20 Jahre Dax
Als Gradmesser der deutschen Wirtschaft hat sich der Dax zu einem der wichtigsten Börsenbarometer weltweit gemausert. Am 1. Juli feiert er seinen 20. Geburtstag. Politiker, Börsianer und Manager strömten nach Frankfurt, um dem Dax zu gratulieren. boerse.ARD.de war dabei.
Party-Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett. Mit einer Feierstunde würdigte die Deutsche Börse am Dienstagmorgen das 20-jährige Bestehen des deutschen Aktienindex. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) lobte den Dax als "eine der weltweit anerkanntesten Indizes". Der Dax sei zum "globalen Markennamen für die deutsche Wirtschaft und den Finanzplatz Deutschland" geworden, ergänzte Börsen-Chef Reto Francioni, schnitt zusammen mit Steinbrück die Geburtstagstorte an und teilte sich mit ihm ein Stück. Die Irish-Coffee-Buttercreme-Torte war fast 50 Zentimeter hoch und wog stolze 18 Kilo.
Neben Francioni und Steinbrück feierten auch zahlreiche Vorstands- und Finanzchefs von Dax-.Konzernen (unter anderem Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann), Börsianern und Bankern mit und teilten kräftig Lob aus. "Der Dax ist eine echte Erfolgsgeschichte", meinte Händler Dirk Müller, weltweit als "Mister Dax" bekannt. Fidel Helmer, Leiter des Wertpapierhandels bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, befand gar, dass der Dax "heute den gleichen Stellenwert wie der 112 Jahre alte Dow Jones" hätte. "Der Dax wird heute im selben Atemzug mit den anderen großen Indizes genannt."
Anfänglicher Widerstand
Doch anfangs stieß der kleine Bruder des Dow auf Widerstand. „Von mehreren Börsenplätzen gab es Kritik, weil nicht alle verstehen konnten, dass wir Frankfurter Kurse für einen deutschen Index nehmen“, erinnert sich Rüdiger Rosen, Chef des Deutschen Aktieninstituts und zum Start des Dax Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und Geschäftsführer der Frankfurter Börse. Selbst aus Frankfurt meldeten sich skeptische Stimmen.
Ursprünglich sollte der Dax Kiss heißen, erinnert sich Fidel Helmer mit einem süffisanten Lächeln. "Darüber regten sich aber die Briten auf", so dass die Frankfurter Börse den Index schlicht Dax (Deutschen Aktienindex) tauften.
Höhen und Tiefen
Der Start verlief schleppend. Bei 1.163 Punkten am 1. Juli 1988 gestartet, brauchte er fünf Jahre, bis er die Marke von 2.000 Zählern riss. Nachdem er sich bis 1997 auf 4.000 Punkte verdoppelte, sorgte die Asien-Krise für den ersten Schock. Doch der Einbruch war rasch überwunden, der Börsengang der Deutschen Telekom löste eine Aktienbegeisterung aus, die den Dax auf bis 8.136 Punkte im Frühjahr 2000 führte.
Die Krise des Neuen Markts machte dem Börsenhype ein Ende, der Dax verlor binnen dreier Jahre über 70 Prozent an Wert und rutschte auf weniger als 2.200 Punkte. Erst ab 2003 ging es wieder aufwärts. Am 16. Juli 2007 erreichte der Leitindex einen neuen historischen Höchststand: bei 8.151,57 Punkten. Von diesem Niveau hat sich der Dax aber wieder deutlich entfernt und notiert über 1.800 Punkte tiefer.
Trotzdem: Wer zur Einführung des Dax investierte, kann sich heute über rund neun Prozent Rendite pro Jahr freuen. Aus einer Investition von 10.000 Euro wäre heute ein Vermögen von rund 55.000 Euro entstanden. Damit schnitt der Dax nicht nur besser als Bundesanleihen ab, sondern auch als der US-Standardwerteindex S&P 500, der nur eine jährliche Performance von 8,2 Prozent in den letzten 20 Jahren abwarf.
