( EIN LESENSWERTER BEITRAG )
Wenn man einigen Unternehmen des Neuen Marktes eines nicht vorwerfen kann, ist es mangelnde Kreativität. Gerade heute, da die Frist zur Vorlage der Halbjahresberichte ausläuft, überbieten sich zwei „Wachstumstitel“ mit atemberaubenden Mitteilungen.
Da wäre zum einen die beliebte Ameisen-Gesellschaft Letsbuyit.com. Pünktlich und pflichtbewusst wie es sich für ein börsennotiertes Unternehmen gehört, flattert in den Morgenstunden die ersehnte Ad-hoc-Mitteilung auf den Tisch. „Letsbuyit.com gibt Ergebnisse für das erste Halbjahr bekannt“, lautet die viel versprechende Überschrift. Was folgt, ist eine Phrasendrescherei aller erster Güte. Man habe den Betriebsverlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum „deutlich reduziert“ und außerdem ein tolles Restrukturierungsprogramm entwickelt. Außerdem werde ein Aufsichtsratsmitglied heute zurücktreten. Ach ja: „Darüber hinaus konnte die Gesellschaft ihr Wachstum nicht im geplanten Umfang realisieren“, lässt uns der Ameisen-Haufen auch noch wissen. Das einzige, das in der Pflichtmitteilung fehlt, sind allerdings die Halbjahreszahlen.
Über die Gründe für dieses scheinbare Missgeschick lässt sich nun nach Herzenslust spekulieren. Vielleicht hilft ein weiterer Satz aus der unbestrittenen „Ad-hoc-Mitteilung des Jahres“ ein wenig weiter. „Die Gesellschaft weist darauf hin, dass die Halbjahresergebnisse nicht mit den Ergebnissen des Vorjahres vergleichbar sind, da die Websites in diesem Zeitraum lediglich seit dem 26. Februar und nur in vier Ländern in Betrieb waren.“ – Na, bitte! Da haben wir es! Warum soll man auch Zahlen veröffentlichen, wenn man sie sowieso nicht vergleichen kann, nicht wahr?!
Dagegen wirkt das Provinz-Theater der Kinowelt ja gerade zu wie eine Aufführung eines schlechten Schüler-Theaterstückes. Der Strom ist ausgefallen und ohne Strom laufen die Computer nun einmal nicht. Ausgerechnet heute – dem Tag der Bilanzvorlage – muss dieses dumme Missgeschick passieren. Ein bedauerlicher Zufall, nicht wahr? Flugs wiegelt ein Sprecher die wilden Spekulationen ab. Man habe schon seit einigen Tagen diese Probleme, heißt es. Es sei die Frage gestattet, warum man dann nicht schon vor einigen Tagen entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen hat.
Aber die Hauptsache ist ja sowieso nur, dass man die Frist einhält, nicht wahr? Und das will Kinowelt unbedingt tun. Es hat auch überhaupt nichts zu bedeuten, dass man die Vorlage der Zahlen nach dem ominösen Stromausfall zunächst für den Nachmittag angekündigt hat, um sie wenige Stunden später dann doch auf die Stunden nach Börsenschluss zu verschieben.
Bei so vielen Missgeschicken bleibt einem nichts anderes übrig, als den Betroffenen alles Gute zu wünschen. Ich wünsche der Kinowelt einen schönen Abend und endlich wieder Strom im Hause. Ich wünsche Letsbuyit.com eine gute Nacht. Und von der Deutschen Börse wünsche ich mir, dass sie endlich mit dem Hammer dazwischenhaut, wenn Unternehmen das Börsenparkett als Comedy-Bühne missbrauchen.
Autor: Robert Sopella, 16:33 31.08.01
Alle Achtung, Herr Sopella! (den Namen sollte man sich merken)
Bei den meisten dauert es etwas länger, irgendwann wachen sie alle auf.
hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät ist.
