Malik Aktuell
18.05.2003
Update: Deflation ist Realität
- Zweckoptimismus am Ende
- Beschönigung für niemanden gut
- Überblick über Wirtschaftszahlen
Wahrnehmungsfalle - Denkblockade
Die schlechten Wirtschaftszahlen seien "Nahrung für Pessimisten", schrieb vor etwa zwei Wochen der Wirtschaftschefredakteur einer grossen Schweizer Tageszeitung als Kommentar unter seine publizierten Grafiken.
So wie er sind viele Meinungsmacher auf die Polarität "Optimismus - Pessimismus" fixiert. Ich habe seit langem meine Leser in dieser Kolumne davor gewarnt, in diese Wahrnehmungs- und Denkfalle zu tappen. Meine Empfehlung ist seit Jahren: Nüchterner Realismus. Von Chefredakteuren darf man präzisen Umgang mit der Srache erwarten. Die richtige Bildunterschrift wäre gewesen: "Nahrung für Skeptiker". Man kann jedem nur gratulieren, der in den letzten Jahren gesunde Skepsis für die publizierten Zahlen hatte. Sie haben sich immer und immer wieder als falsch erwiesen - und zwar immer auf dieselbe Weise: sie sind geschönt, sie zeigen nicht die Wirklichkeit sondern ein Wunschbild.
Schönreden hilft niemandem
Es ist falsch zu glauben, man könne die Wirtschaft schönreden. Der Aufschwung beginnt nicht - wie immer wieder behauptet wird - im Kopf; das ist die Erfindung naiver Werbeleute. Der Aufschwung beginnt in den Bilanzen, in den Geldbörsen der Menschen, und vor allem in der Verschuldung der öffentlichen Hände, der Unternehmen und er Privaten. (Für eine Begründung verweise ich auf meinen monatlichen Management Letter 08/98). Dort finden nur wenige einen Grund für den Glauben an einen kurz bevorstehenden Aufschwung. Daher sind sie mit Recht zurückhaltend. Vollmundige Beschönigungsversuche verstärken nicht das Vertrauen sondern sie bewirken das Gegenteil: sie ruinieren die Glaubwürdigkeit jener, die ihnen das zumuten.
Update der Wirtschaftszahlen: Deflation
Das Europäische Sozialprodukt ist im ersten Quartal gesunken. Nach Jahren sinkender Zuwachsraten, die zusammen mit anderen Indikatoren ein klarer Vorbote einer deflationären Entwicklung waren, zeigt sich jetzt die Realität. Es zeigt sich auch, dass, wie ich immer wieder betone, Deutschland keineswegs einen (negativen)Sonderfall darstellt; als mit Abstand grösste Wirtschaft Europas ist Deutschland aber von der deflationären Lage besonders betroffen. Damit will ich nicht politische Fehler entschuldigen, sondern zur Verhältnismässigkeit der Diskussion beitragen.
Der US Producer Price Index ist im April um 1,9% zurückgegangen; das ist der stärkste Rückgang seit der Index 1947 ertmals veröffentlicht wurde. Makabererweise wird das heruntergespielt, indem man sagt, der Rückgang sei auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Noch vor wenigen Monaten hörten wir, einer der Gründe für den Irak-Krieg sei die Gefahr steigender Energiepreise, die schlecht für die US-Wirtschaft wären. Jetzt sind sie gesunken, und jetzt ist das schlecht. Manche Ökonomen sind vor allem Wendehälse. Aber selbst wenn man die Energiepreise herausrechnet, bleibt der Produzentenpreisindex mit 0.9% negativ, und das ist noch immer der stärkste Rückgang seit 10 Jahren. Das ist Deflation.
Die US-Industrieproduktion ist im April um 0,5% gesunken. Während der letzten 12 Monate sind 1,57 Mio Arbeitslose hinzugekommen, was einen US-Gesamtstand ovn rund 8,8 Mio Arbeitslosen ergibt, ein 10-Jahres Höchststand, wobei diese (offizielle) Zahl klar geschönt ist.
Die Einzelhandelsumsätze gehten zurück; mit minus 0.1% gabe es die schlechteste Ostersaison seit 17 Jahren. Die Housing Starts sind im April um 6.8% gesunken, womit der letzte Bubble-Bereich, der Immobiliensektor ebenfalls Risse zeigt.
Ausblick
Konjunktur: Wir stehen, wie ich seit langem dargelegt habe, am Beginn der deflationären Wirtschaftsentwicklung, und nicht am Anfang eines Aufschwunges, wie er immer wieder herbeizureden versucht wird. Die Linie dieser Kolumne ist diesbezüglich absolut geradlinig. Ich bekomme wöchentlich Zuschriften von Unternehmern und Managern, die ihre Firmen darauf eingerichtet haben und vorbereitet sind.
