapitalismus und protestantischer Ethik ist auch so zu sehen. Die großen modernen Staaten des 19. Jahrhunderts - Frankreich, England, Deutschland - waren, abgesehen von den USA, alle wenigstens zeitweise Kaiserreiche.
Die Rückbesinnung auf den Islam ist so gesehen Teil der Modernisierung der muslimischen Gesellschaften, nicht ein noch nicht getilgter Rest von Geschichte. Huntington weist darauf hin, dass der Islamismus gerade kein Phänomen der bäuerlich geprägten ländlichen Zonen der muslimischen Länder ist. Seine Anhänger sind meist junge Männer aus den Städten. Sie haben studiert, sprechen oft mehrere Sprachen. Sie gehören zur arbeitslosen Intelligentsia ihrer Länder. Und wie diese neigen sie fast immer und fast überall zum Radikalismus. Wer den bekämpfen will, wer den Terrorismus zum Beispiel Bin Ladens besiegen will, der muss, so erklärt Huntington, ein Bündnis schließen mit der breiten Mehrheit der Moslems und der Mehrheit der muslimischen Staaten, er muss eine multikulturelle Koalition gegen den global agierenden Terrorismus zusammenbringen, sonst wird er scheitern.
Nach Professor Huntington spricht Christoph Walther, Kommunikationschef bei DaimlerChrysler.
www.berlinonline.de/aktuelles/...tung/seite_3/.html/83094.html
Zwischen ihnen werde es, warnte er, wenn man der Gefahr nicht politisch begegne, zu einem "Clash of civilizations", zu einem Zusammenprall der Kulturen, kommen. Er werde desto schneller eintreten, je länger der Westen in der Annahme beharre, seine Konzepte und Wertvorstellungen würden weltweit begeistert oder doch wenigstens widerstandslos übernommen.
Spätestens seit dem 11. September ist auch dem letzten klar geworden, dass wir alle zwar in einer Welt leben, dass gerade darum aber die Konflikte eher zunehmen als abnehmen. Huntington scheint auch darin Recht zu haben, dass die Konflikte eher die zwischen kulturellen Wertvorstellungen und religiösen Traditionen sind als die nationaler oder ökonomischer Interessen.
Zusammenprall im Hilton
Eine derzeit in Berlin stattfindende internationale Konferenz zeigt den Zusammenprall der Kulturen. An diesem Montag sprechen im Hotel Hilton Samuel P. Huntington, Christoph Walther von DaimlerChrysler und Jonathan Chandler von Coca-Cola London über die Probleme der Globalisierung. Und sie kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Samuel P. Huntington, Jahrgang 1927, ist ein schlanker, ein wenig geschrumpfter Mann. Er bewegt sich gerne und viel, aber unsicher, und wenn er länger frei steht, beginnt er ruckartig zu schwanken. Huntington sagt, dass die Moderne zwar im Westen erfunden wurde, dass es aber bereits verschiedene Modernen gibt und dass nichts falscher ist als die Vorstellung, jede Modernisierung führe automatisch zu einer Verwestlichung. Vielmehr gehe die Modernisierung meist mit einer Verstärkung der Rolle der Religion oder doch wenigstens der traditionellen kulturellen Identität einher.
Er legt den Gedanken nahe, dass je mehr eine Gesellschaft einerseits - also bei der technologischen Entwicklung zum Beispiel oder bei der Herausbildung bürokratischer Institutionen - sich modernisiere, desto mehr müsse sie andererseits alte oder doch für alt gehaltene Wertvorstellungen bewahren, revitalisieren oder gar gänzlich neu erfinden. Man kennt vergleichbare Phänomene aus der europäischen Geschichte. Der Zusammenhang von Kapitalismus und protestantischer Ethik ist auch so zu sehen. Die großen modernen Staaten des 19. Jahrhunderts - Frankreich, England, Deutschland - waren, abgesehen von den USA, alle wenigstens zeitweise Kaiserreiche.
Die Rückbesinnung auf den Islam ist so gesehen Teil der Modernisierung der muslimischen Gesellschaften, nicht ein noch nicht getilgter Rest von Geschichte. Huntington weist darauf hin, dass der Islamismus gerade kein Phänomen der bäuerlich geprägten ländlichen Zonen der muslimischen Länder ist. Seine Anhänger sind meist junge Männer aus den Städten. Sie haben studiert, sprechen oft mehrere Sprachen. Sie gehören zur arbeitslosen Intelligentsia ihrer Länder. Und wie diese neigen sie fast immer und fast überall zum Radikalismus. Wer den bekämpfen will, wer den Terrorismus zum Beispiel Bin Ladens besiegen will, der muss, so erklärt Huntington, ein Bündnis schließen mit der breiten Mehrheit der Moslems und der Mehrheit der muslimischen Staaten, er muss eine multikulturelle Koalition gegen den global agierenden Terrorismus zusammenbringen, sonst wird er scheitern.
Nach Professor Huntington spricht Christoph Walther, Kommunikationschef bei DaimlerChrysler.
www.berlinonline.de/aktuelles/...tung/seite_3/.html/83094.html