Gruß, hennesy
Wenn man einigen Unternehmen des Neuen Marktes eines nicht vorwerfen kann, ist es mangelnde Kreativität. Gerade heute, da die Frist zur Vorlage der Halbjahresberichte ausläuft, überbieten sich zwei „Wachstumstitel“ mit atemberaubenden Mitteilungen.
Da wäre zum einen die beliebte Ameisen-Gesellschaft Letsbuyit.com. Pünktlich und pflichtbewusst wie es sich für ein börsennotiertes Unternehmen gehört, flattert in den Morgenstunden die ersehnte Ad-hoc-Mitteilung auf den Tisch. „Letsbuyit.com gibt Ergebnisse für das erste Halbjahr bekannt“, lautet die viel versprechende Überschrift. Was folgt, ist eine Phrasendrescherei aller erster Güte. Man habe den Betriebsverlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum „deutlich reduziert“ und außerdem ein tolles Restrukturierungsprogramm entwickelt. Außerdem werde ein Aufsichtsratsmitglied heute zurücktreten. Ach ja: „Darüber hinaus konnte die Gesellschaft ihr Wachstum nicht im geplanten Umfang realisieren“, lässt uns der Ameisen-Haufen auch noch wissen. Das einzige, das in der Pflichtmitteilung fehlt, sind allerdings die Halbjahreszahlen.
Über die Gründe für dieses scheinbare Missgeschick lässt sich nun nach Herzenslust spekulieren. Vielleicht hilft ein weiterer Satz aus der unbestrittenen „Ad-hoc-Mitteilung des Jahres“ ein wenig weiter. „Die Gesellschaft weist darauf hin, dass die Halbjahresergebnisse nicht mit den Ergebnissen des Vorjahres vergleichbar sind, da die Websites in diesem Zeitraum lediglich seit dem 26. Februar und nur in vier Ländern in Betrieb waren.“ – Na, bitte! Da haben wir es! Warum soll man auch Zahlen veröffentlichen, wenn man sie sowieso nicht vergleichen kann, nicht wahr?!
Dagegen wirkt das Provinz-Theater der Kinowelt ja gerade zu wie eine Aufführung eines schlechten Schüler-Theaterstückes. Der Strom ist ausgefallen und ohne Strom laufen die Computer nun einmal nicht. Ausgerechnet heute – dem Tag der Bilanzvorlage – muss dieses dumme Missgeschick passieren. Ein bedauerlicher Zufall, nicht wahr? Flugs wiegelt ein Sprecher die wilden Spekulationen ab. Man habe schon seit einigen Tagen diese Probleme, heißt es. Es sei die Frage gestattet, warum man dann nicht schon vor einigen Tagen entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen hat.
Aber die Hauptsache ist ja sowieso nur, dass man die Frist einhält, nicht wahr? Und das will Kinowelt unbedingt tun. Es hat auch überhaupt nichts zu bedeuten, dass man die Vorlage der Zahlen nach dem ominösen Stromausfall zunächst für den Nachmittag angekündigt hat, um sie wenige Stunden später dann doch auf die Stunden nach Börsenschluss zu verschieben.
Bei so vielen Missgeschicken bleibt einem nichts anderes übrig, als den Betroffenen alles Gute zu wünschen. Ich wünsche der Kinowelt einen schönen Abend und endlich wieder Strom im Hause. Ich wünsche Letsbuyit.com eine gute Nacht. Und von der Deutschen Börse wünsche ich mir, dass sie endlich mit dem Hammer dazwischenhaut, wenn Unternehmen das Börsenparkett als Comedy-Bühne missbrauchen.
Autor: Robert Sopella, 16:33 31.08.01
Alle Achtung, Herr Sopella! (den Namen sollte man sich merken)
Bei den meisten dauert es etwas länger, irgendwann wachen sie alle auf.
hoffentlich nicht erst, wenn es zu spät ist.
Gruß, hennesy