Mc Carthy läßt grüßen
Hans Bernecker: Mc Carthy läßt grüßen
Mails/Nachrichten vom 11.07.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
Mc Carthy läßt grüßen. Vor 50 Jahren waren es die Kommunisten, die in den USA hysterisch gejagt wurden, jetzt sind es die Manager, Politiker und sonstige, die irgendwann, irgendwo mit Aktien gehandelt haben. Eine typische amerikanische Übertreibung, womit ich nichts beschönigen möchte, aber in den richtigen Rahmen stelle. Das Ende solcher hysterischer Prozesse ist sehr schwer vorauszusagen. Dazu gibt es zwei Bekenntnisse in Buchform, die einiges darüber aussagen. A) Die Bekenntnisse der beiden Journalisten, die den Fall Watergate aufgedeckt hatten und die beschreiben, was anschließend in den Medien gemacht wurde und b) die Beichte des Journalisten, der die Affäre Monica Lewinsky hochgedreht hat. Das Wort nehmen Sie bitte wörtlich. Ich hoffe sehr, daß diese Art der Medienberichte jetzt nicht neue Orgien feiert.
Die Amis sind auch für andere Überraschungen gut. Am 19. Juli, also ab der nächsten Woche, wird der S + P 500 „amerikanisiert“. Das war gestern der absolute Hammer und hat natürlich erhebliche Folgen, wenn auch nur kurzfristig. Die Aussteiger sind fünf Kanadier und zwei Niederländer. Zu ersteren gehören ALCAN, INCO, NORTEL und die zwei Goldminen BARRICK GOLD und PLACER DOME. Die zwei anderen sind ROYAL DUTCH und UNILEVER, die gestern allesamt kräftig nachgaben. Das ist eine Chance zum Einstieg für die zwei letzteren nach dem Vorbild von PHILIP MORRIS vor zehn Tagen.
Die Einsteiger sind im Moment nicht erwähnenswert, weil ich sie nicht empfehle. Die Schwäche des Dow Jones zeigt an, daß der bislang stabilste Index das Septembertief ebenfalls testen wird. Es liegt bei ca. 8.500 mit Schwankungsbreite von 1 %, weil das absolute Tief von 7.926 am 21.09. nur für etwa eine Stunde galt und deshalb kein Maßstab ist. Differenz bis dahin mithin noch 3 - 4 %. Deutlich verschlechtert hat sich dagegen die Markttechnik in den bekannten Relationen, bei einem sogar leicht steigenden Umsatzvolumen auf 1,77 Mrd Stück an der Nyse und 1,5 Mrd Stück an der Nasdaq. Das sieht eindeutig schlecht aus. Erschwerend kommt hinzu, daß sich die Mehrzahl der Analysten dazu verständigt, das Downgrading weiter zu führen. Zum Beispiel gestern bei GM und FORD mit sehr dünnen Begründungen. Umgekehrt: Wenn Merrill Lynch gestern CISCO von „buy“ auf „strong buy“ hochstuft und noch merkwürdigere Gründe liefert, zeugt das von der Irritation vor Ort. Die Konsequenz heißt kurz und bündig: Warten Sie alle Fakten und Daten ab, bevor Sie auch nur einen Dollar investieren. Wenn schließlich QWEST um 32 % einbricht, weil der Staatsanwalt beim Pförtner klingelt, paßt dies ebenfalls ins Bild. Aber es gibt auch einen anderen Ansatz:
YAHOO präsentierte gestern die Zahlen für das zweite Quartal. Das weltgrößte Internetportal ist das erste Internetunternehmen, welches den Übergang von der kostenlosen zur kostenpflichtigen Dienstleistung praktiziert. Im zweiten Halbjahr erwartet YAHOO diesbezüglich ein zweistelliges Wachstum. Im letzten Quartal waren es 225,8 Mio $ nach 182,2 Mio $. Aus 48,5 Mio $ Verlust wurden inzwischen 21,4 Mio $ Gewinn. Pro Aktie sind das nur wenige Cents. Wichtig ist folgendes: Sowie es gelingt, im Internet kostenpflichtige Leistungen durchzusetzen, so ist das ein Indiz für die Werthaltigkeit von Geschäften in diesem Sektor. Deshalb müssen Sie YAHOO nicht gleich kaufen, obwohl ich es für vertretbar erachte, wenn auch sehr spekulativ, aber Sie erkennen daran, wo die Zukunft des Internet liegt. Das wird ein höchst interessantes Thema der nächsten Zeit. Der Tiefstkurs von YAHOO lag bei 8 $, aktuell knapp über 12 $, und vielleicht sind 9/10 $ auch noch möglich. Bitte beobachten.
