Guten Tag! Wie lege ich 50 000 Euro an?

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Jabl:

Guten Tag! Wie lege ich 50 000 Euro an?

 
29.01.08 14:51
„Guten Tag! Wie lege ich 50 000 Euro an?“
Von Catherine Hoffmann


Drei Banken im Test: neben der Commerzbank die Dresdner Bank und die Frankfurter Sparkasse
28. Januar 2008 Das hätte sich der Anleger ja denken können: Wie auf Kommando empfehlen Bankberater im Januar 2008 - zwölf Monate vor Einführung der Abgeltungssteuer - vor allem eines: Dachfonds. Wirklich individuelles Kümmern ist eben schwierig, wenn den Privatkundenabteilungen Millionen Depots zur routinierten Verwahrung überlassen werden. Das ahnte die potentielle Kundin schon.

Sie ist zu den Vermögensberatern in die Filialen der Commerzbank, der Dresdner Bank und der Frankfurter Sparkasse gegangen. Die Damen und Herren nahmen sich rund 90 Minuten Zeit, um ihre neue Kundin kennen zu lernen: ihr Vermögen, ihr Einkommen, ihre Einnahmen und Ausgaben, ihr Alter, ihre Pläne für die Zukunft, ihre Erfahrungen mit der Geldanlage, ihre Risikofreude und einiges mehr. Darüber wurde lange geredet und alles sorgfältig auf vielen Formularseiten festgehalten. Ein Durchschlag für die Kundin, damit sie auch nachher noch weiß, wie sie heißt und was sie verdient.


Zur Belohnung 152 Seiten

Egal, wie quälend das Abfragen persönlicher Daten, Ziele und Wünsche, der steuerlichen Situation und der „Risikofähigkeit“ ist - da gibt es kein Pardon. Denn für die Bank ist die detaillierte Kenntnis ihrer Kundin eine „wichtige Voraussetzung zur optimalen Lösung ihrer Probleme“, wie es im unvermeidlichen Marketingjargon der Geldhäuser heißt. Außerdem gibt es da auch noch das neue Wertpapierhandelsgesetz - der Kundenbetreuer muss sich eben absichern, da lässt sich nichts machen.

Zur Belohnung schiebt er dann „Basisinformationen über Vermögensanlage in Wertpapieren“ über den Schreibtisch - 152 Seiten von „A“ wie „Abrechnung“ bis „Z“ wie „Zinsphasen-Anleihe“. Kommen Sie zur Dresdner Bank! Oder zu jedem anderen Institut, das sich bemüht, der Masse der Kleinanleger das Gefühl einer individuellen Beratung zu vermitteln. Und „klein“ ist jeder, der nicht wenigstens eine halbe Million Euro sein Eigen nennt.

Also waren wir als Kleinanleger unterwegs: „Guten Tag, ich habe 50.000 Euro angespart, die würde ich gern langfristig anlegen. Bis zur Rente in 30 Jahren brauche ich das Geld wohl nicht. Was können Sie mir empfehlen?“ Die Bank an meiner Seite hat doch bestimmt ein Erfolgsrezept.

Bunte Schaubilder und Katzen im Sack

Und tatsächlich verspricht die Beraterin der Commerzbank „frischen Wind für Ihre Geldanlage“ mit der „Premium-Strategie“. Ein „wachstumsorientiertes Depot“ empfiehlt die junge Frau mit den blonden Haaren, der roten Bluse und dem schwarzen Kostüm. Darin stecken bis zu 70 Prozent Aktien, die meisten Unternehmen sind in Deutschland und Europa beheimatet. Dazu ein paar Aktienfonds, Zertifikate und Anleihen. Auf dem bunten Schaubild liest der Anleger zu Hause nach, dass er mit einer solchen Strategie zwischen Oktober 1987 und September 2007 im besten Jahr 36 Prozent gewonnen und im schlechtesten 21 Prozent verloren hätte - ohne Berücksichtigung der Kosten. So simuliert es ein Modell.