Aktien: Die selbstgefällige Stimmung, die sich besonders an den US-Börsen aufgrund der Kurserholung seit März breitgemacht hat, ist der sicherste Indikator dafür, dass die Baisse noch lange nicht zu Ende ist. Man darf sich vom Geschwätz der Kommenatatoren nicht irreführen lassen. Die Ueberraschungen werden auf der Abwärtsseite kommen. Die Auf- und Seitwärtsbewegung hat etwas länger gedauert, als ich angenommen habe. Sie liegt in den letzten Zügen. Man muss sich rechtzeitig auf die nächste Bewegung vorbereiten, sonst ist man auf der falschen Seite engagiert oder verpasst eine gute Gewinnchance. Aus diesem Grunde ist es wichtig, früh genug darauf hinzuweisen.
Uebrigen, die Insider wissen das und verkaufen. In den letzten Wochen: e-Bay (41 Mio $), Microsoft (311 Mio $), Integr. Circ.Systems (58 Mio $) und Ted Turner hat 784 Mio $ AOL-TimeWarner verkauft.
Gold: Wir sind noch nicht am Ende des Preisrückganges. In dieser Kolumne habe ich am 2. 12. 02 eine Marke von rund 200 $ angegeben. Ich denke, dass auch hier die Erholung zu Ende geht.
Dollar: Der Dollar ist, wie ich es ebenfalls dort sagte, hart und rasch gefallen, sogar noch etwas weiter, als ich angenommen hatte. Die Erholung, die ich seit Mitte März erwarte, ist überfällig. Es ist gut möglich, dass sie sofort eintritt, jetzt, wo die Stimmung und die Nachrichten der Kommentatoren aufgrund der neuen Tiefstkurse vom Freitag am schlechtesten sind. Alle erwarten tiefere Dollarkurse und haben ganz gewichtige Gründe dafür: ein starkes Indiz, dass das Gegenteil kommen wird.
Zinsen: Auch hier ist die Entwicklung am langen Ende (10- und 30-Jahres Bonds)noch etwas weiter nach unten gegangen. Es sind dennoch die letzten Schritte. Die Zinsen werden drehen.
mfG: Speculator
18.05.2003
Update: Deflation ist Realität
- Zweckoptimismus am Ende
- Beschönigung für niemanden gut
- Überblick über Wirtschaftszahlen
Wahrnehmungsfalle - Denkblockade
Die schlechten Wirtschaftszahlen seien "Nahrung für Pessimisten", schrieb vor etwa zwei Wochen der Wirtschaftschefredakteur einer grossen Schweizer Tageszeitung als Kommentar unter seine publizierten Grafiken.
So wie er sind viele Meinungsmacher auf die Polarität "Optimismus - Pessimismus" fixiert. Ich habe seit langem meine Leser in dieser Kolumne davor gewarnt, in diese Wahrnehmungs- und Denkfalle zu tappen. Meine Empfehlung ist seit Jahren: Nüchterner Realismus. Von Chefredakteuren darf man präzisen Umgang mit der Srache erwarten. Die richtige Bildunterschrift wäre gewesen: "Nahrung für Skeptiker". Man kann jedem nur gratulieren, der in den letzten Jahren gesunde Skepsis für die publizierten Zahlen hatte. Sie haben sich immer und immer wieder als falsch erwiesen - und zwar immer auf dieselbe Weise: sie sind geschönt, sie zeigen nicht die Wirklichkeit sondern ein Wunschbild.
Schönreden hilft niemandem
Es ist falsch zu glauben, man könne die Wirtschaft schönreden. Der Aufschwung beginnt nicht - wie immer wieder behauptet wird - im Kopf; das ist die Erfindung naiver Werbeleute. Der Aufschwung beginnt in den Bilanzen, in den Geldbörsen der Menschen, und vor allem in der Verschuldung der öffentlichen Hände, der Unternehmen und er Privaten. (Für eine Begründung verweise ich auf meinen monatlichen Management Letter 08/98). Dort finden nur wenige einen Grund für den Glauben an einen kurz bevorstehenden Aufschwung. Daher sind sie mit Recht zurückhaltend. Vollmundige Beschönigungsversuche verstärken nicht das Vertrauen sondern sie bewirken das Gegenteil: sie ruinieren die Glaubwürdigkeit jener, die ihnen das zumuten.