Frankfurt wird die gestrige Wall Street nachzuzeichnen versuchen. Der technische Boden für den DAX liegt meines Erachtens bei 3.800/4.050, wie in der AB schon skizziert. Das ist wahrscheinlich, aber nicht Gewißheit. Denn wir befinden uns in der gestern beschriebenen „Endlage“. Auch hier gibt es merkwürdige Störungen. Gestern äußerte sich der Bundesbankpräsident über die deutsche Aktienbewertung. Das ist nun fachlich gesehen die letzte Adresse, die dazu noch etwas sagen kann. Nun fehlt nur noch, daß der Papst seine Einschätzung gibt. Ich sage dies sehr akzentuiert, weil es zum psychologischen Umfeld der Märkte gehört, das schon nahe an der Irrationalität liegt.
Hauptthema ist DT. TELEKOM. Die Arbeit, die die Mannschaft um Ron Sommer bisher gemacht hat, gilt auch im Unternehmen selbst als hervorragend. Ich sage Ihnen dies aus guter Kenntnis. Aber er wird nicht zu halten sein. Der Grund wird im Hause so formuliert: Die psychologische Belastung führt dazu, daß selbst die kreativste Entscheidung keine Wende in der Einschätzung bringt. Das kann nur ein neuer Kopf. Deshalb muß Ron Sommer gehen. Ich hatte es Ihnen aber schon angekündigt, was Sie heute in den Zeitungen lesen. VOICESTREAM ist bereits Gesprächspartner für die anderen Mobilfunker in den USA. Dazu nenne ich Ihnen in der nächsten AB die aktuelle Wettbewerbslage im amerikanischen Markt. Darin steckt eine höchst interessante Komponente, auf die AT+T-Boss Armstrong in Kürze eingehen wird, wie gestern verlautete. Ich bin gespannt.
DT. POST wird ein Rechtsproblem. Nach Rückfrage bei Anwälten: Juristisch gibt es kein Weisungsrecht der Regulierungsbehörde für eine einseitige Senkung des Briefportos, solange kein Wettbewerb im Markt herrscht. Die Post ist Monopolist. Setzt die Regulierungsbehörde dies durch, ergibt sich daraus zwingend ein Klagegrund der Aktionäre. Das wird ein ganz heißes Eisen. Siehe AB.
Die „Sanierungsstory“ bei MÜNCHENER RÜCK nehmen Sie bitte gelassen. Der Kapitalzuschuß für die US-Tochter resultiert vor allem aus den Ereignissen des letzten Jahres in New York. Gleiches gilt übrigens auch für ALLIANZ, womit beide meiner Limitspanne für Käufe sehr nahe gekommen sind. Bitte noch einmal nachlesen. Schließlich auch: Das Medikamentenproblem von WYETH schlägt auf SCHERING nicht durch. Entsprechende Gerüchte sind Unsinn. Auf der anderen Seite:
BMW demonstriert, was Premiummarken im Autogeschäft wert sind. Die Zahlen lasen Sie schon gestern in den Medien. Gleiches gilt für PORSCHE. Der Anteil der Premiummarke ist bei beiden am höchsten, nämlich um 95 % des Umsatzes. Bei DAIMLER liegt er wegen CHRYSLER nur bei etwa 38 %. Deshalb ist der Hebel für DAIMLER etwas geringer anzusetzen, der für die Bewertung maßgeblich ist.
Was tun Sie heute in Deutschland? 40 % Kursplus in fünf Börsentagen bei DT. TELEKOM werden zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen reizen. Spätestens ab 12 E. Damit zeigt Ihnen aber diese Aktie, welche Tradingmusik in ihr steckt. Das können Sie nur mit sehr akkurater, aber einwandfreier Markttechnik ausloten. Ich bin sicher, daß Sie damit eine ganze Menge der bisherigen Verluste wieder ausgleichen können.