Spiegel der deutschen Wirtschaft
Der Dax ist die erste deutsche Aktienliga. Er fasst die Werte der 30 gewichtigsten börsennotierten deutschen Firmen zusammen. Sie gelten als Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Entscheidend für die Aufnahme sind die Marktkapitalisierung und die Handelsumsätze der Papiere. Ein Geheimbund namens „Arbeitskreis Aktienindizes“ hat das letzte Wort. Er überprüft in der Regel alle drei Monate die Zusammensetzung des Dax und entscheidet (hinter verschlossenen Türen), wer in die Königsliga der deutschen Aktien aufsteigen darf und wer absteigen muss.
Von den Anfangsmitgliedern sind inzwischen rund die Hälfte ausgeschieden. Namen wie Feldmühle Nobel, Nixdorf, Deutsche Babcock, Kaufhof und Degussa verschwanden ganz vom Kurszettel. Für Veränderungen sorgten auch Fusionen. So mussten zuletzt Schering und Altana der Postbank und Merck Platz machen.
Vom Minuten- zum Sekundentakt
Auch sonst hat sich einiges geändert. In seiner Anfangsphase wurde der Index zu den Handelszeiten von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr (!) jede Minute neu berechnet, inzwischen aber im Sekundentakt – von 9 Uhr bis 17.30 Uhr.
Der Dax hat mittlerweile auch kräftig Nachwuchs bekommen. So gibt es den MDax für mittelgroße Unternehmen, den TecDax für Technologiewerte und den SDax für kleinere Unternehmen. Zur Dax-Familien zählen inzwischen nach Angaben der Deutschen Börse rund 2.600 Indizes. Zu viel, findet Wertpapierhändler Helmer. „Man sollte es nicht übertreiben", kritisierte er gegenüber boerse.ARD.de. "Es besteht die Gefahr, dass die Marke Dax zerfasert.“
Das sieht man bei der Deutschen Börse naturgemäß ganz anders. „Der Dax ist und bleibt die bekannteste Marke der Deutschen Börse“, sagt Hartmut Graf, Leiter der Indexabteilung. Das lässt sich der Börsenbetreiber gut bezahlen. Banken müssen an die Börse Gebühren zahlen, wenn sie ihre Anlageprodukte mit den drei Buchstaben schmücken wollen.
Quelle: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_298760
Als Gradmesser der deutschen Wirtschaft hat sich der Dax zu einem der wichtigsten Börsenbarometer weltweit gemausert. Am 1. Juli feiert er seinen 20. Geburtstag. Politiker, Börsianer und Manager strömten nach Frankfurt, um dem Dax zu gratulieren. boerse.ARD.de war dabei.
Party-Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett. Mit einer Feierstunde würdigte die Deutsche Börse am Dienstagmorgen das 20-jährige Bestehen des deutschen Aktienindex. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) lobte den Dax als "eine der weltweit anerkanntesten Indizes". Der Dax sei zum "globalen Markennamen für die deutsche Wirtschaft und den Finanzplatz Deutschland" geworden, ergänzte Börsen-Chef Reto Francioni, schnitt zusammen mit Steinbrück die Geburtstagstorte an und teilte sich mit ihm ein Stück. Die Irish-Coffee-Buttercreme-Torte war fast 50 Zentimeter hoch und wog stolze 18 Kilo.
Neben Francioni und Steinbrück feierten auch zahlreiche Vorstands- und Finanzchefs von Dax-.Konzernen (unter anderem Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann), Börsianern und Bankern mit und teilten kräftig Lob aus. "Der Dax ist eine echte Erfolgsgeschichte", meinte Händler Dirk Müller, weltweit als "Mister Dax" bekannt. Fidel Helmer, Leiter des Wertpapierhandels bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, befand gar, dass der Dax "heute den gleichen Stellenwert wie der 112 Jahre alte Dow Jones" hätte. "Der Dax wird heute im selben Atemzug mit den anderen großen Indizes genannt."
Anfänglicher Widerstand
Doch anfangs stieß der kleine Bruder des Dow auf Widerstand. „Von mehreren Börsenplätzen gab es Kritik, weil nicht alle verstehen konnten, dass wir Frankfurter Kurse für einen deutschen Index nehmen“, erinnert sich Rüdiger Rosen, Chef des Deutschen Aktieninstituts und zum Start des Dax Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen und Geschäftsführer der Frankfurter Börse. Selbst aus Frankfurt meldeten sich skeptische Stimmen.