Update der Wirtschaftszahlen: Deflation
Das Europäische Sozialprodukt ist im ersten Quartal gesunken. Nach Jahren sinkender Zuwachsraten, die zusammen mit anderen Indikatoren ein klarer Vorbote einer deflationären Entwicklung waren, zeigt sich jetzt die Realität. Es zeigt sich auch, dass, wie ich immer wieder betone, Deutschland keineswegs einen (negativen)Sonderfall darstellt; als mit Abstand grösste Wirtschaft Europas ist Deutschland aber von der deflationären Lage besonders betroffen. Damit will ich nicht politische Fehler entschuldigen, sondern zur Verhältnismässigkeit der Diskussion beitragen.
Der US Producer Price Index ist im April um 1,9% zurückgegangen; das ist der stärkste Rückgang seit der Index 1947 ertmals veröffentlicht wurde. Makabererweise wird das heruntergespielt, indem man sagt, der Rückgang sei auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Noch vor wenigen Monaten hörten wir, einer der Gründe für den Irak-Krieg sei die Gefahr steigender Energiepreise, die schlecht für die US-Wirtschaft wären. Jetzt sind sie gesunken, und jetzt ist das schlecht. Manche Ökonomen sind vor allem Wendehälse. Aber selbst wenn man die Energiepreise herausrechnet, bleibt der Produzentenpreisindex mit 0.9% negativ, und das ist noch immer der stärkste Rückgang seit 10 Jahren. Das ist Deflation.
Die US-Industrieproduktion ist im April um 0,5% gesunken. Während der letzten 12 Monate sind 1,57 Mio Arbeitslose hinzugekommen, was einen US-Gesamtstand ovn rund 8,8 Mio Arbeitslosen ergibt, ein 10-Jahres Höchststand, wobei diese (offizielle) Zahl klar geschönt ist.
Die Einzelhandelsumsätze gehten zurück; mit minus 0.1% gabe es die schlechteste Ostersaison seit 17 Jahren. Die Housing Starts sind im April um 6.8% gesunken, womit der letzte Bubble-Bereich, der Immobiliensektor ebenfalls Risse zeigt.
Ausblick
Konjunktur: Wir stehen, wie ich seit langem dargelegt habe, am Beginn der deflationären Wirtschaftsentwicklung, und nicht am Anfang eines Aufschwunges, wie er immer wieder herbeizureden versucht wird. Die Linie dieser Kolumne ist diesbezüglich absolut geradlinig. Ich bekomme wöchentlich Zuschriften von Unternehmern und Managern, die ihre Firmen darauf eingerichtet haben und vorbereitet sind.
Aktien: Die selbstgefällige Stimmung, die sich besonders an den US-Börsen aufgrund der Kurserholung seit März breitgemacht hat, ist der sicherste Indikator dafür, dass die Baisse noch lange nicht zu Ende ist. Man darf sich vom Geschwätz der Kommenatatoren nicht irreführen lassen. Die Ueberraschungen werden auf der Abwärtsseite kommen. Die Auf- und Seitwärtsbewegung hat etwas länger gedauert, als ich angenommen habe. Sie liegt in den letzten Zügen. Man muss sich rechtzeitig auf die nächste Bewegung vorbereiten, sonst ist man auf der falschen Seite engagiert oder verpasst eine gute Gewinnchance. Aus diesem Grunde ist es wichtig, früh genug darauf hinzuweisen.
Uebrigen, die Insider wissen das und verkaufen. In den letzten Wochen: e-Bay (41 Mio $), Microsoft (311 Mio $), Integr. Circ.Systems (58 Mio $) und Ted Turner hat 784 Mio $ AOL-TimeWarner verkauft.
Gold: Wir sind noch nicht am Ende des Preisrückganges. In dieser Kolumne habe ich am 2. 12. 02 eine Marke von rund 200 $ angegeben. Ich denke, dass auch hier die Erholung zu Ende geht.
Dollar: Der Dollar ist, wie ich es ebenfalls dort sagte, hart und rasch gefallen, sogar noch etwas weiter, als ich angenommen hatte. Die Erholung, die ich seit Mitte März erwarte, ist überfällig. Es ist gut möglich, dass sie sofort eintritt, jetzt, wo die Stimmung und die Nachrichten der Kommentatoren aufgrund der neuen Tiefstkurse vom Freitag am schlechtesten sind. Alle erwarten tiefere Dollarkurse und haben ganz gewichtige Gründe dafür: ein starkes Indiz, dass das Gegenteil kommen wird.
Zinsen: Auch hier ist die Entwicklung am langen Ende (10- und 30-Jahres Bonds)noch etwas weiter nach unten gegangen. Es sind dennoch die letzten Schritte. Die Zinsen werden drehen.
mfG: Speculator