Morgen geht es weiter, hoffentlich mit guten Aspekten ins Wochenende.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Mc Carthy läßt grüßen
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
Mc Carthy läßt grüßen. Vor 50 Jahren waren es die Kommunisten, die in den USA hysterisch gejagt wurden, jetzt sind es die Manager, Politiker und sonstige, die irgendwann, irgendwo mit Aktien gehandelt haben. Eine typische amerikanische Übertreibung, womit ich nichts beschönigen möchte, aber in den richtigen Rahmen stelle. Das Ende solcher hysterischer Prozesse ist sehr schwer vorauszusagen. Dazu gibt es zwei Bekenntnisse in Buchform, die einiges darüber aussagen. A) Die Bekenntnisse der beiden Journalisten, die den Fall Watergate aufgedeckt hatten und die beschreiben, was anschließend in den Medien gemacht wurde und b) die Beichte des Journalisten, der die Affäre Monica Lewinsky hochgedreht hat. Das Wort nehmen Sie bitte wörtlich. Ich hoffe sehr, daß diese Art der Medienberichte jetzt nicht neue Orgien feiert.
Die Amis sind auch für andere Überraschungen gut. Am 19. Juli, also ab der nächsten Woche, wird der S + P 500 „amerikanisiert“. Das war gestern der absolute Hammer und hat natürlich erhebliche Folgen, wenn auch nur kurzfristig. Die Aussteiger sind fünf Kanadier und zwei Niederländer. Zu ersteren gehören ALCAN, INCO, NORTEL und die zwei Goldminen BARRICK GOLD und PLACER DOME. Die zwei anderen sind ROYAL DUTCH und UNILEVER, die gestern allesamt kräftig nachgaben. Das ist eine Chance zum Einstieg für die zwei letzteren nach dem Vorbild von PHILIP MORRIS vor zehn Tagen.
Die Einsteiger sind im Moment nicht erwähnenswert, weil ich sie nicht empfehle. Die Schwäche des Dow Jones zeigt an, daß der bislang stabilste Index das Septembertief ebenfalls testen wird. Es liegt bei ca. 8.500 mit Schwankungsbreite von 1 %, weil das absolute Tief von 7.926 am 21.09. nur für etwa eine Stunde galt und deshalb kein Maßstab ist. Differenz bis dahin mithin noch 3 - 4 %. Deutlich verschlechtert hat sich dagegen die Markttechnik in den bekannten Relationen, bei einem sogar leicht steigenden Umsatzvolumen auf 1,77 Mrd Stück an der Nyse und 1,5 Mrd Stück an der Nasdaq. Das sieht eindeutig schlecht aus. Erschwerend kommt hinzu, daß sich die Mehrzahl der Analysten dazu verständigt, das Downgrading weiter zu führen. Zum Beispiel gestern bei GM und FORD mit sehr dünnen Begründungen. Umgekehrt: Wenn Merrill Lynch gestern CISCO von „buy“ auf „strong buy“ hochstuft und noch merkwürdigere Gründe liefert, zeugt das von der Irritation vor Ort. Die Konsequenz heißt kurz und bündig: Warten Sie alle Fakten und Daten ab, bevor Sie auch nur einen Dollar investieren. Wenn schließlich QWEST um 32 % einbricht, weil der Staatsanwalt beim Pförtner klingelt, paßt dies ebenfalls ins Bild. Aber es gibt auch einen anderen Ansatz:
YAHOO präsentierte gestern die Zahlen für das zweite Quartal. Das weltgrößte Internetportal ist das erste Internetunternehmen, welches den Übergang von der kostenlosen zur kostenpflichtigen Dienstleistung praktiziert. Im zweiten Halbjahr erwartet YAHOO diesbezüglich ein zweistelliges Wachstum. Im letzten Quartal waren es 225,8 Mio $ nach 182,2 Mio $. Aus 48,5 Mio $ Verlust wurden inzwischen 21,4 Mio $ Gewinn. Pro Aktie sind das nur wenige Cents. Wichtig ist folgendes: Sowie es gelingt, im Internet kostenpflichtige Leistungen durchzusetzen, so ist das ein Indiz für die Werthaltigkeit von Geschäften in diesem Sektor. Deshalb müssen Sie YAHOO nicht gleich kaufen, obwohl ich es für vertretbar erachte, wenn auch sehr spekulativ, aber Sie erkennen daran, wo die Zukunft des Internet liegt. Das wird ein höchst interessantes Thema der nächsten Zeit. Der Tiefstkurs von YAHOO lag bei 8 $, aktuell knapp über 12 $, und vielleicht sind 9/10 $ auch noch möglich. Bitte beobachten.
