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Der Artikel wurde erfolgreich verschickt!Vielen Dank. Ihr Kommentar zu diesem Beitrag wurde veröffentlicht.Ihr Leserbrief wurde an den Autor versendet.25. Mai 2008, 04:00 UhrVon Volker J. Bürck
Mit zunehmendem Alter fallen bestimmte Segelmanöver schwerer. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ingenieuren schlägt jetzt vor, neue Bediensysteme in Yachten einzubauen
Kaiserwetter auf der Ostsee: drei bis vier Windstärken, wenig Welle und über der Kieler Förde Azurblau bis zum Horizont. Wer jetzt nicht segelt, ist selber schuld.
Routiniert setzt Hans Rickert mit ein paar Kurbelbewegungen an der Winsch sein Großfall durch und blockiert die Leine, die das Großsegel oben hält, auf der dafür vorgesehenen Klemme. Der pensionierte Professor hat Zeit und Geld genug für sein Hobby. Dass er 70 Jahre auf dem Buckel hat, ist für den ehemaligen Sportmediziner kein Problem.
Für viele andere ältere Segler hingegen schon. Laut einer Untersuchung des Branchenverbands Wassersportwirtschaft (BVWW) ist fast die Hälfte aller Segel- und Motorbootbesitzer älter als 55 Jahre. Die meisten von ihnen werden zwischen dem sechzigsten und siebzigsten Lebensjahr mit dem Wassersport aufhören.
"Viele ältere Skipper fühlen sich den Anforderungen an Bord vor allem bei Manövern nicht mehr gewachsen, weil sie oft nicht mehr über ausreichend körperliche Reserven verfügen", sagt Burkhard Weisser. Er hat den Lehrstuhl für Sportmedizin in Kiel inne und verantwortet den auf drei Jahre angelegten Modellversuch "Fit & Sail". Weisser geht dazu mit seinem Team und dem Uni-Segeltrainer Andreas Märzhäuser seit September 2006 mit einer kleinen Gruppe freiwilliger Seniorensegler einmal pro Woche auf die Kieler Förde. Mit Pulsgurt und mobilen Blutdruckmessgeräten ausgerüstet, müssen Teilnehmer im Alter von 55 bis 80 Jahren an Bord einer sechs beziehungsweise zwölf Meter großen Segelyacht immer montags zwei bis drei Stunden lang Routinemanöver segeln. An Bord werden kontinuierlich ihre Herzfrequenzverläufe aufgezeichnet und die Manöverzeitpunkte gleichzeitig protokolliert.
Weisser ist dabei schon vorher über die körperliche Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen informiert. "Wir haben bei jeder Testperson die Milchsäurekonzentration im Blut unter vordefinierter Belastung bestimmt." Anhand des sogenannten Laktatwertes kann Weisser sehen, wie schnell sich eine Sauerstoffschuld im Blut beim Probanden aufbaut. "Wir haben anhand unserer Messungen gemerkt, dass die Probanden speziell beim Hissen des Großsegels, aber auch beim An- und Ablegen an ihre Belastungsgrenze kommen oder sie teilweise überschreiten", sagt Weisser. Auch der für sein Alter noch sehr sportliche Rickert macht da keine Ausnahme, wie er selbst bekennt: "Das Schlimmste ist für mich das Anlegen in der Box bei seitlichem Wind, denn dann muss ich das Boot schnell von den Festmacherpfählen abdrücken können." Rickert besitzt eine 20 Jahre alte Jeanneau von neun Meter Länge.
Dass das Segeln oft zu anstrengend wird, liegt fast immer an der auf den Yachten installierten Technik. Darum wollen die "Fit & Sail"-Initiatoren die Industrie für die Problematik sensibilisieren. Gemeinsam sollen Lösungen entwickelt werden, die den Älteren das Leben auf dem Wasser erleichtern. "Sie sollen mithilfe der Industrie auf modifizierten Booten ihr Segelhobby länger ausleben können", sagt Fit&Sail-Gründer Wolf-Dieter Mell, der auch Direktor des Instituts für Boots-Tourismus ist.
Mell hat zusammen mit der Greifswalder Hanse-Werft eine Hanse 341 mit einer von ihm entwickelten Steuerungselektronik namens "ComfoDrive" ausgestattet. Mit dieser Motorensteuerung kann ein Skipper über einen einzigen Joystick neben dem Steuerrad gleichzeitig die Hauptmaschine sowie ein jeweils am Bug und am Heck angebrachtes Querstrahlruder nutzen. "Damit manövriert der Skipper so komfortabel wie der Steuermann eines Kreuzfahrtschiffes", sagt Ingenieur Mell. Mittlerweile sei die Steuerung so verfeinert, dass es konkrete Verhandlungen mit einer großen deutschen Werft über einen serienmäßigen Einbau gebe.
Ein zweites Problem für ältere Segler sind die Winschen - spezielle Winden, mit denen die Leinen für die Segelstellung bewegt werden. "Wir werden noch diesen Sommer eine vom deutschen Hersteller MSM entwickelte sogenannte fierende Elektrowinsch an Bord testen", sagt Mell. Im Gegensatz zu den holenden Winschen, die Zugkräfte nur in eine Richtung zulassen, könne die fierende Winsch den Segler in beide Richtungen unterstützen. "Natürlich ist es genauso wichtig, dass die Position der Winsch eine gute ergonomische Bedienbarkeit gewährleistet", sagt Mell, der selbst 68 Jahre zählt.
Ältere verfügten nicht mehr über die gleichen Kräfte wie Jüngere, denen oft kein Boot sportlich genug sein kann. Dafür helfen den segelnden Rentnern oft die Erfahrung und eine Altersmilde, die riskante Manöver von vornherein ausschließt. Hans Rickert etwa setzt den Spinnaker, das große geblähte Zusatzsegel für Wind von hinten, nur noch bis Windstärke 3. Und wenn es richtig frisch bläst, zieht er als zweites Segel neben dem Großsegel lieber eine kleine Fock statt einer großen Genua auf. So segelt Hans Rickert langsamer, aber sicherer - und er will die Pinne noch lange nicht aus der Hand geben.
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