Ursprünglich sollte der Dax Kiss heißen, erinnert sich Fidel Helmer mit einem süffisanten Lächeln. "Darüber regten sich aber die Briten auf", so dass die Frankfurter Börse den Index schlicht Dax (Deutschen Aktienindex) tauften.
Höhen und Tiefen
Der Start verlief schleppend. Bei 1.163 Punkten am 1. Juli 1988 gestartet, brauchte er fünf Jahre, bis er die Marke von 2.000 Zählern riss. Nachdem er sich bis 1997 auf 4.000 Punkte verdoppelte, sorgte die Asien-Krise für den ersten Schock. Doch der Einbruch war rasch überwunden, der Börsengang der Deutschen Telekom löste eine Aktienbegeisterung aus, die den Dax auf bis 8.136 Punkte im Frühjahr 2000 führte.
Die Krise des Neuen Markts machte dem Börsenhype ein Ende, der Dax verlor binnen dreier Jahre über 70 Prozent an Wert und rutschte auf weniger als 2.200 Punkte. Erst ab 2003 ging es wieder aufwärts. Am 16. Juli 2007 erreichte der Leitindex einen neuen historischen Höchststand: bei 8.151,57 Punkten. Von diesem Niveau hat sich der Dax aber wieder deutlich entfernt und notiert über 1.800 Punkte tiefer.
Trotzdem: Wer zur Einführung des Dax investierte, kann sich heute über rund neun Prozent Rendite pro Jahr freuen. Aus einer Investition von 10.000 Euro wäre heute ein Vermögen von rund 55.000 Euro entstanden. Damit schnitt der Dax nicht nur besser als Bundesanleihen ab, sondern auch als der US-Standardwerteindex S&P 500, der nur eine jährliche Performance von 8,2 Prozent in den letzten 20 Jahren abwarf.
Spiegel der deutschen Wirtschaft
Der Dax ist die erste deutsche Aktienliga. Er fasst die Werte der 30 gewichtigsten börsennotierten deutschen Firmen zusammen. Sie gelten als Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Entscheidend für die Aufnahme sind die Marktkapitalisierung und die Handelsumsätze der Papiere. Ein Geheimbund namens „Arbeitskreis Aktienindizes“ hat das letzte Wort. Er überprüft in der Regel alle drei Monate die Zusammensetzung des Dax und entscheidet (hinter verschlossenen Türen), wer in die Königsliga der deutschen Aktien aufsteigen darf und wer absteigen muss.
Von den Anfangsmitgliedern sind inzwischen rund die Hälfte ausgeschieden. Namen wie Feldmühle Nobel, Nixdorf, Deutsche Babcock, Kaufhof und Degussa verschwanden ganz vom Kurszettel. Für Veränderungen sorgten auch Fusionen. So mussten zuletzt Schering und Altana der Postbank und Merck Platz machen.
Vom Minuten- zum Sekundentakt
Auch sonst hat sich einiges geändert. In seiner Anfangsphase wurde der Index zu den Handelszeiten von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr (!) jede Minute neu berechnet, inzwischen aber im Sekundentakt – von 9 Uhr bis 17.30 Uhr.
Der Dax hat mittlerweile auch kräftig Nachwuchs bekommen. So gibt es den MDax für mittelgroße Unternehmen, den TecDax für Technologiewerte und den SDax für kleinere Unternehmen. Zur Dax-Familien zählen inzwischen nach Angaben der Deutschen Börse rund 2.600 Indizes. Zu viel, findet Wertpapierhändler Helmer. „Man sollte es nicht übertreiben", kritisierte er gegenüber boerse.ARD.de. "Es besteht die Gefahr, dass die Marke Dax zerfasert.“
Das sieht man bei der Deutschen Börse naturgemäß ganz anders. „Der Dax ist und bleibt die bekannteste Marke der Deutschen Börse“, sagt Hartmut Graf, Leiter der Indexabteilung. Das lässt sich der Börsenbetreiber gut bezahlen. Banken müssen an die Börse Gebühren zahlen, wenn sie ihre Anlageprodukte mit den drei Buchstaben schmücken wollen.
Quelle: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_298760