Frankfurt wird die gestrige Wall Street nachzuzeichnen versuchen. Der technische Boden für den DAX liegt meines Erachtens bei 3.800/4.050, wie in der AB schon skizziert. Das ist wahrscheinlich, aber nicht Gewißheit. Denn wir befinden uns in der gestern beschriebenen „Endlage“. Auch hier gibt es merkwürdige Störungen. Gestern äußerte sich der Bundesbankpräsident über die deutsche Aktienbewertung. Das ist nun fachlich gesehen die letzte Adresse, die dazu noch etwas sagen kann. Nun fehlt nur noch, daß der Papst seine Einschätzung gibt. Ich sage dies sehr akzentuiert, weil es zum psychologischen Umfeld der Märkte gehört, das schon nahe an der Irrationalität liegt.
Hauptthema ist DT. TELEKOM. Die Arbeit, die die Mannschaft um Ron Sommer bisher gemacht hat, gilt auch im Unternehmen selbst als hervorragend. Ich sage Ihnen dies aus guter Kenntnis. Aber er wird nicht zu halten sein. Der Grund wird im Hause so formuliert: Die psychologische Belastung führt dazu, daß selbst die kreativste Entscheidung keine Wende in der Einschätzung bringt. Das kann nur ein neuer Kopf. Deshalb muß Ron Sommer gehen. Ich hatte es Ihnen aber schon angekündigt, was Sie heute in den Zeitungen lesen. VOICESTREAM ist bereits Gesprächspartner für die anderen Mobilfunker in den USA. Dazu nenne ich Ihnen in der nächsten AB die aktuelle Wettbewerbslage im amerikanischen Markt. Darin steckt eine höchst interessante Komponente, auf die AT+T-Boss Armstrong in Kürze eingehen wird, wie gestern verlautete. Ich bin gespannt.
DT. POST wird ein Rechtsproblem. Nach Rückfrage bei Anwälten: Juristisch gibt es kein Weisungsrecht der Regulierungsbehörde für eine einseitige Senkung des Briefportos, solange kein Wettbewerb im Markt herrscht. Die Post ist Monopolist. Setzt die Regulierungsbehörde dies durch, ergibt sich daraus zwingend ein Klagegrund der Aktionäre. Das wird ein ganz heißes Eisen. Siehe AB.
Die „Sanierungsstory“ bei MÜNCHENER RÜCK nehmen Sie bitte gelassen. Der Kapitalzuschuß für die US-Tochter resultiert vor allem aus den Ereignissen des letzten Jahres in New York. Gleiches gilt übrigens auch für ALLIANZ, womit beide meiner Limitspanne für Käufe sehr nahe gekommen sind. Bitte noch einmal nachlesen. Schließlich auch: Das Medikamentenproblem von WYETH schlägt auf SCHERING nicht durch. Entsprechende Gerüchte sind Unsinn. Auf der anderen Seite:
BMW demonstriert, was Premiummarken im Autogeschäft wert sind. Die Zahlen lasen Sie schon gestern in den Medien. Gleiches gilt für PORSCHE. Der Anteil der Premiummarke ist bei beiden am höchsten, nämlich um 95 % des Umsatzes. Bei DAIMLER liegt er wegen CHRYSLER nur bei etwa 38 %. Deshalb ist der Hebel für DAIMLER etwas geringer anzusetzen, der für die Bewertung maßgeblich ist.
Was tun Sie heute in Deutschland? 40 % Kursplus in fünf Börsentagen bei DT. TELEKOM werden zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen reizen. Spätestens ab 12 E. Damit zeigt Ihnen aber diese Aktie, welche Tradingmusik in ihr steckt. Das können Sie nur mit sehr akkurater, aber einwandfreier Markttechnik ausloten. Ich bin sicher, daß Sie damit eine ganze Menge der bisherigen Verluste wieder ausgleichen können.
Morgen geht es weiter, hoffentlich mit guten Aspekten ins Wochenende.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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