Den Praxistest muss das Premium-Management fürs Vermögen erst noch bestehen. Denn das „Produkt“, wie die Bankerin es nennt, ist brandneu. „Abgeltungssteuer kommt. Jetzt handeln!“, prangt darauf. Das kostet drei Prozent Ausgabeaufschlag und jährlich 2,1 Prozent Verwaltungsvergütung, die der Commerzbank als Vertriebsprovision zufließen. Hinzu addieren sich die Kosten der Fonds und Zertifikate, die im Dachfonds stecken und nicht gesondert ausgewiesen werden.

Ein wenig günstiger geht es mit einer Fondsverwaltung namens „Allstars“, die so jung ist, dass die Beraterin noch nicht mal sagen kann, in welche Fonds das Kundengeld investiert wird. Der Sparer soll die Katze im Sack kaufen und brav zahlen, auch wenn morgen ein räudiger Kater herausspringt. Vielleicht klebt deshalb auf ihrem Bildschirm ja ein Post-it mit der Frage: „Was ist denn für Sie eine sichere Geldanlage?“

Anschub für eigene Produkte

Eine solche Blackbox mutet die Dresdner Bank ihren Kunden nicht zu. Der Berater weiß genau, was er verkauft: ein Fonds- oder wahlweise ein Vermögensmanagement im Kleid eines Dachfonds. Der Unterschied ist rasch erklärt: Das günstigere Fondsmanagement vertraut allein auf hauseigene Fondsmanager, während im Vermögensmanagement auch auf fremde Fonds zurückgegriffen wird. Die Betonung liegt auf „auch“.

Auch bei der Frankfurter Sparkasse versucht der Berater unverholen, den Absatz der Eigenmarke „Deka“ anzuschieben. Allen Ernstes empfiehlt der freundliche Herr als langfristige Geldanlage eine Kombination aus Bankschuldverschreibung und dem Deka-Umweltinvest, einem auf alternative Energien und Ökoaktien spezialisiertem Fonds, der allein im laufenden Jahr 15 Prozent einbüßte. Der Sparer kann sich nicht erinnern, sich als Öko geoutet zu haben. Aber vielleicht war es ja ein Fehler, ein Investment für die nächsten 30 Jahre zu fordern, also eine Anlage für die Zukunft.

Selbst ist der Anleger

Verwunderlich ist das enttäuschende Ergebnis dieses kleinen Selbstversuchs nicht. Der Wettbewerb unter den Banken ist enorm, die Kundenberatung kostenlos. Dass sich Beratung zum Nulltarif nicht in erster Linie um die Bedürfnisse des Kunden dreht, sondern darauf abzielt, ihm eine Geldanlage zu verkaufen, an der vor allem die Bank gut verdient, ist nur logisch.

Würden die Bank und ihre Berater am Anlageerfolg der Kunden beteiligt statt an den Gebühren, sähen die Depots vermutlich anders aus. So aber wird der Privatanleger mit Beratung nach „Schema F“ abgespeist. Nach drei Verkaufsgesprächen hat der Anleger begriffen: Wer gute und individuelle Empfehlungen wünscht, muss sich selbst helfen und auf eigene Faust investieren. Das macht zwar Arbeit, ist aber frei von Provisionsinteressen.
Jabl
biergott:

machen das Banken so?

 
29.01.08 14:56
Sadaukar:

und welche Erkenntnis ist jetzt neu???

 
29.01.08 15:19

komm den mal mit einem Mix aus Indexfonds, dann willste auch noch Edelmetalle, oder gar Fonds kaufen, die nicht auf deren Vertriebsliste stehen, am besten auch noch über die Börse, herrlich, das Gesicht.

Ich hab meine Kohlöe jetzt langfristig angelegt, dann die Bank gewechselt und mir bestätigen lassen, dass das Depot kostenfrei bleibt (10 Jahre)!

Bei derart hohen Kosten, die die Banken verlangen, müssen die im durchschnitt bis zu 5% bessere Renditen fahren als der Markt, in Nischensektoren sicherlich sinnvoll, doch bei Basisinvestments, weg von diesen strukturierten Produkten.

Schon mal darüber nachgedacht, wenn die Experten so super gut sind, weshalb verkaufen die nicht alle Ihr klein klein Geschäft und verwalten nur noch das eigene Geld?? Gebühren fressen Rendite auf.................  

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