Bericht im Nebenwerte Insider
Lassen Sie sich keinen Unsinn verzapfen!
Lieber Leser,
eigentlich ist mein Job nie langweilig: Mindestens einmal wöchentlich darf ich
amüsiert den Kopf über außergewöhnliche Nachrichten schütteln, meist zu eher
zweifelhaften Firmen. So durchsuchten am 19.4. rund 60 Polizisten die Räume des
„Wolfgang-Reich-Imperiums“ in Heidenheim wegen des Verdachts auf Kursmanipulation.
Die Aktien sämtlicher börsennotierten „Reich-Firmen“ (derzeit sechs an
der Zahl), vor denen wir seit Jahren auf unserer „Finger-weg-Liste“ warnen, wurden
zeitweise vom Handel ausgesetzt; die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Kaum wird der Hydra ein Kopf abgeschlagen ...
Doch unsere Freude über diesen Schlag gegen den grauen Kapitalmarkt währte
nicht lange: Genau einen Tag später stolperte ich über einige Firmen, deren Gebahren
ähnlich dreist wie das der Reichs anmutet – diesmal aber nicht aus Heidenheim,
sondern aus Hamburg bzw. Berlin. Und noch ein Unterschied besteht: Ging
es bei den Reich-Platzierungen meist „nur“ um einige hunderttausend Euro, so liegt
die addierte Börsenkapitalisierung dieser Firmen weit über hundert Millionen.
Konkret geht es um die Greta Immobilien AG, die Powerbags AG und die Lichtenergiewerke
AG. Alle drei wurden von der „Merliniveau GmbH“ an die Börse
begleitet – deren Geschäftsführer Andre Medger auch Vorstand bei Powerbags
und Aufsichtsrat bei Lichtenergiewerke ist. Aufsichtsratsvorsitzender aller drei
Firmen ist Rechtsanwalt Ole-Hagen Zachriat; in immerhin zwei Aufsichtsräten
(Powerbags und Lichtenergiewerke) ist auch Frau Renate Nehls aktiv.
... wachsen ihr schon wieder drei neue Köpfe nach
Was die Firmen sonst auszeichnet, sind dürre Fakten und luftige Börsenwerte.
So ist Greta aktuell mit 127 Mio. Euro bewertet, verfügt aber nur über Immobilien
im Wert von 15 Mio. Euro – die etwa genauso hoch beliehen sein sollen. Auch
Powerbags – nach eigenen Angaben ein Produzent von Solarmodulen – scheint
mit der Lichtenergiewerke AG bisher lediglich einen größeren Kunden zu haben.
Die wiederum bezahlt praktischerweise nicht in bar, sondern in eigenen Aktien.
Trotz dieser wenig vertrauenserweckenden Fakten fehlt es nicht an positiven
Einschätzungen seitens einschlägiger „Börsendienste“ und anonymer Beiträge
in Online-Börsenforen, in denen oftmals geradezu haarsträubender Unfug verzapft
wird. So werden die unseres Erachtens völlig utopischen Planzahlen von
Greta Immobilien einfach ungeprüft übernommen und auf dieser Basis Kursziele
genannt, die einem Börsenwert von bis zu 300 (!) Mio. Euro entsprechen.
Meiden Sie alle Aktien aus dem Merliniveau-Umfeld!
Mein dringender Rat: Lassen Sie sich von solch euphorischen Aussagen nicht zu
Käufen verleiten! Und natürlich sollten Sie die genannten Firmen ebenso meiden
wie alles, was noch aus ihrem Umfeld kommt. Ja, Sie lesen richtig: Es wird nicht
bei diesen drei Firmen bleiben. Denn schon jetzt stehen mit Solarestate und Sanus
Capital zwei weitere IPO-Kandidaten aus der gleichen „Ecke“ in den Startlöchern.
Quelle: Nebenwerte Insider